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Kreatives Experiment, das den Wandel der Zeit sichtbar macht24-Stunden-Kunstmarathon in Ulrichstein: Vulkanismus und Leben im Fokus

ULRICHSTEIN (ol). Am längsten Tag des Jahres findet in Ulrichstein ein einzigartiges Kunst-Event statt: Zehn regionale Künstlerinnen und Künstler widmen sich 24 Stunden lang dem Thema Vulkanismus und Leben. Die Aktion beginnt am 21. Juni und umfasst verschiedene kreative Ausdrucksformen, die vom mittelhessischen Kultursommer unterstützt werden.

Am längsten Tag und in der kürzesten Nacht des Jahres steigt das 24-Stunden-Malen mit zehn KünstlerInnen der Region in den Reiferäumen der ehemaligen Molkerei Römer in Ulrichstein. Die Aktion, die sich um das Thema Vulkanismus und Leben dreht, beginnt in der Ohmstraße 26 um 12.00 Uhr mittags am 21. Juni. Wenn es auch „Malen“ heißt, ist hier nur der Oberbegriff für alle möglichen künstlerischen Äußerungen gemeint: Zeichnen, Aquarellieren, Plastisches Arbeiten, Sperrmüllkunst, Malen und grafische Arbeiten.

In 24 Stunden bis zum nächsten Mittag am Sonntag, den 22. Juni, werden die KünstlerInnen – nur von kleinen Pausen unterbrochen – an ihren Werken arbeiten, so heißt es in der Pressemitteilung der Karuszel-Gebirgskulturen. Im Kern stehe die Verwandlung der vor 15 Millionen Jahren erloschenen Vulkane des Vogelsberges – von Stein zur Landschaft, von tierischer und menschlicher Besiedlung zur Entstehung von Dörfern, Städten und  Kulturen bis zu ihrem Verfall.

Foto: J. Michael Ruhl

Bei der Kunstaktion, die vom mittelhessichen Kultursommer aus Gießen unterstützt wird, soll zu jeder sechsten Stunde einem besonderen Vulkanausbruch gedacht werden, begonnen wird mit dem stärksten Ausbruch eines Vulkans vor 2,1 Millionen Jahren (Yellowstone, Nordamerika) bei dem ein Krater von 80 x 50 Kilometern entstand. Um 18.00 Uhr abends wird an den Ausbruch des Vesuvs 79 n.Chr. erinnert. Der Ausbruch kam für die Menschen so überraschend, dass sie praktisch in ihren Handlungen „eingefroren“ wurden. Um 12 Uhr nachts wird im Hof der Molkerei durch die Zündung eines Vulkankunstwerks der Ausbruch des Laki-Vulkan 1783 (Island) simuliert. Er gilt als eine der größten in historischer Zeit dokumentierten Vulkaneruptionen. Die großen Hungersnöte in der Folge des Vulkanausbruches werden als ein Puzzlestein für den Ausbruch der französischen Revolution gesehen, heißt es. Der Sonnenaufgang am Sonntag wird durch die Gedanken an den Ausbruch des Tombora (Sumbawa, Indonesien) vor genau 210 Jahren bekleidet. Er ging in die Geschichte als größter Ausbruch der letzten 10000 Jahre ein, also der Menschheitsgeschichte nach der neolithischen Revolution. Es folgte vor allem in Europa das Jahr ohne Sommer, in dessen Folge Tausende von Menschen starben. Zum Abschluss, mittags um 12.00 Uhr am Sonntag, stehen die Vulkanausbrüche des Vogeslberges im Fokus.

Foto: J. Michael Ruhl

Die Besucher der Kunstaktion, die von den Karuszel-Gebirgskulturen organisiert wird,  können den Künstlern und Künstlerinnen über die Schulter schauen und Teil des Prozesses werden. Die Ergebnisse der Kunstaktion werden im Spätsommer im Vulkaneum, Schotten ausgestellt und später auch im Vorwerk Museum in Ulrichstein.

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