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Keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern eine mit Leidenschaft verfasste StreitschriftBuchrezension: „Wenn es um Israel geht, bin ich befangen.“

ALSFELD. „Ich bin kein Antisemit aber…“, so und ähnlich schallt es aus Deutschland wenn es zu einer Diskussion um Israel kommt. Wie unbefangen können sich die Kinder und Enkel von Mördern und Mitläufern überhaupt über Israel und Juden äußern? Diese Frage versuchen Georg M. Hafner und Esther Schapira in ihrem Buch „Israel ist an allem schuld. Warum der Judenstaat so gehasst wird“ auf den Grund zu gehen.

„Ob es regnet, ob es hagelt, ob es schneit oder ob es blitzt, ob es dämmert, ob es donnert, ob du frierst oder ob du schwitzt, ob es schön ist, ob’s bewölkt ist, ob es taut oder ob es gießt, ob es nieselt, ob es rieselt, ob du hustest oder ob du niest: An allem sind die Juden schuld…“

Eindringliche und deutliche Worte leiten ihre Streitschrift ein. Worte, die bereits 1931 für viel Diskussion sorgten. Eigentlich wollten die Journalisten Georg M. Hafner und Esther Schapira ein „Schwarzbuch Antisemitismus“ schreiben, doch der Gaza-Krieg veränderte alles. „Kindermörder Israel“ oder „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ hallte es im Sommer 2014 auf Demonstrationen oder im Internet durch Deutschland. Hassparolen, die erschreckend an eine Zeit erinnern, mit der wohl kein deutscher Bürger mehr in Verbindung gebracht werden möchte – geschweige denn an sie denken möchte! Also: Wann schlägt Kritik am jüdischen Staat in Antisemitismus um?

Zwischen Antisemitismus und Antizionismus

„Ich, ein Judenfeind? Nein absolut nicht. Ich bin nur gegen Israel und für die Palästinenser“ – eine Aussage, die beiden Autoren mittlerweile zum Hals raus hänge. Eine Aussage, in die sich Demonstranten auf deren Banner „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein“ stand, flüchten. „Das ist doch kein Antisemitismus – oder doch? Ich kritisiere doch nur.“ Aha – hier haben wir wieder ein anderes Wort, das in diesem Zusammenhang als viel wichtiger erachtet wird: Israelkritik. „Das kann man ohne Weiteres sagen. Deutschland ist ein freier Staat und ich kann kritisieren was ich möchte.“ Wenn es doch nur so einfach wäre!

„Der moderne Antisemit schlüpft in das Gewand des Antizionisten und stellt sich dumm.“

Wie viel Judenhass aber steckt im deutschen Antizionismus? Die Kritik an Israel habe in Deutschland mittlerweile System, so die beiden Autoren. Kein anderes Land werde so hartnäckig und scharf kritisiert. Wer die einfache Behauptung aufstellt, Israel führe einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Palästinenser, ohne dabei auch die Fehler deren Politik zu beachten, wer die Menschenrechtsverletzungen anprangert oder wer über eine Existenzberechtigung Israels diskutiert, der muss sich laut der Autoren die Frage gefallen lassen, wie antisemitisch er ist. Ganz einfach schwingt in jeder Israelkritik ein Fünkchen Judenhass mit.

In dem Buch wird diesbezüglich der israelische Journalist Eldad Beck zitiert: „In Deutschland denken viele Leute etwas, sagen es aber nicht, sondern haben sehr gute Methoden der Tarnung entwickelt, um ihre Meinung zu äußern“. Die kritische Frage ist in Wahrheit gar keine Frage mehr sondern eine Tarnung einer Schuldzuweisung. Israel ist an allem schuld – eine Frage, die gar nicht gestellt ist, da viele bereits davon ausgehen zu wissen wer verantwortlich ist.

Moderner Judenhass

Woher kommt die heftige Kritik an Israel? Kann es sein, dass die Kritik an Israel einem anderen Zweck dient? Hier sind sich die Autoren einig: Viele Deutsche haben ein Problem mit Israel weil es ein Judenstaat ist. Ein neuer, moderner Judenhass, der den Staat pauschal kritisiert und verdammt und sich nicht lediglich auf einzelne politische Entscheidungen bezieht.

Die Autoren plädieren für einen fairen Umgang mit Israel und seiner Politik und legen mit polarisierender Wahrheit das Ausmaß zwischen offizieller Politik und Volksmeinung offen. Auf über 300 Seiten wird allerdings keine eindeutige Antwort auf darauf gefunden, warum der Judenstaat in Deutschland so gehasst wird. Vielleicht ist es die Erinnerung an dunkle Zeiten der deutschen Geschichte, mit der man nicht konfrontiert werden möchte. Vielleicht dient es dabei der Abwehr von Schuldgefühlen – eine mögliche Erklärung, die allerdings nur ein Annäherungsversuch darstellt.

Wer Israel kritisieren will, sollte vorher darüber nachdenken

Ein Buch, das mit Leidenschaft geschrieben ist. Ein Buch, das nicht nur nackte, wissenschaftliche Fakten auf den Tisch legt, sondern mit Emotionen aus wahren Geschichten geschrieben ist. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und welches unbedingt gelesen werden sollte.

„Dies ist ein schmerzliches, aber notwendiges Buch über den ältesten Hass, getarnt als Antizionismus. Mit Klarheit, Intelligenz und schonungsloser Ehrlichkeit beleuchten Hafner und Schapira die postmodernen Symptome der chronischen Krankheit mit dem Namen Antisemitismus. Nein, dies ist kein Buch für Zartbesaitete, aber die bittere Wahrheit, die sie zeigen, wird uns die Augen öffnen – hoffe ich.“ (Leon de Winter)

von Luisa Stock

2 Gedanken zu “Buchrezension: „Wenn es um Israel geht, bin ich befangen.“

  1. Geld regiert die Welt.
    Geld regiert die USA.
    Wer hat das meiste Geld und damit den größten Einfluss in politische Entscheidungen in den USA?
    Damit ist geklärt was Israel darf, kann und was toleriert wird und was eben die bösen Araber nicht dürfen.
    Wieso schwingt da immer ein Fünkchen Antisemitismus mit? Wer sagt das ?
    Ich habe keine Schuld, meine Eltern auch nicht!
    Warum wird das Thema immer wieder angebracht. In meinen Augen ist das gewollte politische Erpressung, wir haben einfach nur die Klappe zu halten weil wir sind alle Schuld.
    Völkermord gab es immer und immer wieder. Fragen Sie einen Türken nach Armenien. Das Endet mit Knast.
    In Frankreich wird Napoleon abgöttisch Verehrt. Er war ein Massenmörder und nicht besser wir der ex. Führer.
    Und die Israelis lassen keinen Grund unbeantwortet um zuzuschlagen und ebenfalls unschuldige zu töten und zu vertreiben.
    Uns Vorhaltungen machen und selber im Glaskasten sitzen, so sieht es aus.

  2. und weil die sich so unschuldig geben, wollen sie unbedingt das Atomkraftwerk im Iraq plattmachen, quasi als Angriffsverteidigung, gell?

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