Deutsche Dinge – vom Hawaii-Toast bis zum Tamagotchi„Der Vulkan lässt lesen“: Eine musikalische Lesung mit Andreas Matlé
LAUTERBACH (ol). Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Der Vulkan lässt lesen“ stellt Andreas Matlé am 8. Mai in Lauterbach sein neues Buch über die Geschichte Deutschlands anhand von 75 Alltagsobjekten vor. Die Lesung wird von der Schauspielerin Marianne Mosebach sowie der Sängerin Diana Perez und dem Gitarristen Olaf Thurau musikalisch begleitet. Die Alltagsgegenstände in Matlés Buch dienen als symbolische Marker für gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungen in Deutschland seit 1949.
„Deutsche Dinge. Eine Geschichte in 75 Objekten“, so der Titel des neuen Buches von Andras Matlé, in dem er die Geschichte Deutschlands seit 1949 anhand von 75 Dingen erzählt. Unterhaltsam, informativ, Erinnerungen erweckend. Am Donnerstag, den 8. Mai, um 20 Uhr, liest er im Rahmen der Reihe „Der Vulkan lässt lesen“ in der Aula der Sparkasse Oberhessen in Lauterbach, das berichtet die OVAG in einer Pressemitteilung. An seiner Seite die Schauspielern Marianne Mosebach. Musikalisch begleiten die Sängerin Diana Perez und der Gitarrist Olaf Thurau die Revue – von den „Capri Fischern“ bis hin zu „Neue Männer braucht das Land“.
Foto: OVAG
Wie kamen Sie auf die Idee, die deutsche Geschichte von Alltagsobjekten zu erzählen?
Vor dem Hintergrund des Jubiläums 75 Jahre Bundesrepublik, habe ich mir die Frage gestellt, wie man diesen Teil der deutschen Geschichte auf andere Art als die herkömmliche und wichtige rein historische Weise erzählen könnte. Eine Art, die unterhaltsam ist, Erinnerungen wachruft, überraschende Einzelheiten einflicht, die möglicherweise nicht jedem bekannt sein dürften.
Nach welchen Kriterien haben Sie die 75 Objekte ausgewählt?
Neben dem Unterhaltungsfaktor soll jedes Ding tatsächlich etwas über die Deutschen, ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche und ihre Mentalität in dem jeweiligen Jahr bzw. dem jeweiligen Zeitabschnitt aussagen.
Wie schwer ist Ihnen die Auswahl der Objekte gefallen und war es in manchen Jahren problematisch, einen passenden Gegenstand zu finden?
Bei einem Großteil der Objekte ist das nicht schwergefallen. Einige Dinge sind in dem angeführten Jahr tatsächlich erfunden – wie etwa der Hawaii Toast, Prilblume, Trimmy oder das Regal Billy oder oder haben in einem bestimmten Jahr eine besondere Wirkung entfaltet, wie die Nike-Sportschuhe, die Joschka Fischer bei seiner Vereidigung als Minister 1985 trug. Bei anderen, bereits vorher bekannten Gegenständen lässt sich ein exaktes Jahr, in dem es eine spezielle Wirkung entfaltete, nicht unbedingt festlegen. Diese konnte ich dann in Jahren verankern, in denen nicht auf Anhieb ein passendes Objekt ins Auge stach.
Welche drei Dinge drei Objekte sind Ihrer Meinung nach am bedeutsamsten für die deutsche Geschichte?
Das ist pauschal nicht zu beantworten. Ich würde viel eher sagen: Alle Dinge zusammen ergeben ein Bild der BRD-Geschichte von 1949 bis heute. Aber, um zu versuchen, die Frage einigermaßen seriös zu beantworten: Die Schellack-Platte „Capri-Fischer“ steht gewissermaßen für den Aufbau des Landes, der Mauerstein spricht für sich und die Regenbogenfahne für die offene Gesellschaft. Oft aber lässt sich am vermeintlich Trivialen ein gesellschaftlicher Umbruch abbilden. Wie an dem Mädchenberufe-Quartett von 1969. Eine Zeit, in der ein immer noch überkommenes, stereotypes Mädchen- und Frauenbild herrschte, andererseits die feministische Bewegung auf dem Vormarsch war etwa mit der Gründung des ersten Weiberrats.
Welche Rolle schreiben Sie den Alltagsgegenständen für die Entstehung einer deutschen Identität bzw. eines deutschen Lebensgefühls zu?
Ich würde eher sagen, die Alltagsgegenstände sind sichtbarer Ausdruck eines Lebensgefühls, einer gesellschaftlichen Mentalität, einer Veränderung gesellschaftlichen Gefüges. Beispiel Hawaii-Toast: Er steht dafür, dass es den Deutschen wieder besser ging, dass sie sich wieder etwas leisten konnten, eine gewisse Internationalität ausstrahlen wollten und steht als Beispiel für die einsetzende Fresswelle, die dann direkt zu dem Objekt des Jahres 1970 führt, Trimmy und die Trimmbewegung. Aufgrund der enorm gestiegenen Herz-Kreislauferkrankungen und zunehmenden Verfettung wollten Politik und Ärzte etwas gegen diese Entwicklung setzen. Oder nehmen Sie die Regenbogenfahne, die als Objekt an sich keine Bewegung in Gang setze, sondern das Symbol dafür war und ist.
Der Eintritt für die Lesung beträgt 16 Euro. Vorverkauf bei den Kooperationspartnern von „Der Vulkan lässt lesen“, den Buchhandlungen „Lesezeichen“ (Lauterbach) und „Lesenswert“ und im Internet unter www.adticket.de.
Foto: Matlé/OVAG
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