120 Schülerinnen und Schüler der AvH präsentierten Gründungsideen – Beste Teams beim Startup-Weekend MittelhessenUnternehmensgeist am Gymnasium: 26 Geschäftsideen in vier Tagen
LAUTERBACH (ol). Im Rahmen eines viertägigen Gründungsworkshops haben 120 Schülerinnen und Schüler der E-Phase der Alexander-von-Humboldt-Schule in Lauterbach 26 kreative Geschäftsideen entwickelt und vor einer Expertenjury präsentiert. Das Projekt wurde von der Schule in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises und regionalen Partnern durchgeführt. Die besten Teams gewannen die Teilnahme am Startup-Weekend Mittelhessen.
Dass man an der Schule fürs Leben lernen sollte, sind sich alle einig. An der AvH in Lauterbach wurde diesem Gedanken kurz vor den Ferien mit fast einer ganzen Woche Rechnung getragen: Unter der Federführung von Studiendirektor Oliver Stoy und in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises fand für die 120 Schülerinnen und Schüler der E-Phase ein Gründungsworkshop statt. Professionell unterstützt und begleitet wurde dieser von zahlreichen Kooperationspartnern und Unternehmen, so heißt es in er Pressemitteilung des Lauterbacher Gymnasiums.
Sie alle begrüßte Oliver Stoy zum Auftakt in der Aula der Schule. „Die beste Möglichkeit, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie selbst zu gestalten“. Mit diesem Zitat ermunterte Stoy die jungen Menschen, gemeinsam mit allen Anwesenden vier Tage die spannende Welt des Unternehmertums zu entdecken und sich mit Kompetenzen zu beschäftigen, die für die Zukunft immer wichtiger werden: digitale Fähigkeiten, wirtschaftliches Denken und unternehmerischer Mut. „Unser Ziel ist es, euch das Rüstzeug mitzugeben, um vielleicht schon bald eigene Ideen in erfolgreiche Unternehmen zu verwandeln – und das am liebsten hier bei uns in der Region.“
Als Unterstützer dafür waren am ersten Tag Andrea Ortstadt und Stefanie Feuerfeil von der Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises vor Ort. Benjamin Stuchly vom Regionalmanagement Mittelhessen und Sabine Glinke vom Technologie- und Innovationszentrum Gießen nahmen teil, genauso wie Jeremias Rockel von der zweikopf-Agentur und Alexander Goller von GOMEDIIA – beides ehemalige Schüler der AvH.
Andrea Ortstadt bekräftigte in ihre Begrüßung das Lob für die Initiative der Schule: „Eine Woche nutzen, um sich auszuprobieren, Ideen zu sammeln und sich auszutauschen, ist eine hervorragende Basis für alle Möglichkeiten, die man nach der Schule hat.“
Jeremias Rockel skizzierte für die Schülerinnen und Schüler seinen Weg von der AvH bis zum erfolgreichen Unternehmer in Lauterbach: Er sprach von Umwegen und Stolpersteinen, von Mut und Glück, von den richtigen Partnern und kleinen und großen Schritten. Sein motivierender Vortrag machte Mut, den eigenen Weg zu gehen. Gleichzeitig sprach Rockel auch über Verluste und Risiken auf dem Weg in die Selbständigkeit. Die Erfahrung nach fast zehn Jahren „Zweikopf“ zeige, dass man vieles schaffen könne, auch wenn niemals alles klappt.
Die Fragen der Schülerinnen und Schüler an Jeremias Rockel zeugten von großem Interesse. Oliver Stoy ergänzte: „Genau wie Jeremias könnt ihr eure Unternehmensideen bereits in der Oberstufe weiterentwickeln. Die notwendigen Skills hierfür erlangt ihr auf eurem erfolgreichen Weg zum Abitur.
Darüber, ob eine Idee wirklich trägt, wie man sie in die Realität überführen kann, welche Fallstricke es gibt und was außer der guten Idee noch nötig ist, sprach danach Benjamin Stuchly.
Die Arbeitsphasen in den kommenden Tagen waren geprägt von unterschiedlichen Schritten auf dem Weg zum Pitch: Das Ziel der Woche war, dass die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen – 26 an der Zahl – Ideen für ein Unternehmen entwickeln, diese Ideen bewerten und anhand verschiedener Recherchen und Analysen auf ihre Erfolgsaussichten hin prüfen. So galt es u.a. Zielgruppen zu identifizieren, Finanzierungen auszuloten, Fördermittel zu beschaffen und Geschäftspartner zu überzeugen. Mit einem KI-Assistenten, der im Rahmen einer neuen Bildungspartnerschaft der Schule mit dem KI-Startup Paddy entwickelt wurde, konnten die Jungunternehmer verschiedenen Fragen nachgehen, u.a. half er ihnen, ihre Ideen zu verfeinern, Businesspläne zu entwickeln und Logos zu entwerfen. Die Erstellung der Businesspläne erfolgte mit dem kollaborativen Online-Tool MIRO, mit dem die Schüler jederzeit und von verschiedenen Orten gemeinsam arbeiten konnten.
Ein Live-Pitch von Senouci Allam (EduTecs GmbH) zeigte den Schülerinnen und Schülern, wo es bis zum Wochenende hingehen sollte: die perfekte, kraftvolle und leidenschaftliche Präsentation einer Idee vor möglichen Sponsoren, Kunden oder Geschäftspartnern. Im weiteren Verlauf lernten die Junggründer Möglichkeiten von und Anforderungen an Unternehmen kennen. Dazu referierte Dr. Matthias Langner von der Handwerkskammer Gießen. Weitere Referenten und Unterstützer der Angebote waren Florian Albinger und Katharina Most (Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH), Christian Wagner (Rotary Club), Sabine Glinke (Technologie- und Innovationszentrum Gießen GmbH), Björn Langenberg (AgiLernen GmbH), Philipp Stehling und Thomas Schmidt (oneplus GmbH), Josua Schmidt (Wirtschaftsjunioren) sowie Alisa Wohlfahrt und Kathrin Janisch von der Stadt Lauterbach.
Mit den fünf Pitches der Klassensieger endete am Freitag dann diese nachhaltige Woche, in der die Schülerinnen und Schüler auch in ihrer Stadt recherchiert hatten: Sie waren Location Scouts und hatten Menschen befragt. Viele der Unternehmensideen zeigten einen lokalen Bezug und warfen damit ein Licht auf noch viele unentdeckte Möglichkeiten. Davon zeigte sich sowohl die Schulleitung als auch die Jury – besetzt mit Landrat Dr. Jens Mischak, Katharina Most, Jeremias Rockel und Christian Wagner – beeindruckt und manchmal auch überrascht. Vier Tage, sieben Vorträge, ein KI-Assistent, mehr als 15 Stunden Arbeit, 100 Prozent Motivation und 26 innovative Unternehmensideen lautete das begeisterte Resümee von Oliver Stoy. Florian Albinger hatte die Arbeit der Schülerinnen und Schüler wie folgt zusammengefasst: „Sie haben zum Teil bessere Ideen als Neugründer bei Gründerseminaren.“ Mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein und weil sie sich offensichtlich wirklich gut vorbereitet hatten, trugen die fünf Finalisten-Teams schließlich ihre Pitches vor: Das Unternehmen „Caeseo“, bestehend aus Jenna Ziegenhain, Nele Marie Seipel und Lucienne Blankenburg möchte in Lauterbach ein Raclette-Local gründen: die Location für gemütliches Beisammensein, nachhaltigen Genuss mit Lebensmitteln aus der Region sowie inklusiven Arbeitsplätzen. Sie waren auf Rückfragen der Jury auch aussagefähig zu Finanzierung, Restemanagement und dem genauen Ort in der Lauterbacher Innenstadt.
Mit der App „GoVo“ wollen Cuno Kersten, Theo Kersten, Henri Paul Kern, Friedrich Ruhl und Eric Waschulewski an den Start gehen. Sie haben sich ein ausgeklügeltes Modell überlegt, das den Tourismus und die Gastronomie pushen soll – die Verbindung von schönen Radwegen und Lokalen in der Region gemeinsam mit Shops, einem Punktesystem und jeder Menge Mehrwert, das besonders dem Landrat gefallen dürfte.
Die Jury hatte sichtlich Freude an den Ideen und den Pitches, deren Reihe das Unternehmen „H2U“ fortsetzte. Die fünf Gründerinnen Jarawee Perutka, Sam Schlapp, Shugofa Jarafee, Lara Alali und Alma Rookah hatten ihre eigenen Erfahrungen mit Wasser zum Mitnehmen bzw. Selbstzapfen zugrunde gelegt und präsentierten ein bezahlbares Flaschen- und Refill-Konzept, das sich insbesondere für Schulen und Unternehmen anbietet. Mir ihrer lebhaften Präsentation sicherten sie sich die Aufmerksamkeit des Publikums und auch der Jury.
Mit der Mental-App „Selfari“ möchten Luca Glitsch, Jonna Listmann, Johanna Geiß und Laeticia Bojkunova Menschen unterstützen, die in mentalen und psychologischen Stress-Situationen sind, aber (noch) keinen Platz bei Fachärzten bekommen haben. Ihre Präsentation bestach durch viel Fachwissen rund um dieses Thema, in das sie sich sehr eingearbeitet hatten. Sie zeigten Möglichkeiten und Grenzen ihrer App auf und konnten einen belastbaren Businessplan vorstellen.
Zu guter Letzt präsentierten Sophie Armstroff, Klara Jungblut und Josephine Anne Appel ihr Aufräumkonzept „STRUKTURINO“, das erzählgestützte Motivation für Ordnung und Struktur in Kinderzimmern verspricht. Die drei Schülerinnen pitchten sehr gutgelaunt, sehr selbstbewusst und hatten wie alle vor ihnen klare und ansprechende Bildschirmpräsentationen erarbeitet.
Die Jury ging mit einer schweren Aufgabe in ihre kurze Beratung und betonte am Ende mehrfach, dass nur wenige Punkte über die Plätze eins bis fünf entschieden hatten. Katharina Most und Jermias Rockel moderierten die Siegerehrung: Platz eins hatte „Strukturino“ erreicht, Platz zwei „Caeseo“. Die beiden Teams können sich über die Teilnahme am Startup-Weekend Mittelhessen freuen, gesponsert vom Regionalmanagement. Alle Teams kommen in den Genuss eines Preisgeldes, welches Dank einer großzügigen Spende von über 400 Euro durch den Rotary Club Lauterbach-Schlitz (F. Stabernack) ermöglicht wurde.
Nach diesem viertägigen Gründungsmarathon lobte die Schulleiterin Gitta Holloch die Kreativität und die Ideen der Schülerinnen und Schüler. Die Schulleitung dankt allen Kooperationspartnern für deren Zeit und Mühe, insbesondere hatte die Wirtschaftsförderung des Vogelsbergkreises durch ihre tatkräftige Unterstützung und hervorragende Netzwerkarbeit die Veranstaltung in diesem Ausmaß erst ermöglicht.
„Wir haben hier Großartiges gesehen und können auf die Zukunft mit diesen jungen Menschen gespannt sein“, so Stoy, der abschließend bekanntgab, dass die Schule sich gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen für den Schulewirtschaftspreis bewerben wolle.
Fotos: Traudi Schlitt
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