Arbeitsbericht 2022 des Diakonischen Werkes VogelsbergGleichbleibend hohe Zahlen in allen Arbeitsbereichen
VOGELSBERG (ol). Im Arbeitsbericht des vergangenen Jahres stellt das Diakonische Werk Vogelsberg eine gleichbleibend hohe Zahl in allen Arbeitsbereichen fest. In einigen ist die Nachfrage sogar gestiegen. Da der Beratungsbedarf auch in Zukunft bestehen bleiben wird, wird das Diakonische Werk als verlässlicher Partner in sozialen Fragen vor Ort präsent sein und auf Augenhöhe mit den Ratsuchenden nach Lösungsoptionen suchen.
In den Beratungsstellen Alsfeld und Lauterbach sowie in der Einrichtung der Wohnungsnotfalhilfe „La Strada“ seien die Angebote des Diakonischen Werks Vogelsberg zur Beratung, Begleitung und Unterstützung in den unterschiedlichen Arbeitsgebieten stark nachgefragt gewesen. Die Kontakthäufigkeit der einzelnen Klienten bleibt konstant hoch. Dies erkläre sich durch Krisen beziehungsweise Notlagen in die Menschen geraten. Es sei von einer hohen Anzahl von Menschen zu berichten, die sich in schwierigen multiplen Lebenssituationen bewegen.
In der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung sei die Nachfrage konstant hoch. Hier konnten unter anderem Zuschüsse aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ beantragt werden. Dabei handele sich um eine einkommensabhängige Unterstützung (Bundesmittel) zur Erstlingsausstattung, die jedoch nicht zurückgezahlt werden muss, heißt es in der Pressemitteilung des Diakonischen Werks.
Neben allgemeinen Fragen zu Schwangerschaft und Geburt, Elterngeld und Elternzeit, Kindergeld, Mutterschaftsgeld gehören auch die Hilfe und Unterstützung zur Vaterschaftsanerkennung und Sorgerecht, Unterhaltsansprüchen sowie die Beantragung stattlicher Hilfen zur Beratung dazu. In 2022 haben erneut regelmäßige Informationsveranstaltungen zu Elterngeld und Elternzeit stattgefunden.
Einzelnes Angebot reicht oft nicht aus
Die Zahl der Frauen und Männer im präventiven Beratungssegment Gesundheitsförderung von Frauen / Familien sei stark angestiegen. Mit der Zielgruppe wurden viele hoch psychisch Belastete erreicht. Bei diesen beratenen Müttern/ Vätern sei – zusätzlich zur Kurberatung – in vielen Fällen mindestens ein weiteres Angebot empfohlen worden. Dies korreliere mit der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, in der eine zunehmende Belastung in allen Lebensbereichen beobachtbar werde, die sich vermehrt in psychischen Problemlagen widerspiegele.
Im Arbeitsbereich „Beratung von Tätern bei Häuslicher Gewalt“, sei eine verstärkte Nachfrage zu beobachten gewesen. Durch den hohen Bekanntheitsgrad im Vogelsberg und die Netzwerkarbeit mit Behörden wie zum Beispiel Polizei und dem Landkreis, suchen Ratsuchende auch als Selbstmelder die Beratungsstellen in Alsfeld und Lauterbach auf. Der Hauptanteil der Personen, die die Beratung wahrgenommen haben, seien durch Familiengerichte und Jugendamt vermittelt worden. Der Landkreis Vogelsberg und das Land Hessen unterstützen den Beratungsschwerpunkt.
Wohnungslosenhilfe
Der größte Arbeitsbereich sei die Wohnungsnotfallhilfe. Menschen ohne festen Wohnsitz können in Alsfeld das Übergangswohnheim La Strada nutzen. Dort befindet sich auch die Fachberatungsstelle als Anlaufstelle für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, ein Tagesaufenthalt mit Küchennutzung und Betreutes Wohnen. Der Frauenanteil habe hier in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen (aktuell 30 Prozent).
Als eine von nur wenigen Einrichtungen in der BRD bietet La Strada Unterkunftsmöglichkeiten für Männer und Frauen und auch Paare an. Das Mitbringen von Hunden ist ebenfalls möglich und senke hier die Eintrittsschwelle zusätzlich. Besonders zu erwähnen seien auch die Kontakte, die durch die Auszahlung der Tagessätze und die Bereitstellung von Bekleidung (Ausgabe aus der Kleiderkammer) bestehen. Daneben sei eine umfassende Nachbetreuung im Bereich des Betreuten Wohnens für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sowie zur Inklusion in die Gesellschaft notwendig.
Besonders schwierig gestaltete sich das Finden von geeignetem Wohnraum für wohnungslose Menschen die wieder sesshaft werden möchten. Die Dauer des Aufenthaltes in der Einrichtung und der Beratungs- und Betreuungsbedarf verlängere sich auf Grund multipler Problemlagen und der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt weiterhin. Ein Förderverein ist unterstützend in diesem Arbeitsbereich tätig.
Verschiedene Angebote wurden ausgebaut
Verfahrensberatung in der Flüchtlingsarbeit wird zentral in Lauterbach für den Großraum Lauterbach mit einer 50 Prozent – Vollzeitstelle angeboten. Hier konnte ab Oktober 2022 ein zusätzliches Gruppenangebot für geflüchtete Menschen installiert werden (Hilfestellung beim Schreiben von Bewerbungen und Lernen der deutschen Sprache).
Im Rahmen der Anerkennung als Familienzentrum (Land Hessen) findet seit April 2019 in den Räumen des Diakonischen Werks ein Familienfrühstück statt. Das Angebot richte sich an alle Menschen/Familien, die andere kennenlernen, sich zu verschiedensten Themen austauschen oder informieren wollen. Die Treffen stehen in der Regel unter einem Thema und finden an dem Vormittag statt. Ab 2023 soll an einem Nachmittag mit dem geplanten Projekt „Leseförderung“ gestartet werden.
Des Weiteren entwickelten sich in Kooperation mit dem Jugendamt ab Sommer 2019, Angebote für Pflegeeltern im Bereich Schulung und Coaching, die auch in 2022 in bewährter Form fortgeführt werden konnten.
Ebenfalls gut nachgefragt und besucht waren die Schwerpunkte Sozialberatung/ Allgemeine Lebensberatung und Ehe- und Paarberatung, sowie die angegliederte Erziehungsberatung. In der Beratungsstelle Alsfeld bestehe eine sehr hohe Nachfrage (200 Personen) durch sogenannte „Tafelkunden“, die hier beraten und an die Alsfelder Tafel nach erfolgter Einkommensprüfung weitergeleitet werden (Bedürftigkeitsprüfung).
Zurück zur Normalität
Eine große Herausforderung sei natürlich auch in 2022 die Pandemie gewesen, die auch das Diakonische Werk mit ihren unterschiedlichen Facetten beschäftigt hat. Hier konnte man im Laufe des Jahres zur Vor-Corona-Normalität zurückfinden. Die Methodenvielfalt in der Beratung habe nach diesen Erfahrungen zugenommen (Walk and Talk, Zoom-Austausch ecetera).
Lediglich die „offenen Sprechstunden“ gibt es in den Beratungsstellen nicht mehr. Diese sind durch feste Terminvereinbarungen ersetzt worden. Das führte dazu, das keine Wartezeiten entstehen und diene der besseren Planbarkeit. Positiv bemerkbar sei ebenfalls, dass sämtliche Förderer und Kostenträger die Arbeit, wohlwollend und positiv auf unsere Arbeitsergebnisse reagiert haben und es an keiner Stelle zu Mittelkürzungen gekommen sei.
Die Umstrukturierung (Landesverband/ gGmbH) sei zwischenzeitlich abgeschlossen und man stehen vor einer neuen Veränderung. In 2023 soll abschließend ein letzter Trägerwechsel anvisiert werden, der besagt das das regionale Diakonische Werk eine 100 prozentige Tochter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wird.
Die Mitgestaltung der sozialpolitischen Landschaft im Vogelsbergkreis sei weiterhin ein wichtiger Auftrag und Anliegen des Diakonischen Werks Vogelsberg. So werde in über 40 kirchlichen, sozialpolitischen und gemeinwesenorientierten Gremien aus den vielfältigen Arbeitsbereichen mitgearbeitet. Daneben finden Informationsveranstaltungen in Schulen und Kindergärten statt.
Intensive Öffentlichkeitsarbeit findet durch das Verfassen regelmäßiger Presseberichte über Veranstaltungen, Sammlungen, Angebote des Diakonischen Werks und Newsletter statt. So erhalten Netzpartnerinnen und Netzpartner, Leistungsträger, Einrichtungen aus anderen Landkreisen und Regionen, Dekanate und Kirchen zeitnah aktuelle Informationen.
Unterstützung für Menschen in Not
Seit Ende 2022 beschäftigt sich das Diakonische Werk verstärkt mit dem Konzept Mehreinnahmen aus Kirchensteuern für Menschen in Not. Es handele sich dabei um ein gemeinsames Projekt des Diakonischen Werkes und dem Dekanat Vogelsberg. Das Diakonische Werk Vogelsberg erhält rund 70.000 Euro von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Dies sind zusätzliche Kirchensteuereinnahmen aus der staatlichen Energiepreispauschale.
Die Verteilung dieser Mittel erfolge über einen entsprechenden Verteilerschlüssel in die Regionen. Ziel ist eine schnelle und nachhaltige Unterstützung von Betroffenen Menschen im Vogelsberg. Im Januar 2023 ist dieses Angebot gestartet und wurde vorab an den entsprechenden Stellen bekannt gemacht (Zeitungen, Energieversorger, Gemeindebriefe, Online-News ecetera).
Zusammenfassend lasse sich feststellen, dass es einen hohen Beratungsbedarf in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen des Diakonischen Werkes gab. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten durchweg gut zu tun und haben an Ihrer Leistungsgrenze gearbeitet, um den unterschiedlichsten Anfragen der Vogelsberger Bewohnerinnen und Bewohner gerecht zu werden.
Ausblickend könne mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, das die Anfragen weiter zunehmen werden und auf eine gleichbleibende Anzahl von Mitarbeitender treffen werden. Die Ausfinanzierungen der Arbeitsgebiete ließen hier keine Stellenaufstockungen zu. Auch zukünftig wird das Diakonische Werk als verlässlicher Partner in sozialen Fragen vor Ort präsent sein und auf Augenhöhe mit den Ratsuchenden nach Lösungsoptionen suchen.
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