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Timo Wagner von der Bürgerliste im Gespräch mit Carolin und Tim SeimWas junge Familien bewegt zu bauen und was sich in Feldatal ändern muss

FELDATAL (ol). Junge Familien, die in kleinen Orten ein Haus bauen, Familie gründen und sich ganz bewusst für den Vogelsberg entscheiden sind Wunsch und Ziel etlicher politischer Diskussionen im gesamten Kreisgebiet. Vor Ort in Groß-Felda hat sich kürzlich Timo Wagner von der Bürgerliste mit Familie Seim unterhalten.

Die Beweggründe für Carolin und Tim Seim ein Haus in Feldatal zu bauen liegen laut Pressemitteilung der Feldataler Bürgerliste klar auf der Hand. Die Beiden wohnen in der Nähe der Eltern, Geschwister und Freunde. Sie lieben die Ruhe, Natur und dennoch gut erhaltene Infrastruktur vor Ort. Die junge Familie baute vor zwei Jahren und konnte glücklicherweise auf einen Bauplatz der Familie zurückgreifen.

Aus Sicht Timo Wagners werden die gemeindlichen Bauplätze langsam aber sicher rar. „Gerade in Groß-Felda haben wir aktuell keine Bauplätze mehr für junge Familien“, fasst er die Lage zusammen. Das Thema sei für den Vorsitzenden der Feldataler Gemeindevertretung nicht neu, bereits im Juni 2019 hatte er einen Antrag dazu eingebracht. Wagner nimmt darin auch Bezug auf die MORO-Studie (Modellvorhaben Regionalstrategie Daseinsvorsorge), welche 2014 im Vogelsberg durchgeführt wurde. Darin wurde Feldatal in einer Typisierung von Ortsteilen im Vergleich als Typ B eingestuft, einem Ort, der weiterhin gestärkt werden solle.

Weiter hatte Wagner in Zusammenarbeit mit der Verwaltung eine Aufstellung der aktuellen Bauplätze aufgeführt. Danach standen fünfzehn Bauplätze im gesamten Gemeindegebiet zur Verfügung und schon zu dieser Zeit lediglich einer im Hauptort Groß-Felda. Der wurde im letzten Jahr bebaut, genauso wie ein weiterer Bauplatz in direkter Nachbarschaft am „Alten Weg“, welcher aus privater Hand verkauft wurde.

In der Diskussion des Feldataler Bauausschusses vom November 2019 schreckte man wegen Kosten einer doppelten Kanalführung und zu hohen Investitionen eines Neubaugebiets Sommerberg zurück, heißt es weiter. Zumal es laut Einschätzung des Ortsbeirats wichtiger sei Baulücken im Ort zur schließen und „Gammelbauten“ zu beseitigen.

So kam der Ausschuss zur Empfehlung die Fläche „südlicher Sommerberg“ nicht als Baugebiet vorzusehen. Der Bedeutung der Ortskerne sei sich Timo Wagner jedoch durchaus bewusst. „Aus meiner Sicht müssen wir zweigleisig fahren, in Richtung Bauplätze und Sanierung von alten Gebäuden.“ So beschloss auch die Gemeindevertretung, den Tagesordnungspunkt mit den Zielsetzungen Neubaugebiete/Alternativ-Flächen sowie Ortskern-Erhaltung zurück in den Bauausschuss zu verweisen.

Bauplätze in Zeilbach

Dort sei seither nichts mehr zu diesem Thema beraten worden und aus Sicht Wagners sollte dies ein Thema des neuen Parlaments werden. Der Vorsitzende stellt nochmals klar, es gäbe keine Eile oder einen massiven Bau-Boom. Jedoch dauere die Umsetzung eines Baugebiets mit allen behördlichen und planungsrechtlichen Schritten durchaus zwei Jahre und länger. „Die Feldataler haben ein Bauplatz-Trauma erlitten, aus dem es Zeit wird wach zu werden“, fasst Timo Wagner seine Auffassung zusammen. Er spielt damit auf die zehn ausgewiesenen Bauplätze im Ortsteil Zeilbach an, welche immer wieder Thema in der Kommunalpolitik waren. Dort tat sich fast zwanzig Jahre nichts, jedoch wurden in jüngerer Vergangenheit einige Grundstücke verkauft, sodass aktuell noch vier verfügbar sind.

Abschließend tauschten sich Timo Wagner mit Carolin und Tim Seim über das Bauen in all seinen Facetten aus. Wagner selbst saniert seit einem Jahr ein Wohnhaus im Ortskern Groß-Feldas und kann daher gut mitreden. Es gibt eben junge Familien die wollen ein altes Haus renovieren und auf der anderen Seite, junge Familien, die wollen neu bauen. Im Programm der Bürgerliste seien die Baugebiete explizit aufgeführt. Die neue politische Formation sei sich sicher, dass Feldatal mit seinen infrastrukturellen Gegebenheiten und einem günstigeren Quadratmeter-Preis punkten und gegenüber den Nachbarkommunen mithalten könne.

4 Gedanken zu “Was junge Familien bewegt zu bauen und was sich in Feldatal ändern muss

  1. Neuerschließungen von Baugebieten liegen im Speckgürtel Rhein-Main in einer Preisspanne von 80 bis 165 Euro pro qm – die Zusatzkosten belasten alle in der Kommune daher ist normal zunächst mal die anderen Optionen zu suchen. Leider sind viele „Bestandsgebäude“ kaum sinnvoll in kleinere Wohneinheiten aufteilbar, man baute halt für die Grossfamilie.

    Bauplätze in Orten, wo praktisch keine Infrastruktur ist, sind auch nicht unbedingt so gut verkäuflich. Das angeführte Beispiel zeigt die optimale Ausgangslage: Neubau auf eigenem Grundstück, am besten noch ohne zeitlichen Druck. Aber generell ist die Frage wie zukunftssicher ein Einfamilienhaus ist, eigentlich muss heute barrierefrei, modular erweiterbar und nachhaltig gebaut werden.

  2. „Zumal es laut Einschätzung des Ortsbeirats wichtiger sei, Baulücken im Ort zu schließen und ‚Gammelbauten‘ zu beseitigen.“ Ausrufezeichen! Ausrufezeichen! Ausrufezeichen! Und trotzdem haben es manch altgediente Gemeindevertreter immer noch nicht begriffen wie auch so mancher Bürgermeister aufstrebender Mittelzentren:
    Dass nämlich Versorgungsleitungen „in der Fläche“ (das ist da, wo die CDU demnächst die ‚Modellregion Blühender Vogelsberg‘ (MBV) zu errichten gedenkt, und zwar genau im Zeitraum vom 1. Febr. bis zum 14. März 2021, hahaha) eines zersiedelten Randkreises (kein Schreibfehler!) einfach zu teuer werden. Und selbst unabhängig davon eine fortschreitende Zerfransung der Dörfer durch wuchernd angegliederte Schlafdörfer mit Einfamilienhausbebauung der falsche Weg wäre. Doch als hätte es Moro und manch anderes Projekt zur Regionalentwicklung nie gegeben, herrscht vielfach immer noch die alte „Wachstumsstrategie“: Wir brauchen Neubürger. Die wollen bauen. Also her mit den Neubaugebieten!
    Problem ist nur: Den jungen Familien der Generation Praktikum bzw. Generation Prekär fehlen die sicheren beruflichen Perspektiven und damit eine Grundvoraussetzung dafür, sich über Jahrzehnte für ein Eigenheim zu verschulden. Dass jetzt Vogelsberggemeinden um den Zuzug junger Familien werben und mit Baugebieten locken wollen, hat angesichts vieler seit Jahrzehnten unverkaufter Bauplätze etwas Gespenstisches. Die hier als Beispiel vorgeführte Häuslebauer-Familie Seim ist daher so untypisch wie sie untypischer gar nicht sein könnte. Ja, „die Beweggründe für Carolin und Tim Seim, ein Haus in Feldatal zu bauen, liegen laut Pressemitteilung der Feldataler Bürgerliste klar auf der Hand.“ Noch klarer auf der Hand liegt jedoch, dass es sich hier um „ländliche Nesthocker“ handelt, die in ihrem dörflichen Umfeld bleiben möchten, ein Grundstück von den Eltern nutzen konnten und wahrscheinlich nach Bauhandwerkern aller Fachrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft nie lange zu suchen brauchten (Ein Lump, der dabei an Schwarzarbeit denkt!). All dies trifft auf Zuzugswillige von außerhalb des Vogelsbergs eben gerade nicht zu. Der typische Zuzügler von heute ist Rentner, hat gerade sein großes Haus im Speckgürtel von Frankfurt verkauft und erwirbt hier für den Bruchteil des erzielten Veräußerungsgewinns einen hübschen kleinen Altersruhesitz.
    Vor ein paar Tagen schockierte eine Pressemeldung Deutschlands Schlafstädte und erwischte auch die Neubaugebieteplaner in den Holzwegen der Vogelsberggemeinden wie der sprichwörtliche Blitzeinschlag auf dem Scheißhaus: Freistehende Einfamilienhäuser werden zum Feindbild der Stadtplaner. Ich klopf schon mal auf Holz.

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    1. „…und wahrscheinlich nach Bauhandwerkern aller Fachrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft nie lange zu suchen brauchten (Ein Lump, der dabei an Schwarzarbeit denkt!).

      „Junkerland in Bau[h]er[re]nhand!“ möchte man in Anwandlung eines alten DDR-Bodenreform-Slogans anfügen, was hoffentlich den immer noch heimlich regierenden Riedeseln nicht die feudale Schaffensfreude verdirbt. Auch ansonsten herrschen im Vogelsberg noch immer frühkapitalistische Verhältnisse, verdienen doch Frauen, die im Vogelsbergkreis eine Vollzeit-Stelle haben, laut den aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit rund 500 Euro weniger im Monat als ihre männlichen Kollegen. Was Vogelsfrau wie Vogelsmann dennoch von gewerkschaftlicher Organisation fern hält. Gerade mal 7700 Mitglieder hat der DGB-Kreisverband Vogelsberg bei einer Gesamtzahl von 30.421 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Das sind gerade mal 25,3 Prozent, also ein Viertel.
      Fakt ist demgegenüber, dass kaum eine andere hessische Region eine ähnlich hohe Wohneigentumsquote aufweist. Diese liegt bekanntlich bei knapp 70 Prozent.
      Dies (ver-)führt zu der Überlegung, dass die Mitglieder der „Bauherren-Gewerkschaft“ weit überwiegen; damit sind die ehrenwerten Mitglieder desjenigen Syndikats gemeint, über das man vor allem in Erfahrung bringen kann, welcher der benachbarten Herren auf dem Bau in welchem Gewerk schafft. Nützliches Alltagswissen, das nicht nur die Bautätigkeit stimuliert, sondern einen Zusammenhalt der Bevölkerung erzeugt, wie er in Corleone nicht besser sein könnte.

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    2. Hallo, mal ganz ehrlich! Ein Großteil des Kommentar ist Verleumdung! Was soll das denn? Argumentieren Sie doch sachlich.
      So ein Kommentar mit solchen quasi-waagen Anschuldigungen gehört gelöscht. Oder die
      Anschludigungen gekürzt. Sonst setzt der nächste bei den Kommentaren noch eins drauf.

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