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An Weihnachten zu Einsatz in Niedersachsen aufgebrochenAlsfelder THW hilft mit neuem Konzept im Flutgebiet

ALSFELD/NIEDERSACHSEN (jal). Mitglieder des Alsfelder THW-Ortsverbandes sind kürzlich von einem Hochwasser-Hilfseinsatz in Norddeutschland zurückgekehrt. Die Mission darf durchaus als etwas Besonderes bezeichnet werden – denn die Alsfelder rückten erstmalig in einer speziellen Formation aus, die etwas mit den Lehren aus dem Hochwasser im Ahrtal zu tun hat.

Die Männer und Frauen beim Technischen Hilfswerk, kurz THW, sind Alleskönner. Darauf sind sie auch zurecht stolz. Um für verschiedene Szenarien gerüstet zu sein, rücken sie deswegen bei Einsätzen auch als ein breit aufgestelltes Team aus.

Doch bei diesem Einsatz war das anders. Die insgesamt acht Alsfelder Helfer rund um Jonas Ratz rückten nämlich noch am ersten Weihnachtsfeiertag nachts zusammen mit THW-lern aus anderen Orten in einer Formation aus, die so ähnlich eigentlich nur bei Auslandseinsätzen Anwendung findet. Dabei ging es ja nur nach Hildesheim und Holle in Niedersachsen.

Jonas Ratz (rechts) bei einer Besprechung.

Vereinfacht gesagt sind Elektro- und vor allem Wasserpumpen-Spezialisten aus den Orten Alsfeld, Neuhof, Neu-Isenburg und Wetzlar zu einem Team zusammengestellt worden. „Fachzug Wasserschaden/Pumpen“, heißt das im THW-Jargon. Anders als sonst rückte also nicht die ganze breit aufgestellte Mannschaft mit universellen Werkzeugen aus – sondern nur 37 benötigte Spezialisten nebst Ausrüstung, die es braucht, um effektiv Wasser in Überschwemmungsgebieten von A nach B befördern zu können.

„Das haben wir vorher noch nie gemacht. Das war wirklich die Premiere aus den Erkenntnissen des Ahrtals heraus“, sagt Ratz zu OL, der als Zugführer des Fachzugs fungierte. Ratz ist hauptberuflich beim THW. Das neue Einsatzkonzept wurde vom THW-Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland entwickelt. „Das war wirklich eine Top-Sache“, meint Ratz. „Wir konnten super unsere Kompetenzen und die nötige Ausstattung bündeln, um unsere Aufgabe effektiv zu erledigen.“ Auch Steffen Zulauf, Ortsbeauftragter der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk für Alsfeld, zeigt sich in einem Gespräch über den Einsatz angetan. „Ich als eigentlich ehemalige Einsatzkraft finde das faszinierend – diese logistische, taktische Geschichte daran“, sagt er über die neu gedachte Vorgehensweise.

Gebündelte Pumpleistung von 55.000 Liter/Minute

Der Fachzug unter Alsfelder Führung bestand aus drei Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen und einer Fachgruppe Elektroversorgung, die den Strom für die Arbeiten bereitstellte. „Wegen den drei Fachgruppen hatten wir im Vergleich zu sonst die dreifache Pumpleistung dabei“, erklärt Ratz. Der Zug hatte eine Pumpleistung von 55.000 Litern pro Minute.

Und noch etwas war anders als sonst: Während die Mannschaft zwischen den Jahren abgelöst wurde und die Heimreise antrat, blieb die Ausrüstung vor Ort. Zwei LKW mit Pumpausrüstung und Anhänger, ein Mannschaftstransporter fürs Gepäck und ein Führungsfahrzeug hatten die Alsfelder mitgenommen. Wenn es nicht mehr gebraucht wird, kommt das Equipment zurück nach Alsfeld. Die Vorgehensweise spart enorm Zeit mit Blick auf Aufbau, Abbau und Transport. Dass so etwas aber überhaupt möglich ist, liegt laut Ratz daran, dass das THW eine Bundesanstalt ist. Von Hamburg über Alsfeld bis nach München arbeiten alle THW-ler mit denselben Vorschriften an identischen Werkzeugen, die nicht dem örtlichen THW, sondern dem Bund gehören.

Die Einsatzlage sei durchaus schwierig gewesen, erinnert sich Ratz. Talsperren seien zu diesem Zeitpunkt übergelaufen, Ortschaften seien evakuiert worden. Die Aufgabe der Alsfelder für drei Tage war es, Regenrückhaltebecken leer zu pumpen und Entwässerungsgräben zu entlasten. Und so wie sich das anhört, werden die Helfer des THW auch in Zukunft noch besser vorbereitet als sonst zu solchen Einsätzen ausrücken – wenns sein muss, auch an Weihnachten.

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