Monika und Michael Hölscher schreiben ein Buch über alte Lokale in AlsfeldErinnerung an Stätten alter Alsfelder Geselligkeit
ALSFELD. Wer weiß denn noch, wo es einst das „Bobbel Schänkelche“ gab? Und wer kann sich erinnern an das „Kappellche“, ein klitzekleines Lokal in der Obergasse? Aber einst waren diese Kneipen beliebte Anlaufstationen in der Freizeit, so wie ganz viele weitere im früheren Alsfeld, die längst aus dem Stadtbild verschwunden sind – und mit ihnen eine Kultur von Geselligkeit, für die es in der modernen Leistungsgesellschaft keinen Platz mehr gibt. Das geschichtsinteressierte Alsfelder Geschwisterpaar Monika und Michael Hölscher hat sich aber auf Spurensuche begeben: Wo trafen sich einst die Alsfelder?
Unter dem Arbeitstitel „Historische Ort des Genusses“ arbeiten der Mitarbeiter der Alsfelder Stadtverwaltung und die Angestellte der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung an einem Buch, in der sie die frühere Kneipenkultur vorstellen wollen. Das Interesse ist nicht ganz zufällig: Monika und Michael Hölscher haben sich in unterschiedlichen Bereichen schon lange bei der Aufarbeitung Alsfelder Geschichte engagiert. Die alte Alsfelder Kneipenszene bietet dabei viel Stoff, gab es früher doch Gaststätten in fast jeder Altstadtstraße, in denen gegessen und getrunken werden konnte, in denen meist Männer zum Feierabend oder Stammtisch zusammenkamen. Eine genaue Erhebung gibt es nicht, aber Alteingesessene kommen bei einigem Nachdenken auf mindestens 50 Lokale. Das war ein Thema, das Michael Hölscher interessierte, als ihm diese Vielzahl auffiel.
Heute die Post am Ludwigsplatz: das frühere Hotel Krone. Damit korrigieren wir eine frühere Ansicht, dass es sich um die Grünberger Straße handelt.
„Es gibt viel alte Kneipen, die ich noch selbst besucht habe“, erzählt der 53-Jährige Bauamtsmitarbeiter. Er sprach alte Alsfelder an, wälzte Bücher und steuerte vor zwei Jahren im Alsfelder Erzählcafé seine Geschichte über „Historische Orte des Genusses“ bei. Aus dem Material für den Vortrag sollte mehr werden. An der Stelle kam Schwester Monika Hölscher ins Spiel. Mit ihrer Erfahrung in Sachen historische Archive sichtete und ordnete sie erst einmal das ganze, bislang gesammelte Material: „Da habe ich einen ganzen Urlaub drauf verwendet“.
Es geht um Alsfelder Gaststätten aus den Jahren von 1920 bis 1980, für die die Geschwister sich interessieren. Da fallen Alsfeldern sofort bekannte Namen ein wie die „Kolumbus Bar“ in der Marburger Straße oder natürlich das „Deutsche Haus“, wo an der Ecke zur Alicestraße heute Rasen wächst. Der Eispavillon auf dem Casinoplatz ist nicht nur alten Alsfeldern wahrscheinlich ein Begriff – da, wo auch Michael Hölscher als Kind noch eine Eiskugel für zehn Pfennige bekam. Aber um die längst vergessenen kleinen Gassen-Kneipen aufzuspüren, ging Monika Hölscher systematisch vor: Sie wälzte tagelang alte Telefonbücher aus den achtziger Jahren, notierte sich Namen, die nach Gaststätte klangen.
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Gesucht: alte Fotos und Geschichten
Eine ganze Menge Material haben Monika und michael Hölscher über alte Alsfelder Kneiopen bereits zusammentragen können: Zalhen, Daten, Fakten, Erzählungen und Bilder. Aber es sind noch nicht genug, sagt sie: „Wir sammeln weiter. Wir könnten noch alte Bilder und Geschichten gebrauchen.“ Damit das Werk möglichst lebendig von diesem Stück Alsfelder Kultur erzählen kann.
Gesucht werden dabei auch Innenansicxhten und Fotos von Veranastaltungen, etwa von den Faschingsabenden im Deutschen Haus.
Kontakt über Michael Hölscher unter Telefon: 06631-182-222
oder E-Mail: m.hoelscher@stadt.alsfeld.de
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Und sie endeckte manches gastronomische Kleinod, das aus dem Bewusstsein lange verschwunden ist. Zum Beispiel den „Mainzer Hof“, der einst in der Mainzer Gasse einlud – da wo heute der Brunnen zu sehen ist. Oder das „Kappelche“ in der Obergasse: ein kleines Lokal, wo sich in den Sechzigern die „Intelligenz“ Alsfelds traf und ein eigentümliches Aufnahmeritual gepflgt haben soll. Wer neu in den Kreis der Erlesenen am einzigen Tisch aufgenommen werden wollte, musste erst durch den „Hosenlatz“ krabbeln: den Rauchabzug in den Hausflur. Dann gab es das „Bräustibbche“ der Käthe Stolte in der Untergasse, wo bevorzugt Anwohner ihrer Straßenseite einkehrten, erzählt man sich heute. Während die der anderen Seite eher zum „Planze Russ“ gingen.
Der frühere Ludwigsplatz war ein belebter Park mit Gaststätten. Zum Beispiel das frühere Hotel Krone residierte, wo heute die Post ihren Sitz hat.
Alsfeld war voller Kneipen: „Fast jede Metzgerei oder Bäckerei hatte eine eigene Gaststätte“, erzählt Michael Hölscher. Von denen gab es ebenfalls viele in früheren Jahrzehnten. Alleine die Obergasse hatte zeitweise mehr als füpnf zu bieten. Ob das Sterben der einen mit dem Ende der anderen zu tun hatte? Monika Hölscher jedenfalls machte bei ihren Recherchen den großen Umbruch in den 1980-er Jahren aus: Da verschwanden viele alteingesessene gastronomische Familienbetriebe aus dem Stadtbild. Das war die Zeit, als mit „Minimal“ der erste Supermarkt sich in Alsfeld ansiedelte, geoflgt vom Kaufhaus Briel auf dem heutigen Kerbergelände. Die ganze Einzelhandelsstruktur änderte sich. Und mit ihr offenbar die Kneipenkultur.
Da war auch so ein kleines Lokal wie die „Bobbel Schänkelche“ in der Hersfelder Straße längst Geschichte: in den sechztiger Jahren ein echter Jugendtreff, so erinnern sich ältere Alsfelder, wo ältere Schüler sich nach der Schule zum Plaudern und Spielen trafen – und später am Abend noch einmal, wenn die Hausaufgaben erledigt waren. 1967 schloss das „Schänkelche“ für immer – heute erinnert nur noch das große Schaufenster in der Gasse an diesen kleinen Teil Alsfelder Geschichte.
Der gastronomische Rückblick der Hölschers soll Lokale bis 1980 enthalten – aber auch eine Ausnahme von dieser Regel: In dem Werk soll auch das erst im vergangenen Jahr geschlossene Kultlokal „Filou“ ein Denkmal gesetzt bekommen. Denn diese Musikkneipe, in der über 25 Jahre ganze Jugend-Generationen eingekehrt waren, habe durchaus ein so großen Stellenwert wie die Kultstätte ihrer Eltern und Großeltern: das Deutsche Haus.
von Axel Pries
Es ist natürlich vollkommen richtig, dass es sich bei der Postkarte „Hotel Krone“ auch um das ehemalige Hotel Krone am Ludwigsplatz handelt. Was den Hinweis auf die Grünberger Straße angeht, da gab es wohl ein Missverständnis, davon habe ich weder bei meinen Rundgängen noch bei meinen Vorträgen geredet. Der Hinweis von Herrn Kehm ist richtig. Teile der alten Krone fanden wohl eine Wiederverwertung für den Kronenhof, der sich oberhalb des ehemaligen Sportplatzes in der Rambach befand. Das Gebäude steht noch heute dort. Wir versuchen so gut wie nur möglich zu recherchieren und sind für jeden Tipp dankbar. Für weitere Anmerkungen und Erinnerungen schon jetzt einen ganz herzlichen „Dank“
Erinnerung an Stätten Alsfelder Geselligkeit: Der Text unter dem Bild der „alten Krone“ am Ludwigsplatz ist nicht korrekt. Das Bild weist sogar den Hinweis „Krone“ auf.
In der Grünberger Str. war das Darmstädter Haus mit seinem bekannten Wirt Gg.Hch. Dörr (1905 gekauft/1958 vererbt an Hch. Spahn) zu finden und an der Ecke Grünberger Str./Lieden gab es um 1823/24 das Gasthaus „zum goldenen Engel“ unter dem Posthalter Hch. Weitz.In 1866 ist das Areal an Georg Weitz übergegangen, der es z.T. als Färberei nutzte. Gegenüber war das spätere Hotel “ zum Stadtpark “ Bitte genauer recherchieren ! R.Kehm
Zu der Ansicht bin ich inzwischen auch gekommen – und gebe sie an die beiden Autoren des Buches weiter. Danke! Axel Pries
Betr.: Das Bild mit dem Untertitel „Heute ein Wohnhaus in der Grünberg Straße, das Hotel Krone mit der Toreinfahrt“
Ich bin der Meinung, dass es sich bei dem Gebäude auf dem Bild, schon um das Hotel Krone handelt. Heute befindet sich die Post darin. Man hat den Blick auf die Obergasse. Bei dem rechten Gebäude, mit den weisen Fensterrahmen, dürfte es sich um die Polsterei Caspary handeln. Heute ist dort ein Reisebüro angesiedelt.
Bei dem Anwesen in der Grünberger Str., welches heute als Wohnhaus genutzt wird und einen Torbogen aufweisen kann, dürfte es sich um den ehemaligen “ Darmstädter Hof “ handeln.
Mit freundl. Grüßen
Hans Zimmer
Jahrgang 1947 und “ Alter Alsfelder Plasterschisser „
Genau das macht für mich Oberhessen-Live aus! Schöne Geschichten rund um Alsfeld und die Heimat, Geschichten die man sonst nicht zu lesen und sehen bekommt. Eine sehr sehr sehr willkommene Abwechslung von den Unfall- und Feuerschnellmeldungen. Aber leider ist es halt das was die „Leser“ heute in erster Linie wollen: den neugierigen Gaffertrieb bei Unglücksfällen zu befriedigen, da ist der Markt halt eiskalt.
Aber Trotzdem, solange immer wieder auch mal solche schönen Artikel erscheinen auf die ich mich freuen darf, sage ich Danke Herr Pries und weiter so!!! PS: Würde mich sehr freuen immer wieder mal alte Bilder aus der Heimat hier zu sehen (Appell an alle Leser: sendet Herrn Pries die Bilder!!!)
Cool, das auf dem Foto ist doch die Eisdiele Wunderlich am Kasino. 1 Bällchen 10 Pfg.
Kasino mit Heissmangel auf der anderen Seite des Kasinoplatzes. Mensch,
komm ich mir alt vor!
Habe leider vermisst, pforr heinz unter fulder gassse sowie Sport spiel Unterhaltung in der untergasse gegenüber der schmiede
Der Artikel sollte nicht das Buch vorweg nehmen und schon alle Kneipen aufzählen, die darin vorkommen werden. Ein bisschen Spannung muss doch noch sein.