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Hospizverein, Palliativnetz und Lichtermeerstiftung stellten sich den Landfrauen in Vadenrod vorBedeutendes Zusammenspiel zum Wohl von Kranken und Angehörigen

VADENROD (ol). In der vergangenen Woche waren verschiedene Akteurinnen der Hospiz- und Palliativlandschaft der Region zu Gast bei den Landfrauen in Storndorf und Vadenrod. Die Anwesenden erwartete ein sehr interessanter Abend zu einem wichtigen Thema. Ziel der Lichtermeerstiftung ist es Akteure untereinander zu vernetzen, Öffentlichkeit für ein sonst totgeschwiegenes Thema zu schaffen und mit konkreten Geldzuwendungen zu helfen.

Sich selbst und sein Umfeld auf den letzten Lebensabschnitt vorzubereiten, ist sicher nicht besonders erquicklich heißt es in einer Pressemitteilung der Lichtermeer Stiftung, doch man sollte darüber reden. Dieser Meinung sind nicht nur Tanja Bohn und Barbara Becker von der Stiftung Lichtermeer, sondern auch die Expertinnen und Experten, die sich von Berufs wegen oder in ihrer Freizeit mit dem Ende des Lebens beschäftigen.

Und so hatten sich vor wenigen Tagen die Vertreterinnen der Stiftung, Andrea Hedterich vom Alsfelder Hospizverein, Andrea Müller vom Palliativteam Waldhessen und Karin Runge von der Sozialstation Schwalmtal auf den Weg nach Vadenrod gemacht. Sie waren damit einer Einladung des Landfrauenvereins Storndorf und Vadenrod gefolgt: Auch in dieser Gruppe seien Mitglieder bereits mit dem Tod eines geliebten Menschen in Berührung gewesen – einige konnten die Unterstützung des Hospizvereins und Palliativnetzes da bereits nutzen, andere hätten es sich gewünscht, wie dem Gespräch zu entnehmen war.

So sagte die Vorsitzende der Landfrauen Marianne Loll auch, dass es Möglichkeiten gäbe, den letzten Weg zu gehen, auch wenn er beschwerlich sei. Man müsse allerdings auch Hilfe annehmen.

Marianne Loll, Vorsitzende der Landfrauen Storndorf und Vadenrod, führte in ein schwieriges Thema ein. Foto: Traudi Schlitt

Welche Hilfen das sein können, darauf gingen zunächst die Gäste ein: Die Stiftung Lichtermeer entstand unter dem Eindruck des Sterbens der Schwiegermutter, berichtete Tanja Bohn, die trotz der Umstände beeindruckt vom Engagement der Ehrenamtlichen und der medizinischen Fachkräfte war. Ein weiterer Grund für die Gründung der Stiftung sei Corona gewesen – die Zeit, in der das Sterben isoliert und einsam wurde. Ein Zustand, der für viele Menschen sehr schwierig, ja unerträglich gewesen sei.

Die Stiftung, die es in diesen Tagen seit genau einem Jahr gibt, will Akteure untereinander vernetzen, Öffentlichkeit für ein sonst totgeschwiegenes Thema schaffen und mit konkreten Geldzuwendungen helfen. Perspektivisch will die Stiftung die Errichtung eines stationären Hospiz im Vogelsberg unterstützen.

Gut versorgt bis zum Lebensende

Über die Aufgaben des Alsfelder Hospizvereins sprach sodann Andrea Hedterich. Unter dem Motto „Gut versorgt bis zum Lebensende“ suchen die Hospizhelferinnen Kranke und deren Angehörige auf, um zuzuhören, zu beraten und freie Zeit zu schenken. Sie unterstützen spirituell, wobei Hedterich den ganzheitlichen Ansatz und damit die Zusammenarbeit mit Ärzten, Pflegekräften und Seelsorgern unterstrich.

Gemeinsam mit ihren Kolleginnen in Lauterbach wolle sie die Menschen für die „Letzte Hilfe“ interessieren – eine Art Handlungsanweisung mit viel Wissen rund um den Tod und den Prozess des Sterbens. Doch auch nach dem Abschied bleibe der Hospizverein an der Seite der Menschen, unter anderem mit einem Trauercafé, das an jedem ersten Donnerstag im Monat stattfindet.

Hedterich stellte auch kurz das Ausbildungsmodell zur Hospizhelferin oder zum Hospizhelfer vor. Tatsächlich scheint dies eine weibliche Domäne zu sein: Nur einen Mann zähle der Alsfelder Hospizverein derzeit unter den Aktiven. Aus deren Reihen berichtete Hannelore Georg, die auch Mitglied der Landfrauen ist. Sie ist seit der Gründung des Hospizvereins als Hospizbegleiterin tätig. „Wir hören zu, sind da und erfüllen kleine Wünsche – das kann auch schon mal eine Handmassage mit Lavendelöl sein“, berichtete sie. Durch ihre Arbeit im Hospizverein habe sich ihr Blick auf den Tod geändert.

Aus ihrer Praxis als Hospizhelferin berichtete Hannelore Georg. Foto: Traudi Schlitt

Andrea Müller vom Palliativ Care Team Alsfeld stellte ihre Arbeit vor: Gemeinsam mit vier Ärzten und fünf Pflegekräften mit einer Zusatzausbildung in Spezialisierter Ambulanter Palliativversorgung (SAPV) können sie – falls indiziert – als Ansprechpartner für Sterbende und deren Familie zur Verfügung stehen. Mit regelmäßigen Besuchsterminen einerseits und einer Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft andererseits.

Sie stellen sicher, dass ein Mensch zuhause die notwendige palliativ-medizinische Betreuung hat, stehen in engem Austausch mit den anderen Beteiligten, beispielsweise dem Hausarzt. „Wir pflegen nicht, wie lindern Beschwerden und körperliche Symptome“, unterstrich die Fachkraft und leitete damit über zu Karin Runge, die als Leiterin der Sozialstation Schwalmtal den pflegerischen Part – zumindest in ihrem Bezirk – übernimmt.

Mit achtzehn Mitarbeitenden bietet sie ein pflegerisches Gesamtpaket und lobte – wie die anderen Anwesenden – die Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten, die alle ihren Teil zu einer Entlastung der Angehörigen, aber auch der Schwerkranken und Sterbenden beitragen würden. Dass genau dies der Fall sei, unterstrich auch Marianne Loll, die aus eigener Erfahrung wisse, welche Bürde auf diese Weise von den Schultern der Angehörigen genommen werde.

Dass es zu diesem Thema viel zu sagen gibt, wurde an diesem Abend auch daran deutlich, dass sich im Anschluss an die Vorstellung der einzelnen Mitwirkenden noch viele Gespräche ergaben: Erfahrungsaustausch zum einen, Fragen zu bestimmten Themen zum anderen. Die Stiftung Lichtermeer bietet diese Art des Kennenlernens auch anderen Einrichtungen an. Tanja Bohn: „Wer möchte, dass wir gemeinsam mit Informationen zu einem Verein oder einer anderen Gruppe kommen, kann sich gerne bei uns melden.“

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