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Verleihung der Abiturzeugnisse an 98 Absolventen der Albert-Schweitzer-SchuleDen Wandel an- und Verantwortung übernehmen

ALSFELD (ol). 98 Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld haben am vergangenen Wochenende ihre Abiturzeugnisse erhalten. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst stand die Feierstunde in der Aula im Zeichen von Dank, Auszeichnungen und bewegenden Reden. Bürgermeister Stephan Paule und Schuldezernent Patrick Krug ermutigten die jungen Erwachsenen, Wandel aktiv zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. 16 Absolventinnen und Absolventen schlossen mit einer Note zwischen 1,0 und 1,5 ab.

Es ist der große Tag im Leben eines jungen Menschen: Nach 13 Schuljahren und einem Lern- und Prüfungsmarathon zum Abschluss konnten am vergangenen Wochenende 98 Abiturientinnen und Abiturienten in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule am Oberstufenstandort in der Krebsbach die Zeugnisse ihrer Allgemeinen Hochschulreife entgegennehmen. Gewürdigt wurde dieser Anlass in einem Gottesdienst und einer Feierstunde, in der einige der jungen Erwachsenen zusätzlich ausgezeichnet wurden, so heißt es in der Pressemitteilung der ASS.

Foto: Kierblewski

Den Gottesdienst in der Walpurgiskirche hatte der Abiturjahrgang gemeinsam mit Schulpfarrerin Katja Dörge vorbereitet. In deren Vertretung hielt ihr Vorgänger Dr. Jochen Walldorf den Gottesdienst, in dem er gemeinsam mit den scheidenden Schülerinnen und Schülern auf das Motto „Abinopoly“ einging. Was zunächst kapitalistisch anmute, bedeute vielmehr, dass jede und jeder Einzelne seinen Weg finden müsse und dabei erkennen müsse, was gut sei – unabhängig von den Erwartungen anderer. Die Abiturienten Artur Damer und Johanna Faubel moderierten den Gottesdienst, den ihre Mitschülerinnen und Mitschüler auch musikalisch gestalteten.

Die anschließende Feierstunde in der Aula begann nicht wie sonst mit viel Musik, sondern mit einer Schweigeminute: Kurz vor Beginn der Feier war eine Schülerin der Mittelstufe der Albert-Schweitzer-Schule nach einem schweren Unfall verstorben. So schwieg an diesem Abend auch die Musik. Studienleiter Holger Palm lenkte in seiner Ansprache den Blick dennoch auf die schönen Momente in der Schulzeit und im Leben, die man sammeln könne, gerade um sich in schwierigen Zeiten daran zu erinnern. Für ihn selbst sei stets die Verleihung der Zeugnisse ein solcher Moment, betonte Palm, der als weitere Redner den Schuldezernenten des Vogelsbergkreises und stellvertretenden Landrat Patrick Krug sowie den Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule auf die Bühne bat. Der Förderverein der Schule war durch die Vorsitzenden Niklas Müller und Victoria Klieber vertreten. Für den Schulelternbeirat war dessen Erster Vorsitzender Mark Schäfer Gast der Veranstaltung.

Die beiden Politiker überbrachten persönliche Glückwünsche sowie die Gratulationen ihrer Gremien; beide sind selbst Absolventen der Albert-Schweitzer-Schule und blickten auch auf ihre Abizeit zurück. „Nach 13 Schuljahren eröffnet euch dieses Zeugnis alle Möglichkeiten“, lud Krug die Abiturientinnen und Abiturienten ein, die Zukunft anzutreten. „Man ist nicht allein“ – diese Erfahrung gab er den jungen Menschen mit: Die Welt drehe sich nicht um einen selbst, sondern könne nur gemeinsam gestaltet werden. „Mit gutem Beispiel voranzugehen, ist nicht nur der beste Weg, andere zu beeinflussen, es ist der einzige.“, zitierte Krug den Namensgeber der Schule. Krug bat die Absolventen auch, den Mut zu Fehlern zu haben und selbstbewusst daran zu wachsen.

Mit Arbeit, Begabung und Einsatz hätten die Abiturientinnen und Abiturienten nun ihre Eintrittskarte zu Neuem in der Hand, sagte Bürgermeister Paule in seiner Ansprache. Die Welt unterliege dem Wandel, und diesen gestalte man mit Freiheit und Verantwortung. Er appellierte an die jungen Menschen, diesen Wandel an- und die Verantwortung zu übernehmen. Das Rüstzeug dazu hätten Schule und Familie ihnen mitgegeben. Der Rathauschef zeigte sich stolz auf die Absolventen und betonte die Bedeutung des Schulstandortes Alsfeld, der kontinuierlich mit guten Leistungen glänze – in diesem Jahr mit einer Durchschnittsnote von 2,17: Nicht wenige ehemalige Alsfelder Schülerinnen und Schüler gestalteten heute die Zukunft mit.

Schulleiter Christian Bolduan blickte in seinen Gedanken zur Verabschiedung auf die Werte seiner Schule: Dass fast alle Familien auch den Gottesdienst besucht hätten, wertete er als ein Zeichen von Haltung und Lebenseinstellung, die an der Albert-Schweitzer-Schule vermittelt würden. Der Namensgeber, promovierter Theologe, Philosoph und Mediziner, darüber hinaus Musiker, Idealist und Pazifist, habe es vor mehr als hundert Jahren gegen alle gesellschaftlichen Normen vorgezogen, in Gabun Arme und Kranke zu versorgen. Die Ehrfurcht vor dem Leben hätten sein Handeln bestimmt. Heute stünden mehr denn je Akzeptanz und Toleranz Schwarzweißdenken und Polarisierung gegenüber. „Das Wissen hat seine Grenzen, das Denken nicht.“ Mit diesem Zitat von Albert Schweitzer ermunterte Bolduan die scheidenden Schülerinnen und Schüler zum Denken, zum Differenzieren. „Der liberale Geist der Schule sollte Freude am Denken geweckt haben“, appellierte der Schulleiter an die jungen Erwachsenen, dem Denken auch Handeln folgen zu lassen: „Ihr könnt einordnen, hinterfragen und verstehen.“ Er wünschte ihnen, dass sie den Mut zu Mitgefühl und Menschlichkeit bewahren, dass sie neugierig und offen bleiben und dass sie aus Fehlern lernen und nicht aufgeben. Wie seine Vorredner dankte er sowohl den Abiturientinnen und Abiturienten für ihre Leistungen sowie den Familien für ihre Unterstützung. Bolduan würdigte auch das Engagement seines Kollegiums und der Schulverwaltung.

Die Übergabe der Zeugnisse an sieben Tutorengruppen war geprägt von großer gegenseitiger Wertschätzung: Man merkte sowohl den jungen Menschen an, wie sehr sie sich mit ihren Gruppen identifizierten. Gleichzeitig waren die Schülerinnen und Schüler auch ihren Tutorinnen und Tutoren ans Herz gewachsen: Witzige und persönliche Geschenke sowie herzlich und sehr zugewandte Abschiedsorte bezeugten dies.

Voller Stolz und mit großer Freude zeichneten die Mitglieder der Schulleitung eine ganze Reihe von Abiturientinnen und Abiturienten für besondere Leistungen aus. Die Fachlehrkräfte hatten diese den verschiedenen Verbänden vorgeschlagen; geehrt wurden sie mit Urkunden, Buchgeschenken und Mitgliedschaften: Den DMV-Abiturpreis Mathematik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung erhielten Rufus Luckhard, Serhat Dana und Maximilian Masur. Der GDCh-Abiturientenpreis Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker ging an Colin Reith und Rufus Luckhard. Artur Damer und Felix Becker erhielten den PG Abiturientenpreis Physik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Der Abiturpreis Biologie ging an Charlotte Sorg, Sarah Gemmer und Esther Witznick. Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) zeichnete Lucien Mansueto und Robert Sinner aus. Der Preis des Vereins Deutsche Sprache ging an Magdalena Steuernagel. Mit dem VfS Preis „Wirtschaft“ zeichnete der Verein für Socialpolitik Nele Haberzeth aus. Im Bereich Religion wurden Sarah Manuela Gemmer, Daniel Losert, Michelle Merle und Esther Zoe Witznick von der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau (EKHN) gewürdigt; Johanna Maria Roth und Maria Fey erhielten Ehrungen aus dem Bistum der katholischen Kirche. Des Weiteren würdigte der Verein der Historiker und Historikerinnen Deutschlands die herausragenden Leistungen von Phill Bernd Altpeter, Michelle Merle und Esther Zoe Witznick.

Sechzehn der 98 Absolventen hatten einen Abschluss zwischen 1,0 und 1,5 erreicht. Sie wurden von der Schulleitung besonders ausgezeichnet: Charlotte Mareike Sorg, Rufus Friedrich Luckhard, Michelle Merle, Lucien Mansueto, Esther Zoe Witznick, Serhat Dana, Phill Bernd Altpeter, Artur Damer, Magdalena Christine Steuernagel, Nele Haberzeth, Colin Reith, Johanna Maria Roth, Jana Mareike Stüdemann, Amelie Theis, Mia Katharina Berg und Arda Özcelebi.

Als Jahrgangsbeste blickten Charlotte Mareike Sorg, Rufus Friedrich Luckhard, Michelle Merle zurück auf ihre Schulzeit und dankten allen, die sie auf dem Weg zum Abitur begleitet haben. Nach vielen schönen und auch anstrengenden Erfahrungen wie der Corona-Pandemie zeigten sie sich zuversichtlich, Höhen und Tiefen meistern zu können und ihre Reise neugierig weiterzugehen.

Die letzte große Auszeichnung des Abends und Schlusspunkt der Veranstaltung war die Verleihung des Schulsozialehrenpreises, den bereits traditionell der Rotary Club Alsfeld auslobt. Dessen Präsident Manfred Schreiner hob in seiner Ansprache die Leistungen von Johanna Maria Roth und Arda Özcelebi hervor. Sie hätten selbstlos und fleißig ihre Arbeit in den Dienst der Schulgemeinde gestellt und im besten rotarischen Sinn Gutes getan und zu Gutem angestiftet. Höflich, verantwortungsbewusst und loyal hätten sie viele Dinge im Schulalltag und später auch bei der Organisation der Abiturfeierlichkeiten erledigt; sie zeichne Haltung, Zugewandtheit, Humanität und Hingabe aus – „ein echter Lichtblick“. Das Preisgeld von 300 Euro können sich die beiden sehr überraschten Ausgezeichneten teilen.

Fotos: Traudi Schlitt

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