Umfassende Sanierung eines Wohnhauses aus den 1910er-Jahren im Hessenpark für lebendige WissensvermittlungHistorisches Haus aus Nieder-Gemünden wird im Hessenpark saniert und neu eingerichtet
NIEDER-GEMÜNDEN/NEU-ANSPACH (ol). Im Hessenpark wird ein Wohnhaus aus Nieder-Gemünden aus den 1910er-Jahren umfassend saniert und neu eingerichtet. Das Projekt zielt darauf ab, die Alltagsgeschichte und Veränderungen jener Zeit lebendig zu vermitteln, mit Unterstützung von historischen Fotografien und Anekdoten aus Nieder-Gemünden. Die Wiedereröffnung des Hauses ist für 2025 geplant.
Wenn man mit Günter Zeuner über seine Herkunft spricht, berichtet er stolz: „Mein Geburtshaus steht in einem Museum!“ Das Wohnhaus aus Nieder-Gemünden wurde laut einer Pressemitteilung 1979 im Ort abgebaut und in den Hessenpark transloziert. Vor etwa drei Jahren begann dort eine umfassende Sanierung des Hauses, um es von innen und außen in den Zustand der 1910er-Jahre zu bringen.
„In dieser Zeit kam es zu weitreichenden Veränderungen und Modernisierungen in der Landwirtschaft, der ländlichen Gesellschaft und Lebensweise. Diese Phase des Umbruchs wollen wir hier darstellen“, erklärt Museumspädagoge Alexander Maser aus dem Hessenpark in Neu-Anspach. Er leitet das Projekt und betont dessen Wichtigkeit: „Bei dem Gebäude-Ensemble handelt es sich um eine der wichtigsten Anlagen in unserem Museum. Und die wollen wir durch eine regelmäßige und lebendige Wissensvermittlung und mithilfe des Museumstheaters noch mehr als vorher in Wert setzen.“
Auf der Suche nach historischen Vorbildern
Um mehr über das alltägliche Leben herauszufinden, reiste Maser gemeinsam mit Annika Rehm (Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Kultur im Bereich Bildung und Vermittlung) an den Herkunftsort des Hauses, um sich mit Bernd Reitz und Günter Zeuner über das frühere Leben in Nieder-Gemünden auszutauschen. Der vielseitig engagierte Reitz hatte sich im Jahr 2020 im Zuge des 1250. Gemeindejubiläums intensiv mit der Geschichte des Dorfes mit heute 682 Einwohnern auseinandergesetzt und ein Buch geschrieben, über das Maser auf den gebürtigen Gemündener gestoßen ist. Reitz hatte vor dem Treffen keine Mühen gescheut und aus dem Archiv zahlreiche Dokumente und Fotografien des Wohnhauses und des Ortes mitgebracht. Besonders die Fotografien dienen dem Hessenpark als Vorbild für die Anfertigung von historischer Alltagskleidung, heißt es. Diese solle im Rahmen von Vorführungen in der Hofanlage zum Einsatz kommen. Folglich durften auch Geschichten über den Alltag in Nieder-Gemünden beim Austausch nicht fehlen.
„Wie zuhause, schmeckte nur besser!“
Wenn es um Alltagsgeschichte geht, darf das Kulinarische nicht zu kurz kommen. So waren die Erinnerungen an die Kartoffelernte für Zeuner prägend. „Das Beste war die Brotzeit, die man mittags bekam! Da gab es leckere Sachen.“ Auf die Frage von Maser, was es bei so einer Brotzeit gegeben habe, erwidert er nur: „Das Gleiche wie zuhause, schmeckte nur besser!“ Der Geschmack von Nieder-Gemünden kann dank des Einsatzes von Bernd Reitz zukünftig auch im Hessenpark ergründet werden: Er hatte in den 1990er Jahren das traditionelle Rezept des Mattekuchens von seiner Tante zu Papier gebracht und für die Nachwelt gesichert. Die Besuchenden des Freilichtmuseums werden also künftig auch in diesen Genuss kommen, der dann im Hessenpark-eigenen Backhaus hergestellt wird, heißt es.
„So viele Autos wären früher hier nicht einmal an einem Tag langgefahren!“
Am Ende des Treffens stand noch eine Ortsbegehung an. An der Stelle, an der das Haus stand, verläuft heute eine gut befahrene Straße. „So viele Autos, wie wir jetzt gesehen haben, wären früher hier nicht einmal an einem Tag langgefahren“, merkte Zeuner an. Im Hessenpark steht das Wohnhaus nun als Teil eines Vierseithofes direkt am deutlich weniger befahrenen Hauptweg, der durch das Museum führt. Dort freut es sich nach der Wiedereröffnung, die voraussichtlich im Jahr 2025 erfolgen wird, auch von vielen Nieder-Gemündenern bestaunt zu werden.
Für das Projekt sucht der Hessenpark nach historischen Fotografien und Anekdoten aus dem Zeitschnitt 1910 aus Nieder-Gemünden. Das Museum freut sich über jede Unterstützung. Kontakt: alexander.maser@hessenpark.de.
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