Ein Blick in den Alsfeld-Krimi "Tod im Beinhaus" von Traudi SchlittVergnügliche Mörderjagd an ganz vertrauten Orten
ALSFELD – Regionalkrimis sind in, das beweisen etwa die Ostfriesland-Geschichten, mit denen der Schriftsteller Klaus-Peter Wolf an der Nordseeküste regelmäßig die Spitze der Bestseller-Listen besetzt. Da war es eigentlich nur konsequent, dass eine so rührige Alsfelder Autorin wie Traudi Schlitt sich einmal an einen Krimi wagte, der in der Fachwerk-Stadt spielt. Heraus kam ein nicht nur für Alsfelder spannendes Erstlingswerk.
„Tod im Beinhaus“ heißt das Buch, mit dem sie sich im Sommer in die Öffentlichkeit wagte, ein Titel, der nur verrät, dass es sich um einen Krimi handelt. Die Lektüre lohnt sich. Denn es gibt sicherlich abgründigere Romane in der Krimilandschaft und auch tiefgründigere Literatur, aber Traudi Schlitt ist es gelungen, für ihre Geschichte von zwei Morden lebendige Figuren und eine plastische Umgebung zu schaffen, die nicht nur Alsfelder interessant finden könnten – aber die besonders.
„Typisch Alsfeld“ in einer weiblichen Stadt
Denn die Protagonisten bewegen sich durch vertraute Straßen und Orte, und auch der eine oder andere liebevoll ausgeteilte Seitenhieb auf „typisch Alsfeld“ könnte Alsfeldern bei der Lektüre ein Schmunzeln entlocken. Zugleich hat Traudi Schlitt auch eine Stadt geschaffen, wie sie ihr wohl gefallen würde: mit solidarischen Frauen in wichtigen Positionen – ungewöhnlich weiblich, wie etwa der männliche Hauptdarsteller, Kriminalkommissar Thomas Eisenträger, feststellt, ein gebürtiger Alsfelder in den Fünfzigern, den das Leben nach Jahren in Weimar zurück in die Heimatstadt verschlagen hat. Er muss erst lernen, dass seine Vorstellungen von Frau überholt sind, während er vor allem mit seiner Kollegin Nadine Paulsen auf Mörderjagd ist.
Tod im Beinhaus: der erste Alsfeld-Krimi. Foto: aep
Der böse Stadtarchivar wird erschlagen
Darum geht es: Der Stadtarchivar Siegfried Bücking wird erschlagen im Beinhaus gefunden – ein Mann, der sich viele Feinde geschaffen hatte, vorneweg seine Ehefrau. Während der Kommissar mit seinem Team diverse mögliche Verdächtige abklappert, wird eine zweite Leiche gefunden: der angesehene Erste Stadtrat Christian Schaufuß. Er wurde erschlagen. Das ist zu viel Mord auf einmal in Alsfeld, als dass die Dualität der Ereignisse Zufall sein kann. Aber wie hängen diese Morde zusammen, und was hat die überaus attraktive Bürgermeisterin damit zu tun? Die Liste der Verdächtigen wird immer länger.
Vertraute Wege durch die Stadt
Traudi Schlitt entspinnt eine vergnüglich zu lesende Geschichte, die den Leser anschaulich und genüsslich detailiert durch Alsfelder Gassen lenkt: Der Buchladen ist da, wo er hingehört, die Schwalm fließt durch die Erlen und hat Steinstufen, wo sie tatsächlich liegen, und vom Kirchplatz kommt man über den (gerade aufgerissenen) Marktplatz zum Bürgerbüro in der Rittergasse, wo übrigens der Showdown des Krimis stattfindet.
Kleine Nebengeschichten geben den Akteuren Profil, ohne von der eigentlichen Handlung abzulenken, der die Autorin geschickt ein paar belebende Wendungen gegeben hat. Verwirrend wirkt allenfalls die Vielzahl der handelnden Personen, die sie wohl deshalb vornweg zum Nachschlagen aufführt. Um ganz sicherzugehen, dass die gefühlvolle Nähe zur Stadt niemandem in den falschen Hals rutscht, stellt sie dabei auch unmissverständlich fest: Diese Handlung ist ebenso erfunden wie die Handelnden.
Schmunzeln mag der geneigte Oberhesse über das unverkennbare Vergnügen der Protagonisten an gutem Essen mit anschließendem „Schöppchen“. Es ist halt ein Alsfeld-Krimi, und wer immer am Ende auch Täter ist – oder Täterin? – eines ist sicher bei „Tod im Beinhaus“: Hauptperson ist ohne Zweifel Alsfeld, die Stadt, die Traudi Schlitt so liebt.
von Axel Pries
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Termine für Lesungen
Zwei Termine von Lesungen mit Traudi Schlitt sind bereits verstrichen, aber wer Interesse hat, kann ihr immer noch lauschen, wenn sie aus ihrem Werk vorliest:
am Sonntag, 1. Oktober, ab 10 Uhr im Homberger Schloss auf dem Erzählfestival und
am Donnerstag, 12. Oktober, im Rahmen des Altweibersommer im Lauterbacher Lichtspielhaus mit Musik von „Gut‘ Nacht, Marie“.
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