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Katharina Schütz aus Schwalmtal begleitete die WM-Helden im Siegerflieger nach Hause“Das war eine Eins plus, plus, plus!”

ALSFELD/RIO/BERLIN. Dienstagvormittag über Berlin: Der Siegerflieger schwebt ein, so tief, dass sein grüßendes Flügelwackeln erkennbar wird. Eine halbe Million Menschen auf der Fanmeile am Boden freuen sich: Da kommen die WM-Helden, gleich werden sie ganz nahe sein. So dicht wie einer jungen Frau aus dem Vogelsberg dürfte aber kaum jemand unter den Jubelnden den deutschen Weltmeistern gekommen sein: Katharina Schütz aus Schwalmtal war an Bord der Boeing 747-8 dabei. Sie erlebte gerade als Flugbegleiterin bei der Lufthansa das Wochenende ihres Lebens, „definitiv das absolute Highlight“!

Mit Bundestrainer Löw, mit Schweinsteiger, Götze, Podolski und all denn anderen deutschen Top-Spielern einen langen Heimflug zu erleben: Diese Aussicht ließ das Herz der 28-Jährigen Vogelsbergerin höher schlagen, als sie die Nachricht erhielt, sie würde im Team der Flugbegleiter dabei sein, die das deutsche Team und den ganzen dazugehörigen Tross nach dem Endspiel nach Deutschland zurückholen.

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Vorfreude auf die besondere Dienstreise: Katharina Schütz (2.v.l.) mit Kolleginnen und Pilot vor dem Flug.

Katharina Schütz gehört zu einer Auswahl an Lufthansa-Mitarbeitern, die dafür in Frage kamen. „Aber das sind auch ganz viele. Es war ein Riesenglück, dass ich dabei sein konnte!“ Das Abenteuer begann für sie und 22 weitere Crew-Mitglieder auf diesem Flug bereits am Freitag vor dem Endspiel: Da hob die Riesen-Boeing in Deutschland ab. Ziel: das fast zehntausend Kilometer entfernte Rio de Janeiro.
Die frühe Ankunft bedeutete für die deutsche Flugzeug-Besatzung: Man hatte auch Zeit, sich das Finale an einem Ort anzuschauen, an dem wohl Millionen Deutsche auch gerne gewesen wären: beim Public Viewing auf der Fanmeile in Copacabana, dem Stadtteil mit dem wohl berühmtesten aller Strände weltweit. „Wir waren da unter lauter Argentiniern!“, lacht die Schwalmtälerin, die sich wie so viele Fans außerhalb von Welt- oder Europameisterschaften gar nicht besonders für Fußball interessiert.

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Glücklich über zwei Tage Aufenthalt: eine euphorische Lufthansa-Crew in Rio de Janeiro – dabei auch Katharina Schütz (vorne rechts).

Aber sie waren auch nicht die einzigen fiebernden und dann jubelnden Deutschen auf der Fanmeile und stellten schnell fest: Die Brasilianern waren auf der deutschen Seite, „obwohl wir sie geschlagen hatten.“ Die Rivalität mit Argentinien wog wohl noch schwerer als die Schmach gegen das deutsche Team.

„Siegerflieger“ bleibt 18 Tage dran – für jedes Tor einen

Der Schlusspfiff bei dem siegreichen Finale bedeutete für alle: Vorbereitung auf den Heimflug. Und weil Deutschland damit Weltmeister war, hatten die Techniker besonders viel zu tun: Die machten sich noch in der Nacht daran, den Jumbo standesgemäß zu bekleben: mit dem markanten Titel „Siegerflieger“. Der bleibt 18 Tage dran – einen Tag für jedes deutsche Tor in Brasilien. Der Rest war für Außenstehende schnell erzählte Geschichte: Der Jumbo hob zwei Stunden verspätet ab, landete sicher in Berlin-Tegel, die Spieler ließen sich bejubeln.

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Vorfreude: die Crew des besonderen Lufthansa-Flugs vor dem Abflug.

Nicht so für Katharina Schütz: Für die mit acht Berufsjahren durchaus erfahrene Flugbegleiterin  begann der spannendste Part der Dienstreise. Die WM-Helden stiegen in die Maschine. Gerne hätte sie die Mannschaft auch direkt am Einstieg begrüßt, doch das ging nicht. „Auch bei so einem Flug gelten die Sicherheitsbestimmungen“, erzählt sie. Die besagen, dass alle Ausgänge für den Notfall mit Bordpersonal besetzt werden müssen – das sind in einer Boeing 747-8 eine ganze Reihe. Katharina Schütz war an einem der hinteren Ausgänge, als die Fußballer vorne einstiegen. Ihnen folgten DFB-Funktionäre, Familienangehörige und jede Menge Presse-Vertreter. Katharina Schütz verfolgte aufgeregt, wie die illustren Passagiere sich über das Flugzeug verteilten.

Der Poldi kam häufiger nach hinten

Angehörige und Presseleute besetzten die Economy-Class, in der auch sie Dienst tat. Die meisten Spieler blieben vorne in der Business-Class, der Bundestrainer und seine Berater ließen sich im Oberdeck des Jumbos nieder und blieben auch dort. „Den Jogi Löw habe ich gar nicht gesehen“, bedauert sie. Aber dafür umso häufiger Lukas Podolski, weil der zum Entzücken der Flugbegleiterin immer wieder in ihrer Abteilung auftauchte.
Die Frage drängt sich auf: Und – wie waren die Jungs so? Wurde gejubelt und gelacht? „Die Stimmung war schon euphorisch, aber nicht so ausgelassen“, erzählt Katharina Schütz. Die Weltmeisterfeier war eben schon gewesen – in der Heimat hatten die Helden noch einen Auftritt vor sich und wollten die elf Stunden Flug wohl für die Erholung nutzen. Sie und ihre Kolleginnen servierten vor allem alkoholfreie Getränke. „Es herrschte dann eher eine gediegenen Srtimmung.“ Zwischendurch gelang noch ein echtes Erinnerungsfoto: Der Podolski ließ sich einladen, zusammen mit den Mitarbeiterinnen zu posieren. „Er war sehr nett!“

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Euphorische Flugbegleiterin: Die Vogelsbergerin vor dem Rückflug am Einstieg der Boeing 747-8. Gleich werden die WM-Helden kommen.

Ansonsten aber gilt für die Flug-Profis das Gebot professioneller Zurückhaltung: „Wir sind angehalten, Diskretion zu halten“, erzählt die Vogelsbergerin. Das bedeutet auch: keine Bitten um Autogramme. „Leider!“
Aber dennoch ist sie begeistert: „Das war eine tolle Reise!“ Auch im Vergleich zu anderen Fügen mit Prominenten: „Das war eine Eins plus, plus, plus!“, schwärmt Katharina Schütz. „Ich war unbeschreiblich glücklich. Es ist ein Ereignis, das ich immer in meinem Herzen haben werde.“

Von Axel Pries

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