Nach 25 Jahren: Der Hessenhallen-Geschäftsführer geht stilvoll in Ruhestand – 80 GästeEin großer Abschied von der „Ära Wigbert Hill“
ALSFELD (aep). Es war klar, dass so ein Mann nicht einfach geht. Wer wie Wigbert Hill in einem Vierteljahrhundert aus einer Viehauktionshalle ein Veranstaltungszentrum gemacht hat, der bekommt einen pompösen Abschied – so einen, wie er am Dienstagabend in der Hessenhalle zur Stunde stattfindet. Der Geschäftsführer geht von Bord, und mit ihm feiern 80 illustre Gäste aus Politik und Wirtschaft – nicht ohne Wigbert Hill mit vielen guten Worten und einem Rückblick zu bedenken. „Eine Ära geht zu Ende“, fasste Landrat Manfred Görig zusammen.
Zum dem Anlass schien das Who is Who der Vogelsberger Wirtschaft und Politik versammelt: Neben Landrat Görig war zum Beispiel auch Bürgermeister Stephan Paule in der festlich geschmückten Hessenhalle dabei, nebst seinem Kirtorfer Kollegen Ulrich Künz. Vertreter von Bauern- und Jagdverbänden nahmen ebenso teil wie von Vogelsberger Unternehmen – beispielgebend der Vorstandsvorsitzende der VR Bank Hessenland, Helmut Euler, oder Ruth Herget-Klesper, die Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Lauterbacher Burgbrauerei. Sämtlich „Menschen, die irgendwie etwas mit Wigbert Hill zu tun hatten“, erklärte Horst Kaisinger, der Vorsitzende der Zucht- und Besamungsunion Hessen (ZHB) – dem Arbeitgeber.
Er erinnerte an die Anfänge, als Wigbert Hill vor 25 Jahren noch im Verband der hessischen Rinderzüchter als Bilanzbuchhalter in Kassel begonnen hatte, als in Alsfeld gerade die Hessenhalle fertig gestellt worden war. Man beauftragte ihn, für die neue Hessenhalle Veranstaltungen zu organisieren – ohne zu ahnen, was daraus werden würde. Bis zu dem Tag, an dem dann 2005 die Hessenhalle vom Anhängsel der ZBH zu einer eigenständigen GmbH wurde, habe Wigbert Hill gezeigt, wie aus einer Aufgabe mehr werden kann: „Das ist nicht nur ein Job“, sagte Horst Kaisinger, „das ist Leidenschaft!“ Deshalb sei es auch nicht einfach gewesen, einen Nachfolger zu finden, bis Christian Schmidt antrat, in die großen Fußstapfen seines Vorgängers zu treten.
„Wigbert Hill hat Marksteine gesetzt“, stellte auch Landrat Görig fest. „Er ist einer, der sich von unten nach oben gearbeitet hat“, und die Hessenhalle sei längst über ihre ursprüngliche Aufgabe hinaus gewachsen: „Die Hessenhalle ist eine Perle für die Region geworden!“, betonte Görig: „unverzichtbar für die Außenwirkung des Vogelsbergkreises.“
Dank und Auszeichnung für den ausscheidenden Geschäftsführer: von Landrat Manfred Görig (oben) und von Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule.
Auch Bürgermeister Stephan Paule würdigte Wigbert Hill als einen Geschäftsführer, der eine Ära begründete. Eine Ära, in der auch Stars nach Alsfeld kamen, erklärte Paule und erinnerte beispielgebend an den Auftritt von André Rieu, der mit elf Trucks vorfuhr. „Er hat große Begeisterungsfähigkeit in die Halle eingebracht!“ Nun gebe er „sein Kind“ weiter, stellte Paule fest und schloss: „Du weißt dieses Erbe in guten Händen.“ Sprach’s und zeichnete den Ausscheidenden für seine Verdienste um den Standort Alsfeld mit Ehrenteller und der Goldenen Ehrennadel der Stadt aus.
Wigbert Hill selbst erinnerte auch an die Anfänge, als er den Auftrag bekam, in der Ende 1990 fertig gestellten Auktionshalle ein paar zusätzliche Veranstaltungen unterzubringen, um die Kostendeckung zu verbessern. „Ich sollte was draus machen.“ Er dankte dem ZBH-Vorstand, dass er dann freie Hand bekam, „mich hier auszutoben“ – dankte auch seinen Mitarbeitern, bei der Umsetzung der Pläne immer mit viel Einsatz dabei gewesen zu sein. Im Frühjahr 1991 kam dann ein Anruf von dem städtischen Mitarbeiter Günther Krämer, der für ein Konzert eine Ausweichhalle suchte: Das war der Startschuss. Langsam wuchsen dann mit den Veranstaltungen auch die Austattung der Halle „Wir wollten nichts überstürzen“, erinnerte Hill. Anfangs gab es nicht einmal Umkleiden für die Künstler.
Ein ganzer Abend für sie: Hannelore und Wigbert Hill in der Hessenhalle. Links: ZBH-Vorsitzender Horst Kaisinger.
Was folgte, ist Geschichte: Musikgrößen wie Herbert Grönemyer, die Schürzenjäger, Wolfgang Petri, PUR oder gleich zweimal die Kelly Family traten in der Hessenhalle auf. Längst ist eine ganze Reihe großer Messen darin etabliert – und längst sind aus der einen Halle drei geworden. „Er hat ein gutes Fundament gebaut“, stellte der Nachfolger Christian Schmidt in einer kurzen Ansprache fest – das wolle er im gleichen Stil beibehalten und ausbauen.
Einen Wunsch äußerte Wigbert Hill zuletzt noch, ehe Mitglieder des Alsfelder Carnevalclubs in einer Sketch-Serie den Alltag der Hessenhallen-Geschäftsführung humorig nachspielten, wie man ihn sich eben vorstellen könnte. Es geht um einen „Traum“, den er nicht mehr verwirklichen konnte, erklärte Hill in Richtung des ZBH-Vorstands: eine vierte Halle. „Schieben Sie bitte die Halle 4 nicht auf die lange Bank. Sie werden sie brauchen!“
Dann lüftete Wibgert Hill noch ein kleines Geheimnis: nämlich, dass er vor seinen Eröffnungansprachen etwa bei Messen stets „aus medizinischen Gründen“ einen Schnaps getrunken habe – nur einen. An seinem Abschiedsabend aber werde es wohl einer mehr werden, sagte Hill, ehe er zu einem gemütlichen Abend „ohne Polizeistunde“ einlud.
Spaß mit dem ACC: Torsten Funk und Ira Schuchardt spielten auf humorige Art den Alltag in der Hessenhalle nach.
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