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Nach 42 Jahren Amtszeit verabschiedet sich Kirtorfs BürgermeisterKünz: Bei mir stand im Rathaus nie die Tür zu

KIRTORF (tsz). Für einige Kirtorfer wird es wohl in Zukunft ein ungewohntes Bild sein. Der langjährige Bürgermeister der Großgemeinde wird nach 42 Jahren Amtszeit von Andreas Frey abgelöst. Bei einer Bürgerversammlung lies Künz die letzten Jahre noch einmal Revué passieren.

Zu einer Zeit, in der Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war und in dem Jahr, in dem Elvis Presly starb, da wurde in einer damals noch kleinen Gemeinde im Vogelsbergkreis  gewählt. Im Jahre 1977 setzte sich Ulrich Künz gegen seinen Konkurrenten durch und wurde  zum Bürgermeister der damals noch deutlich kleineren Gemeinde Kirtorf. Ganze 42 Jahre und 7 Legislaturperioden später stand er nun in der Gleentalhalle bei einem seiner letzten Auftritte als Bürgermeister vor den Bürgern seiner Stadt.

Dabei diente die Bürgerversammlung, auf welcher Künz seine Abschiedsrede hielt, noch einem ganz anderem Zweck: Zur Vorstellung des aktuellen Standes des Projekts „Kirtorfer Höfe“. Im Zuge des Projektes geht es um die Neuordnung der Stadtmitte, sowie um den Bau eines Ärztehauses. Durch das sollen ganze 25 neue Arbeitsplätz ein Kirtorf geschaffen werden, sowie Platz für zwölf neue Geschäfte und Apotheken. Auch sechs bis zehn neue Wohnungen sollen entstehen. Dabei soll die Bauphase noch im dritten Quartal diesen Jahres starten.

Ein Blick zurück

Nach den Erklärungen und einer kurzen Frage-Antwort-Runde ergreift der noch amtierende Bürgermeister Ulrich Künz das Wort, um noch für ein letztes Jahr die Investitionen der Gemeinde vorzustellen. Dabei zeigt er sich besonders stolz im Bezug auf das Projekt Kirtorfer Höfe: „Ich hätte mir nicht erträumen können, in meiner Amtszeit noch so ein Leuchtturmprojekt vorstellen zu können“, beschreibt Künz seine Freude über das Ärztehaus. Dabei sei es ihm besonders wichtig, die Bürger seiner Gemeinde schon so früh wie möglich an den Entscheidungen zum Projekt teilhaben zu lassen.

„Ich denke, dass das immer ein guter Weg war“, kommentiert er seine politische Vorgehensweise. Der Bürgermeister müsse Ideen und Visionen haben, es gelte aber auch, auf die Ideen der Bewohnerschaft zu hören.

Die Gleental-Halle war gut gefüllt.

Dabei sei es in der Gemeinde keine einfache Zeit gewesen. Laut Künz war vor allem die schwankende Finanz- und Konjunkturlage ein Problem für die Gemeinde. „Wir hatten nie wirklich finanziellen Spielraum“, bemängelt Künz die Finanzen der Stadt. Trotzdem habe man es geschafft, die Dinge zu fördern, die die Bürger mehr oder weniger direkt betreffen. So habe man dafür gesorgt, dass die Vereine gefördert werden, der Anspruch auf einen Kindergartenplatz erfüllt werde und die Straßenbeiträge in Kirtorf bereits seit 1980 abgeschafft worden sind. Gerade der letzte Punkt ist Künz wichtig: „Ich verkünde das mit Stolz, da es auch ein Teil der sozialen Kommunalpolitik ist“. Auf die sozialen Strukturen Rücksicht nehmen, bevor man politische Entscheidungen erfüllt, das betont Künz besonders in seiner Rede. Es folgt anerkennendes Nicken im Publikum, die Bürger geben Künz recht.

Auch lobt Künz die Zusammenarbeit der Parteien untereinander während seiner Amtszeit. So habe mal in entscheidenen Fragen immer an einem Strang gezogen und parteipolitische Streitereien hinter sich gelassen. Dabei wären gerade die letzten zwei Jahre, in denen das für ihn sehr wichtige Projekt „Kirtorfer Höfe“ in der Planung stand, die härtesten Jahre seiner Amtszeit gewesen.

Man könne an der Nachbargemeinde sehen, wie schnell ein solches Projekt wegen finanzieller Schwankungen in Verruf geraten kann. Deswegen bedankt er sich auch noch einmal bei allen Beteiligten, die für eine erfolgreiche Förderung des Programmes gesorgt haben.

Mehrfacher Applaus für abschließende Worte

Danach wird Künz in seiner Rede noch einmal etwas persönlicher. „42 Jahre durfte ich Bürgermeister der Großgemeinde Kirtorf sein und ich habe es gern gemacht“, sagt Künz. Die letzten 89 Tage Urlaub, die er noch habe, werde er nicht nehmen, sondern bis zum Ende durcharbeiten. Darauf folgt Gelächter und Applaus in der Menge. Den Besuchern ist anzusehen, dass sie stolz auf das sind was Künz, der dienstälteste hauptamtliche Rathauschef Deutschlands, in ihrer Gemeinde erreicht hat. „In Kirtorf wurden in den letzten Jahren wichtige Weichen gestellt“, kommentiert Künz und zeigt den gleichen Stolz, der kurz vorher bereits bei den Besuchern zu sehen war.

Zum Abschluss richtet er noch einige Wünsche an die Kirtorfer und den im März in seine Fußspuren tretenden Bürgermeister Anders Fey. Zuerst verwies er auf die anstehende Europawahl, die seiner Ansicht nach in der aktuellen weltpolitischen Situation sogar noch wichtiger wäre, als die Bundestagswahl. Dabei holt er gezielt gegen „undemokratische“ Parteien aus und ruft dazu auf, gegen Hass und für den offenen Dialog mit allen Menschen, unabhängig von Farbe, Religion oder ähnlichem, einzustehen. Auch appelliert er an Fey, das Thema einer engeren Zusammenarbeit mit der Gemeinde Antrifftal nicht „in die Schublade“ zu legen, sondern weitere Überlegungen anzustellen.

Am Ende dankt er noch einmal seiner Frau, an die auch ohne offizielles Amt über seine Amtszeit hinweg immer wieder bestimmte Anforderungen gestellt wurden. „Es lohnt sich, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren“, so lautet Künz‘ Fazit zur seiner 42-jährigen Zeit als Bürgermeister Kirtorfs. Seinem Abschied sehe er trotzdem mit etwas Wehmut entgegen. „Ich darf mich zum Ende dieser Bürgerversammlung bei ihnen bedanken. Ich war froh und glücklich, ihr Bürgermeister gewesen zu sein“, schließt Künz seine Rede. Es folgt der längste Applaus des Abends.

5 Gedanken zu “Künz: Bei mir stand im Rathaus nie die Tür zu

  1. Ein Forscherteam der University of Illinois kam 2010 in einer empirischen Studie zu dem Schluss, dass Narzissmus nicht nur eine Frage der Generation, sondern vor allem des Alters sei. Danach tendieren Menschen in ihrer späten zweiten und dritten Lebensdekade besonders stark zum Narzissmus.
    (Wiki….)

  2. De Kall aus Heimertshausen hat bestimmt mal einem saftigen Gebührenbescheid bekommen. Drum merke: Lang ärgern verkürzt das Leben.

    1. Laber, laber, aber, aber…
      Zum Beispiel aber auch die Grammatik. Viel schlimmer als die Orthographie! Oder aber Augen auf beim Titel-Kauf! „Bei mir stand im Rathaus nie die Tür zu!“ Doppel-boah! Oder ist das ein Original-Zitat, das nicht verändert werden durfte? Bei so viel sprachhandwerklichem Feinschliff stehen mir jedenfalls erstmal Mund und Nase zu.

  3. Ich fürchte künz wird uns auch noch lange erhalten bleiben. Schließlich hat seine Fraktion die Mehrheit im Parlament und wird für die entsprechenden Anträge und Abstimmungsergebnisse sorgen. So einträchtig wie es war,wird es sicher nicht bleiben.
    Schön, dass die Bürger sich ein mal mehr von den demagogischen Fähigkeiten des Bürgermeisters haben einlullen lassen und ihm für die hohen Abgaben auch noch applaudieren.

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