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Beitrag der Presse-AG der ASS von Philipp SchaffnerEin Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist- Stolpersteine erinnern an letzte Wohnorte

ALSFELD (ol). Stolpersteine, ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, erinnern europaweit an die letzten frei gewählten Wohnorte von Juden, die während des Dritten Reichs verfolgt und ermordet wurden. Die kleinen Messingplatten sind Teil des Straßenbilds und ermöglichen ein alltägliches Gedenken. Trotz gesellschaftlicher Kontroversen wird die Initiative durch private Spenden und regionale Engagements weiterhin unterstützt. Philipp Schaffner von der Presse-AG der ASS hat sich dem Thema angenommen.

„Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Die Stolpersteine tragen diesem Gedanken Rechnung. Sie sind in den Boden eingefügte Steine, die mit einer goldfarbenen Messingplatte versehen sind. Die Stolpersteine sollen an die Verfolgung und Vernichtung der Juden in Deutschland und Europa erinnern. Sie ermöglichen ein Gedenken an einem normalen Alltag fernab von einem dafür vorgesehenen Feiertag.

Die Stolpersteine werden von dem in Alsfeld-Elbenrod ansässigen Künstler Gunter Demnig seit Jahrzehnten europaweit auf den Straßen eingesetzt, und zwar an den letzten frei gewählten Wohnorten der jüdischen Menschen, deren Namen sie tragen. Der erste Stolperstein wurde 1992 vor dem Rathaus in Köln angebracht – es war etwas illegal, da es keine amtliche Genehmigung gab, doch niemand traute sich, den Stein wieder zu entfernen. Seither wurden weltweit mehr als 100.000 Steine verlegt, und es kommen immer noch welche dazu.

Es gibt aber auch Städte wie Fulda, die gegen die Verlegung von Stolpersteinen sind, da sie finden, dass man auf die Steine treten könnte und die Opfer dadurch erniedrigt werden. Ein Stein kostet samt Verlegung um die 120 Euro, die durch private Spenden finanziert werden. Jedes Jahr am 9. November – dem Gedenktag der Reichspogromnacht – wird jeder Bürger dazu aufgerufen, die Stolpersteine in der Nachbarschaft zu reinigen. Jeder Bürger kann auch eine Putzpatenschaft für einen Stein übernehmen, dann ist man nur dazu verpflichtet, regelmäßig bei dem Stein vorbeizuschauen, ob er noch recht sauber und unbeschädigt ist. Stolpersteine werden gereinigt, indem man den groben Straßenschmutz mit einem feuchten Lappen und einer Essig-Wasser-Salz Mischung wegwischt. Danach reibt man den Stein mit einem Schwamm und einem Messingputzmittel ein und lässt es kurz einwirken.

Auch in Alsfeld gibt es um die 40 Stolpersteine, die in den Jahren 2009 bis 2011 verlegt wurden. Sie wurden übrigens gerade erst im Mai in einer Aktion des Freiwilligenzentrum gereinigt.

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