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Evangelische Kirche in Hessen und Nassau unterstützt bedürftige Familien im Vogelsberg mit KirchensteuermittelnKirche und Diakonie helfen 400 Menschen mit 70.000 Euro bei Energie- und Heizkosten

VOGELSBERGKREIS (ol). Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat 70.000 Euro aus Kirchensteuermehreinnahmen bereitgestellt, um Menschen im Vogelsberg zu helfen, die unter steigenden Energie- und Heizkosten leiden. Die Mittel wurden über die Diakonie verteilt und konnten 400 Menschen helfen, darunter viele Kinder.

70.000 Euro stellte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) laut einer Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Vogelsberg Anfang des Jahres im Vogelsberg zur Verfügung. Sie waren aus den Kirchensteuermehreinnahmen aufgelaufen, die aus den Zahlungen der Energiepreispauschale entstanden waren. Schnell hatte damals die Kirchenleitung beschlossen, dass dieses Geld denjenigen zugutekommen soll, die genau unter den steigenden Kosten leiden und in der Regel keine Transferleistungen bekommen. Menschen also, die mit einem geringen Einkommen ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, die aber keine Möglichkeit haben, Ersparnisse zu bilden, um die Preissteigerungen aufzufangen.

Zum Ende des Jahres nun können Dekanin Dr. Dorette Seibert, Fred Weißing, Leiter der Regionalen Diakonie, und Michaela Schindler, Sozialpädagogin und Beraterin der Diakonie, bekanntgeben, dass alle Mittel verausgabt wurden: „400 Menschen, darunter mehr als 50 Prozent Kinder, konnten wir ganz konkret finanziell unterstützen“; geben Weißing und Schindler bekannt – ihre Stelle war wegen ihrer bestehenden Beratungsstrukturen ausgewählt worden, die Gelder zu verteilen. Eine Ausnahmesituation in der Diakonie, die in erster Linie Beratungen in konkreten Situationen macht, an zuständige Stellen vermittelt, Anträge stellt. „Es war toll, die Gelder zu haben, denn so konnten wir schnell und ohne großen bürokratischen Aufwand helfen“; berichtet Schindler, „etwa, wenn gedroht wurde, Strom oder Heizung abzustellen, oder wenn notwendige Zahlungen zu priorisieren waren und dann vielleicht Mietschulden ins Haus standen.“ Hier habe sich besonders die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und Energieversorgern ausgezeichnet: Sie schickten Menschen mit Schulden direkt zur Diakonie, die dann schnell helfen konnte. „Eine Win-Win-Situation“, freut sich die Beraterin.

„Wir bedauern sehr, dass das Geld nun ausgegeben ist und die Aktion nicht wieder aufgelegt werden kann“, sagt Weißing, allerdings: „Viele Menschen haben uns aufgrund dieser Situation erstmals aufgesucht und wir haben großen Beratungsbedarf festgestellt.“ „Auf diese Weise konnten wir auch dauerhaft helfen, etwa, indem wir darauf hingewiesen haben, welche Hilfen grundsätzlich zur Verfügung stehen, wie man sie in Anspruch nimmt und wie man sein Leben damit etwas einfacher gestaltet“, ergänzt Schindler. Sie findet es erschreckend, wie viele Menschen finanziell unterversorgt sind: „Zu uns kamen Mütter, alleinerziehend, in Ausbildung, die einfach nichts übrighaben. Oder Kranke, die die gestiegenen Kosten für ihr Sauerstoffgerät nicht mehr stemmen konnten und bei den Krankenkassen keine Hilfe bekamen.“ Die Erfahrung aus der Beratungspraxis zeige oft, dass Geldnot auch das Miteinander in den Familien verschärfe – Hilfen seien dafür umso wichtiger. Hier versuchte das Beraterinnenteam der Diakonie mit Folgeterminen zu helfen, sodass aus der einmaligen finanziellen Hilfe eine nachhaltig bessere Situation entstehen könne – mit einem tragfähigen Fahrplan aus Einsparungen und zusätzlichen Hilfen, über die die Bedürftigen oftmals nicht genug wüssten.

Als großes Hindernis für schnelle, effiziente und zielgerichtete Hilfen machten sowohl Seibert als auch das Diakonie-Team die Bürokratie aus: Hilfen kämen oftmals erst mit großer, teils monatelanger Verzögerung bei den Menschen an, die verschiedenen Stellen wüssten nichts voneinander – einig war man sich auch darin, dass dies am falschen Ende gespart ist.

Fred Weißing betonte, dass dies Aktion mit den direkten Zahlungen auch für die damit betrauten Beraterinnen eine sehr intensive und arbeitsreiche Zeit war. Er und Seibert nutzten das Abschlussgespräch, um auch ihnen zu danken.

Dass nun die Gelder aus diesem Topf aufgebraucht sind, fanden alle Beteiligten zwar bedauerlich, aber umso schöner, dass es diesen Topf überhaupt gab und so viele Familien davon profitieren konnten, hieß es. „Wir möchten daher alle Menschen, die es sich leisten können, ermuntern, ihre Weihnachtsgabe in diesem Jahr der Regionalen Diakonie zugutekommen zu lassen. Es gibt oft Notfallsituationen, die nur mit einer schnellen finanziellen Hilfe gelöst werden können, bevor man dann mit Beratungen an einer langfristigen Strategie abreiten kann“, appelliert Dekanin Seibert an Privatpersonen und Unternehmen: „Sie alle können Lichtblicke schenken – und das tut gut in diesen Zeiten.“

Wer Beratungsbedarf hat, kann sich an die Regionale Diakonie wenden. Spenden kann man direkt an die Regionale Diakonie bei der Sparkasse Oberhessen, IBAN DE61 5185 0079 0360 1143 56. Die Büros der Regionalen Diakonie sind wie folgt zu erreichen:

Beratungsstelle Lauterbach: Schlitzer Str. 2 / Tel. (0 66 41) 6 46 69-0 / E-mail: beratungsstelle@regionale-diakonie.de

Beratungsstelle Alsfeld, Altenburger Str. 33 / Tel. (0 66 31) 7 20 31 / E-maill: beratungsstelle@regionale-diakonie.de

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