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DS-Kurse der Albert-Schweitzer-Schule präsentierten ihre Arbeiten „Stilltand“ und „Perfekt – Unperfekt“Mehr Schein als Sein – DS-Kurse der Albert-Schweitzer-Schule beeindrucken mit Theaterabend

ALSFELD (ol). Mit „Stillstand“ und „Perfekt – Unperfekt“ präsentierten die DS-Kurse der Q2 der Albert-Schweitzer-Schule zwei eindrucksvolle Eigenproduktionen. Die Stücke thematisierten gesellschaftliche Ausgrenzung, familiäre Entfremdung und den Einfluss sozialer Medien. Das Publikum zeigte sich berührt und begeistert.

Vor einem großen und sehr interessierten Publikum präsentierten die DS-Kurse der Q2 der Albert-Schweitzer-Schule zum Schuljahresabschluss vor wenigen Tagen ihre selbst erarbeiteten Stücke. Drei Aufführungen hatten sie vorbereitet, in denen sie auch auf die Entstehung der Stücke eingingen und somit auch Einblick in den Unterricht gaben, berichtet die ASS in einer Pressemitteilung.

„Stillstand“, das erste Stück der Aufführung, hatte der Kurs von Maxime Fabel-Perlefein, erarbeitet. Inspiriert wurden die jungen Akteure von einem Werk, das anhand der Geschichte eines Gastarbeiters die Spannungen zwischen Heimat, Fremdsein und sozialer Ausgrenzung bis hin zu Gewalt thematisierte. Den Schülerinnen und Schülern gelang es sehr eindrücklich, diese Thematik in die Gegenwart zu tragen und die Gefühlswelt eines Menschen zu zeigen, der Opfer von Ungerechtigkeit und Vorverurteilungen wird – weil die Gesellschaft Opfer braucht und dabei auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. In die Adaption mit eingeflossen waren aktuelle Zeitungsartikel und politische Schlagzeilen – gerade in Zeiten, in denen Migration für viele Probleme verantwortlich gemacht werden soll. Auch Erfahrungen aus dem Schulleben fanden ihren Niederschlag. Die jungen Darsteller zeigten dabei ein Stück mit Botschaft: „Wir sollten Migration als Chance begreifen“, äußerten sie eine Hoffnung, die sie mit ihrem Stück verbinden: „Geschichte sollte sich nicht wiederholen.“

Foto: Maxime Fabel-Perlefein

Mit dem Stück „Perfekt, unperfekt – wie echt bist du?“ ging der DS-Kurs von Tina Ried der Frage nach, wie junge Menschen und Familien in Zeiten ständiger Selbstdarstellung und Wertung leben können: Immer auf der Suche nach dem richtigen Bild von sich, nach der richtigen Wirkung nach außen. „Wo bin ich hier?“ Diese Frage leitete das Stück ein und war gleichzeitig die Abschlusssequenz – dazwischen: Alltag. Bestehend aus einer desinteressierten Familie, deren Mitglieder sich alle mit dem Handy in der Hand um den Tisch versammeln. Der Vater, der es als Paketbote nicht schafft, die Familie zu ernähren, die Toten, die Versager, die sich in einer Box sammeln, gemeinsam mit dem Blauen Brief aus der Schule. Dort herrschen Langeweile und Gleichschritt, dazwischen werden die öffentlichen Kanäle bedient; ein Radiosprecher kommentiert der das Geschehen wie aus dem Off.

Mit verschiedenen Methoden gingen die jungen Schauspieler an ihr Werk: Absurde Momente werden wie beiläufig eingefügt, etwa, wenn Siri bei der Entsorgung der Leiche helfen soll. Biografischen und dokumentarischen Inhalte werden verwendet, dabei werden postdramatische Methoden genutzt, z. B. Figurensplitting, das dem Zuschauer einiges an Konzentration abverlangte, da verschiedene Charakterzüge einer Person von verschiedenen Darstellern gezeigt werden. Durch all das und das Spiel mit Licht und Dunkelheit, mit Rot und Schwarz, entstanden hochinteressante Bilder auf der Bühne, die das Publikum in ihren Bann zogen.

Besonders faszinierend war, wie sehr die Schülerinnen und Schüler bei ihren Rollen waren, wie frei sie vor ihr Publikum traten und sowohl inhaltlich als auch schauspielerisch viel von sich preisgaben. Die Zuschauer dankten es ihnen mit viel Applaus und suchten auch nach dem Stück noch das Gespräch. „Mehr Schein als Sein“, das Motto, unter dem beide Kurse ihre Arbeiten begonnen hatten, kehrten die jungen Darsteller mit ihrem Spiel um: Sie hatten mit ihren Aufführungen „Mehr Sein als Schein“ gezeigt.

Fotos: Traudi Schlitt

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