Schöpfung in vielen Facetten erlebenÖkumenische Schöpfungszeit von evangelischer und katholischer Kirche würdigte Mensch, Tier und Natur
VOGELSBERGKREIS (ol). Im Evangelischen Dekanat Vogelsberg und im Haus der Katholischen Kirche Alsfeld standen September und Oktober im Zeichen der Schöpfungszeit. Exkursionen zu einem Demeterhof, Naturschutzprojekten, Windkraftanlagen und einem Tierheim boten den Besuchern eindrucksvolle Einblicke in nachhaltiges Wirtschaften und Naturbewahrung.
Der September und der Oktober standen im Evangelischen Dekanat Vogelsberg und im Haus der Katholischen Kirche in Alsfeld ganz im Zeichen der Schöpfung. Nicht nur, weil in dieser Zeit Christen mit dem Erntedankfest für alles danken, was wächst und gedeiht, sondern auch um den Wert von Tieren, Pflanzen, Sonne, Wasser und Wind in den Fokus zu stellen: Ohne all das könnte der Mensch nicht existieren.
Vier Exkursionen boten Cordula Otto, Carolin Braatz (beide Evangelisches Dekanat Vogelsberg) und Hedwig Kluth (Haus der Kirche) an. Sie führten zu Natur- und Begegnungsorten, an denen die Besucher viele Eindrücke sammeln konnten, das berichtet das Evangelische Dekanat Vogelsberg in einer Pressemitteilung.
Den Auftakt machte Anfang September ein Abend auf dem Demeterhof von Dr. Peter Hamel und Sabine Scheurlen-Hamel in Storndorf. Zwanzig Interessierte waren zusammengekommen, um spannende Informationen zu den Themen Tierwohl und nachhaltiger Bewirtschaftung der Böden zu erhalten. Den Anfangsimpuls übernahm Pfarrerin Dorothée Tullius-Tomášek. In gut zwei Stunden wurden eindrucksvolle Informationen geteilt: Qualität vor Quantität lautet hier das Motto! Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen zu den Herausforderungen der ökologischen Landwirtschaft. Ein weiteres Highlight war die leckere Verkostung: Rohmilchkäse, Roggenbrot, Dipp und frische Milch schmeckte allen. Von den Kleinsten bis zu den Senioren war für alle etwas Interessantes dabei, hieß es. Besonders beeindruckend: Der Hof wird mittlerweile in der achten Generation bewirtschaftet. Die ersten sechs Generationen setzten bereits auf ökologische Landwirtschaft, lange bevor es Alternativen gab. Aus Respekt vor der Umwelt, den Tieren und der menschlichen Gesundheit kehrten die Hamels zu dieser nachhaltigen Bewirtschaftung zurück.
Schon wenige Tage später konnte eine Gruppe großer und kleiner Naturfreunde einen spannenden Tag mit den Naturschutzfreunden in Sandlofs verbringen, einem Verein, der sich für den Schutz unserer Natur einsetzt. Gegründet aus einer Ortsgruppe des BUND, sind sie heute ein sehr aktiver Rentnerclub mit 15 Mitgliedern. Günther König und Hasso Hofmann, beide Vorstandsmitglieder der Sandlofser Naturschutzfreunde, führten die Gäste über das Areal. Besonders beeindruckend war der Besuch der Insektenhabitate, die durch eine Fördermaßnahme der Unteren Naturschutzbehörde ermöglicht wurden. Hier gibt es einen Mix aus Wildbienen, Erdbienen und sogar Reptilien, die die eigens angelegten Biotope als Zuhause nutzen. Neben der Pflege der Biotope engagiert sich der Verein in der Kinder- und Jugendarbeit. Gemeinsam bauen sie Vogelnistkästen und Insektenhotels, organisieren Vogelstimmen- und Schmetterlingswanderungen und sensibilisieren für naturnahe Gärten. Über 130 Nistkästen rund um Sandlofs werden regelmäßig kontrolliert, gereinigt und dokumentiert – und die Kinder sind stolz, Paten dieser Kästen zu sein. Ein weiteres Highlight war der Besuch bei Lukas Wedler und seinen Bienen. Hier konnte die Gruppe alles über das Leben der Bienen erfahren und durfte leckeren Frühjahrsblüten- und Sommertrachthonig probieren. Am Ende des Tages waren sich alle einig: „Es war ein inspirierender Tag, der gezeigt hat, wie wichtig der Schutz unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt ist – und wie jeder Einzelne dazu beitragen kann!“
Natur zu erhalten – dafür stehen auch die erneuerbaren Energien. Der Besuch der Windräder der Energiegenossenschaft Vogelsberg zeigte somit eine weitere Facette des Natur- und Klimaschutzes. Wolfram Mohr und Michael Rudewig erklärten den Interessierten, wie die Giganten funktionieren und wie Naturschutz praktiziert wird. Staunend stand die kleine Gruppe vor einem Windrad, das inklusive Rotor-Blatt eine Höhe von 207 Metern hat. Damit werden 3000 Kilowatt Strom erzeugt. Gemeinsam mit den anderen sechs Anlagen, die zum Windpark Wahlen/Arnshain gehören, können 30.000 Menschen mit Strom versorgt werden, heißt es. Mit Blick auf den Tierschutz erläuterten die Experten, dass es automatische Abschaltungen für Fledermäuse gibt. Auch bei verschiedenen Wetterlagen werde ein Windrad automatisch abgeschaltet. Die Technik schreitet voran, erfuhren die Gäste: Mittlerweile gibt es Planungen für Anlagen mit 6000 bis 7000 Kilowatt Leistung. Auch Photovoltaikanlagen werden von der Energiegenossenschaft betrieben. Hier seien nun Agri Photovoltaik Anlagen geplant, die eine landwirtschaftliche Nutzung darunter möglich machen.
Die vierte und letzte Exkursion führte die Natur- und Tierfreunde in das Alsfelder Tierheim. Die Leiterin des Tierheims, Tierärztin Natascha Hirschmann, empfing die Gäste bei herrlichem Herbstwetter vor dem Pfotencafé, das Christian Scharf und Ulrike Fleischmann eigens für diesen Nachmittag geöffnet hatten. Diese regelmäßige ehrenamtliche Initiative unterstützt den Tierschutzverein Alsfeld und ermöglicht Kontakte und Gespräche unter den Tierfreunden. „Das Tierheim soll eine Begegnungsstätte sein“, betonte Natascha Hirschmann und schilderte den Lebens-Alltag im Tierheim. Es entwickelte sich schnell ein intensives Gespräch über den Wert der Beziehungen zwischen Menschen und Tieren und die gemeinsame Verantwortung, die wir Menschen dafür tragen. „Jede Begegnung, die neue Kontakte zum Tierheim ermöglicht und die wertvolle Arbeit hier unterstützt ist ein Geschenk“, freute sich Hedwig Kluth am Ende der gelungenen Veranstaltung.
Auch das Erntedankfest fiel in die Schöpfungszeit; es wurde an vielen Orten im Dekanat gefeiert. Die Organisatorinnen weisen im Zusammenhang mit nachhaltigen Projekten in der Region auch auf das Repariercafé in Billertshausen hin (jeder letzte Samstag im Monat, 15 bis 17 Uhr) und auf die Fahrradwerkstatt der Caritas (jeden Donnerstag von 16.30 bis 18 Uhr).
Schreibe einen Kommentar
Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.
Einloggen Anonym kommentieren