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Herzklang und Gänsehaut im PflegeheimZum Muttertag: Chor der christlichen Brüdergemeinde Grünberg berührt die Herzen der Senioren im Haus Stephanus

ALSFELD (ol). Am Muttertag gestaltete der Chor der christlichen Brüdergemeinde Grünberg einen eindrucksvollen Nachmittag im Alten- und Pflegeheim Haus Stephanus in Alsfeld. Mit Liedern, Gedichten und persönlicher Zuwendung berührten die Sängerinnen die Herzen der Bewohner und förderten generationsübergreifende Gemeinschaft. Der Nachmittag zeigte, wie Musik Erinnerungen wecken und Einsamkeit lindern kann.

Am Muttertag wurde der Innenhof des Hauses Stephanus zu einem Klangraum der Verbundenheit und einem Ort gelebter Nähe: Rund 20 Frauen und Kinder der christlichen Brüdergemeinde Grünberg reisten an, um mit Liedern, Gedichten und liebevoller Zuwendung die Bewohnerinnen und Bewohner des Aalfelder Alten- und Pflegeheims zu beschenken, so heißt es in der Pressemitteilung des Haus Stephanus.

Es war keine große Show – und doch ein tief bewegender Moment der Gemeinschaft im Rahmen des Förderprogramms „Pflegeheim – Mitten im Leben“, das sich für generationenübergreifende Teilhabe und gegen Einsamkeit im Alter starkmacht.

Christina Janz, Sängerin der Gruppe, eröffnete den Nachmittag mit einem Bibelwort:
„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ein Satz, der sich wie ein unsichtbarer Faden durch das ganze Programm zog. Was folgte, war ein musikalisches Mosaik aus geistlichen Liedern wie „Wie wunderbar regierest du mein Leben“, „Mein Herze freut sich in dir“ oder „Herr, meine Zeiten“. Zwischen den Gesängen rezitierte Olesja Bockshorn ein berührendes Gedicht über Vertrauen in dunklen Tagen – sanft vorgetragen, aber mit Nachklang im Herzen. „Dieser Tag gehört den Frauen, die Leben geschenkt, getragen und geprägt haben – und auch jenen, die sich nicht mehr äußern können“, sagte Bockshorn zum Abschluss. „Gerade ihnen möchten wir begegnen – mit Musik, mit Worten, mit Nähe.“

Und genau das taten die Sängerinnen im Anschluss: In kleinen Gruppen zogen sie durch die Wohnbereiche, besuchten bettlägerige Bewohnerinnen, überreichten Rosen und sangen einzelne Strophen direkt am Bett. Viele reagierten mit leuchtenden Augen, andere ließen Tränen zu – Tränen der Rührung, der Erinnerung, vielleicht auch des Dankes. Besonders das russischsprachige Lied „Mama“ öffnete verschlossene Türen der Vergangenheit. Bewohnerinnen mit osteuropäischen Wurzeln fanden darin etwas wieder, das tief in ihnen verwurzelt ist: ein Stück Heimat im Klang. „Ihr macht mir eine wunderschöne Überraschung. Ihr habt mir so viel Freude vorbereitet“, flüsterte eine Seniorin – ein Satz, der mehr sagt als viele Sätze.

Dass Musik Erinnerungen weckt, zeigte sich auch bei weiteren Begegnungen:
„Ich war 60 Jahre im Chor, habe selbst geleitet und gesungen“, sagte eine Bewohnerin.
„Was ihr heute gemacht habt, war wunderschön.“ Eine andere, nach dem Auftritt im Aufenthaltsraum: „Ich habe auch im Chor gesungen und Geige gespielt. Musizieren, das ist so etwas Schönes – auch ohne Instrumente. Klasse, wie ihr das gemacht habt. Daumen hoch!“ Solche Momente sind kostbar – und wirken nach.

„Einsamkeit hat viele Gesichter“, sagt Minh Luis, die Projektkoordinatorin des Hauses Stephanus. „Aber Musik, Zuwendung und das Gefühl, gesehen zu werden, wirken wie ein Lichtstrahl im Alltag. Gerade an einem Tag wie diesem entsteht durch echte Begegnung neue Lebenskraft.“

Zur Stärkung reichte das Haus Stephanus frische Erdbeer-Himbeerbowle, Obst und kleine Aufmerksamkeiten. Auch der Chor war sichtlich bewegt – von der Offenheit, der Wärme, der Herzlichkeit, die ihm im Haus entgegengebracht wurde. Ein Nachmittag, der zeigt: Wer Freude schenkt, heilt auch ein Stück Einsamkeit. Und manchmal ist es ein einfacher Ton, der das Herz berührt – tiefer als viele Worte.

Fotos: Minh Luis, GFDE- Haus Stephanus

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