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Fotograf schließtZabel knipst in Alsfeld das Licht aus

ALSFELD (jal/ls). Der Name Zabel war in Alsfeld so etwas wie eine Institution. Plakate in den Schaufenstern verraten nun: Der Fotograf schließt einen seiner zwei Standorte. Das hat aber nichts mit den Belastungen durch Inflation und hohen Energiekosten zu tun, sondern hat ganz andere Gründe.

„Mit der Energiekrise hat das nichts zu tun“, sagt Geschäftsführer Holger Gröb entschieden. Vor zwölf Jahren hat er das Studio von Thomas Zabel übernommen. Die hohen Heizkosten, von denen derzeit alle sprechen, sind im Fotostudio in der Mainzer Gasse noch nicht angekommen, würden wohl erst im nächsten Jahr sichtbar und spürbar werden. Das hätte Gröb in den Griff bekommen, denkt er. Kostensteigerungen hätte er stemmen können, Einspar-Strategien waren schon im Kopf.

Vielmehr ist es ein anderes Problem, das den 52-Jährigen nun zwingt, die Ladentüren zum 22. Oktober endgültig zu schließen: der Fachkräftemangel. „Ich habe keine Mitarbeiter, die ich einsetzen kann und die die Filiale führen“, erzählt er. Dagegen kämpfe er schon seit vielen Jahren, mittlerweile ist es aussichtslos. „Der Markt ist im Grunde leergefegt“, fasst er zusammen.

Schon als Gröb vor knapp zwölf Jahren das Fotostudio übernahm, gab es Schwankungen, doch immer wieder habe er Mitarbeiter finden können, meist allerdings weibliche Mitarbeiterinnen, die sich letztendlich oft selbstständig machten oder Familien gründeten und den Beruf verließen. Nachgekommen sind hingegen nur wenige. „Seit Jahren haben wir das Problem, dass wir keine Auszubildenden finden. Wenn man keine Fachkräfte ausbildet, sind am Ende auch keine Fachkräfte mehr auf dem Markt“, sagt er.

Es sei nicht so, dass es gar keine Auszubildenden gegeben habe, doch kaum einer habe die Ausbildung letztendlich bis zum Ende absolviert. „Die meisten haben abgebrochen, weil es ihnen scheinbar zu anstrengend war“, sagt Gröb. Diese Rückmeldung höre er auch aus anderen Betrieben und anderen Handwerksbranchen. Die Quoten derer, die eine Ausbildung beenden, seien extrem gering. Möglicherweise sei die Jugend nicht mehr ganz so belastbar, mutmaßt er.

Traurig für Traditionsunternehmen

Die Suche nach ausgebildeten Mitarbeitern über alle bekannten Wege blieb erfolglos und auch die Arbeitsagentur konnte bei einer so niedrigen Arbeitslosenquote kein Fachpersonal vermitteln. Das habe Gröb vor große Probleme gestellt. Eine Mitarbeiterin habe das Team erst im Sommer verloren, für sie habe man keinen Ersatz gefunden. „Ein Studio mit nur einer Mitarbeiterin ist nicht zu stemmen“, sagt er. Auch sie wird die Branche nun mit der Schließung von Zabel verlassen.

„Das ist schon sehr traurig für ein solches Traditionsunternehmen“, sagt Gröb. Auch bei der Kundschaft stoße die Nachricht über die Schließung auf große Enttäuschung. „Da sind ganz oft Menschen dabei, die aber nie selbst im Laden waren. Die Bevölkerung ist traurig über die Schließung, geht aber nicht in den Laden. Das ist ganz entscheidend“, erklärt Gröb. Zwar gab es keine wirtschaftliche Schieflage, doch von den Umsätzen von vor zwölf Jahren, als er den Laden übernahm, sei man heute weit entfernt gewesen.

Ohnehin sei es eine Spirale, die sich auf jegliche Branche auswirke. „Geschäfte können nur überleben, wenn die Menschen auch hingehen und nicht nur online bestellen. Wenn die Geschäfte schließen, bleiben die Fußgängergassen leer“, sagt der 52-Jährige. Das wirke sich dann wieder auf andere Geschäfte aus. Diesen Effekt hätten auch sie gespürt. es ist Gröb wichtig, das zu sagen, denn diesen Zusammenhang müssten die Menschen verstehen. „Wenn man eine lebendige Fußgängerzone haben will, dann müssen die Alsfelder auch hingehen“, sagt er.

Ab dem 22. Oktober ist für Gröb und sein Team Schluss, dann werden sich die Türen von Alsfelds Traditions-Fotograf nach fast 50 Jahren für immer schließen. Die Filiale in Amöneburg bleibt allerdings bestehen, dort können Gutscheine eingelöst werden und natürlich Fotos geschossen werden – und in Alsfeld winkt noch der Ausverkauf.

4 Gedanken zu “Zabel knipst in Alsfeld das Licht aus

  1. Ja, das Problem mit jungen Auszubildenden und überhaupt der jüngeren Arbeitskräfte (wobei hier „…kraft“ schon übertrieben ist) , die nicht mehr belastbar sind, kenne ich zu genüge aus dem stationären Einzelhan

    „Klartext“ darf man mit diesen schon gar nicht mehr reden, sofort fühlen sie sich beleidigt oder rasten verbal aus und am nächsten Tag mimem sie Kranke – von Ärzten schriftlich bestätigt.
    Überhaut schon bei kleineren Wehwechen gehen sie lieber zum Arzt als zum Job und melden sich erst nach Rückfrage der Arbeitgebenden 2 oder 3 Tage später arbeitsunfähig.

    Unpünktlichkeit – und da rede ich nicht nur von ein paar Minuten, sondern tlw. von Stunden – ist zwischenzeitlich Gang und Gäbe.

    Das alles wird seitens der Arbeitgebenden zwar bemängelt und zunächst doch toleriert – es wird ja Besserung gelobt – , bis es u. U. doch zur plötzlichen Auflösung des (Ausbildungs-)Arbeitsverhältnisses kommt seitens einer der Vertragspartner.
    Seitens der Arbeitnehmenden ist dann von „zu anstrengend, „familienunfreundlich“, „schlechts Betriebsklima“, „Intolleranz“ etc. die Rede. Seitens der Arbeitgebenden werden die zuvor mehrmals angesprochenen andauernden „Defizite“ und „Unzulänglichkeiten“ dargelegt, die die Arbeitnehmenden dann „so unvorbereitet bzw. unverhofft“ treffen.

    Im Zusammenhang mit dem Unternehmen „Zabel“ und generell dieser Zunft frage ich mich allerdings, was „scheinbar zu anstrengend“ (Zitat Herr Gròb) am Beruf rund um die Fotografie sein kann. Das Gewicht der Fotoausrüstung oder die Artikel im Verkauf? Die Arbeitszeiten? Das erlernen der fachspezifischen Kenntnisse?

    Die Probleme mit Auszubildenden und jungen Arbeitnehmern zieht sich durch alle Berufe, nicht nur im Handwerk. Wie oben von mir schon angemerkt scheint mir dies m. E. ein „Erziehungsproblem“ zu sein. Seit den1990ern wird die „Belastbarkeit“ von Arbeitnehmenden dieser und späterer Generationen immer geringer, die zugemuteten „Belastungen“ durch die Arbeitgebenden und Politik andererseits immer höher – siehe z. B. Ladenschlusszeiten (früher war mal ab 18:30h geschlossen). Hinzu kamen die schwierigen Jahre mit hohen Arbeitslosenzahlen von ca. 1995 bis 2010. Da war es auch für qualifizierte Arbeitssuchende schwierig eine unbefristete Festanstellung zu finden. Für den einen Job war man überqualifiziert, für den anderen unterqualifiziert, bei vergleichbarer Jobbeschreibung. „Hartz 4“ und Nachfolgende tun ihr übriges dazu. Zuleicht bekommt man Geld für nichts (echte Bedürftige mal außen vor) oder ist wegen der o. g. Qualifikationsdifferenzen einfach frustriert und gibt sich mit der Zeit auf. Wir „erziehen“ uns gerade die Spaltung zwischen den Generationen bzw. denen, die etwas leisten/erreichen wollen und denen die es erst gar nicht versuchen, da anderweitig „versorgt“.

    Unser duales Ausbildungssystem ist eines der besten der Welt. Immer weniger Junge Menschen scheinen zu verstehen, dass eine gute Ausbildung einem die (beruflich) Zukunft vereinfachen kann. Andererseits habe ich das Gefühl einer aufkommenden US-Amerikanisierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Viele können zu wenig von Vielem, wenige können zu viel von Wenigem – Sprich: Zu viele sind in ihren Jobs unqualifiziert unterwegs und müssen stets „an die Hand genommen werden“, zu wenige bestehen in „normalen“ Ausbildungsberufen und qualifizieren sich für die zu verrichtenden Tätigkeiten.

    Ich selber habe einen elektrotechnischen Handwerkberuf erlernt, bin durch diverse weitere technische Berufe letztendlich im Einzelhandel gelandet. Hier werde ich, sofern sich meine berufliche Laufbahn bzw. Gesetze nicht ändern, in den nächste 7 Jahren in den wohlverdienten (Un)Ruhestand gehen. Damit will ich sagen, dass man im Berufsleben nicht festgefahren sein darf, trotz sehr guter Ausbildung und Könnens.

    Ich war nie Kunde bei „Zabel“, obwohl selber „Hobbyfotograf“ (mit Defiziten an Kamera und Bildbearbeitung) und bin (nicht nur in diesem Zusammenhang) gerne Online-Kunde, trotz selbst im stationären Handel tätig. Das liegt einfach daran, dass man gewisse Dinge im hiesigen (ländlichen) Einzelhandel entweder nicht wirklich bekommt, auf zu bestellende Artikel zu lange warten muss oder schlicht überteuert ist.

    Dennoch: Schade, dass die Pforte des Traditonsunternehmens „Zabel“, in Alsfeld wegen Fachkräftemangel geschlossen wird.

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  2. Immer mehr „alte“ Alsfelder Geschäfte knipsen das Licht aus.
    Aber was ja jeder wahrscheinlich schon gemerkt hat, die ehem. Unterkunft für ukrainische Kriegsflüchtlinge an der Hessenhalle geht das Licht nicht aus.
    Die Kriegsflüchtlinge sind nicht mehr da, jetzt bekommen wir ganz andere Leute nach Alsfeld. Auch noch eine Moschee soll eröffnet werden. Ist das nicht schön.
    Alsfeld wird zur Zeit umgebaut, von einem schönen Städtchen zu einer unattraktiven Stadt. Auch das neu geplante Industriegebiet mit der Ansiedlung der Logistiker trägt massiv dazu bei.

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  3. Da hilft kein jammern von Seiten der Gutmenschen und derer für die Gentern das Allheilmittel ist. Wo er recht hat hat er recht. Das ist nun mal der Lauf der Natur das Frauen Kinder bekommen. Aber das bekommt Ihr sicher auch noch in den Griff 😉
    Und was die Jugend von heute betrifft entspricht wohl auch in vielen Fällen der Wahrheit.

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  4. “ doch immer wieder habe er Mitarbeiter finden können, meist allerdings weibliche Mitarbeiterinnen“
    Gibt es denn auch männliche Mitarbeiterinnen?

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