4 Gedanken zu “Füreinander zum Segen werden

  1. Wie passt eine solche Andacht in unsere aufgewühlte Zeit: Einerseits Corona mit allen derzeitigen gesellschaftlichen Verwerfungen im Innern, und andererseits zu einer internationalen Lage, die von Handelskriegen, militärischen Auseinandersetzungen, Hungersnöten, Fluchtwellen und politischer Instabilität in vielen großen Nationen rund um den Globus geprägt ist?
    Da scheint „Business as usual“ im Gemeindeleben manchem eine Art Entlastung und Beruhigung zu bieten. Der Gottesdienst kommt nun als Video ins Haus. „Könnte man sich das für die ’neue‘ Generation der ‚Alten‘ vorstellen?“ fragt da ein Kommentator. Man weiß nicht recht, worauf diese Frage zielt. Das Angebot ist ja seit langem vorhanden. Wer will, kann bereits seit vielen Jahren allwöchentlich an Gottesdiensten teilnehmen, die von Regional-TV und Hörfunk aus allen Teilen unseres Landes übertragen werden. Und selbstverständlich kann man sich vorstellen, dass „die neue Generation der Alten“ (wer immer das sein soll) dieses Angebot nutzt. Dazu gibt es noch Kurzformate wie das „Wort zum Sonntag“, „Kirche im WDR“ und ähnliches mehr.
    Fragen wir also weiter nach den Inhalten: Sollte das „Wort Gottes“ weiterhin dem ewigen Rhythmus des Kirchenjahres folgen und in ebenso erbaulicher wie beschaulicher Weise „ausgelegt“ werden, indem man es auf „das Leben“ überträgt? „Oft scheinen der Weg des Lebens und der Plan Gottes unergründlich“, weiß Pfarrer Ehlert und ist sich gar nicht so sicher, ob der vermeintliche Segen, der auf dem Leben eines Christenmenschen zu liegen scheint, wirklich ein Segen sei und man nicht auch Glück im Unglück haben könne, wie der Sohn des Mannes, der sich ein Bein brach, aber hierdurch den Soldatenwerbern eine Feudalherrn entging. Und dann gibt es ja immer auch das „Füreinander“ der lieben Mitmenschen, „das auch in unglücklichen Zeiten zum Segen werden kann“. Kann – wohl gemerkt, denn wie beim Glück im Unglück weiß man ja nie, ob es nicht einfach bei dem gebrochenen Bein bleibt und zum Unglück dann auch noch das Pech hinzu kommt und man sich auch noch das andere bricht, bevor man sich auch noch den multiresistenten Krankenhauskeim einfängt.
    Es gibt sicherlich viele Menschen, die sich Kirche nach wie vor beschaulich und erbaulich wünschen. Ja, ja – man hat’s nicht leicht, aber leicht hat’s einen. Und jetzt ist es aber auch mal gut mit der schlechten Stimmung. Die Orgel brandet auf, der Blick hebt sich zu den prächtigen Deckengemälden voller entrückter Heiliger und himmlischer Heerscharen, der Pfarrer spricht den Segen. Das Lied ist aus, wir geh’n nach Haus (oder sind schon dort), rabimmel, rabammel, rabumm.

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    1. Auch die Kirchen müssen sich immer wieder neu orientieren und positionieren, denn Traditionen, Positionen, Werthaltungen und seelsorgerische Aufgaben werden durch veränderte Zeitläufte regelmäßig in Frage gestellt. Da ergeben sich nicht nur im Rahmen gesamtgesellschaftlicher Auseinandersetzungen und sogar kirchenintern zum Teil heftige Konfrontationen zwischen Traditionalisten und Reformern.
      Vor allem im Zuge der Corona-Pandemie, die gesellschaftliche Umwälzungen in Gang setzen wird, die vielen noch gar nicht bewusst sind, erwarten die Menschen verstärkte Orientierung! Hier erweist sich die aktuelle Bundesregierung in Form einer großen Koalition nach mehrheitlicher Meinung als historischer Glücksfall. Ob man dies in ähnlicher Weise von der kirchlichen Ökumene behaupten kann, lasse ich einmal dahin gestellt. Auf jeden Fall sind aber, was die Orientierung betrifft, die Erwartungen gegenüber den Kirchen hoch. Dies betrifft nicht nur die medizin-ethischen Fragen, die im Zusammenhang mit der Triage-Diskussion aufgeworfen wurden (https://www.katholische-sonntagszeitung.de/Video-Audio/Ethische-Fragen-in-der-Corona-Krise-Donnerstag-09.-April-2020-09-14-00/(f_Rubriken)/536,64,1105,609,1053,83,472,39337,474/(f_TagsEvents)/7,25,75,81,48). Erheblicher weiterer Orientierungsbedarf ergibt sich im Zusammenhang der gleichzeitigen Bewältigung von Klima- und Gesundheitskrise, die viele für zwei Seiten derselben Medaille halten, während andere auf klare Entscheidungen zu Gunsten der industriellen Arbeitsplätze drängen, während eine ebenso entschlossene Klima- wie Pandemie-Politik zu einem massiven Umbau der gesamten Volkswirtschaft und entsprechender Massenarbeitslosigkeit in traditionellen Branchen wie der Automobilindustrie führen müsste. Es ist überhaupt nicht abzusehen, wie die Kirchen sich hier aufstellen und ihre gesellschaftliche Bedeutung behaupten wollen. Aber es ist absehbar, dass das Beschaulich-Erbauliche wenn nicht sogar Betuliche hier einer zunehmenden Politisierung weichen muss.

  2. Hat mir sehr gut gefallen. Ist halt neu, dieses Home-Churching um es neudeutsch auszudrücken. Schön sind auch die ganzen Detailaufnahmen „Drumherum“, interessante Details, wie der Blick auf das Orgelspiel, die gemalten Kinderbildchen, Kirchenimpressionen, usw. Könnte man sich das für die „neue“ Generation der „Alten“ vorstellen? Sehr gute Aufnahmequalitäten. Kommen m. E. gut rüber. MfG Hans-Gerhard Spahn, Stockhausen

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