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Ernte 2023 im Vogelsberg: anstrengend durch Regen, und es drohen AusfälleIm Dauerregen begann der Weizen zu keimen

VOGELSBERGKREIS – „Diese Ernte ist sehr anstrengend“, erklärt der Kreislandwirt Andreas Kornmann, wenn man ihn fragt, wie Vogelsberger Getreidebauern mit dem verregneten Sommer zurecht kommen. Was aber schwerer wiegt als der Stress mit ewigen Regenschauern: Der Winterweizen hat an Qualität verloren, taugt zum Teil nicht mehr als Backweizen – und das bedeutet konkrete Einkommenseinbußen.

Der zeitliche Ablauf kam unglücklich in diesem Jahr: Just als der Weizen, das Hauptgetreide, reif wurde, setzte der Regen ein und flutete die Felder anhaltend. „Die Böden waren so feucht, dass man sie zeitweise nicht mehr befahren konnte“, sagt Andreas Kornmann. Die Ernte zog sich hin, und die reifen Weizenkörner begannen, in der feuchten Umgebung wieder auszutreiben.

Die Ernte begann früh, aber dann

Dabei hatte die Ernte gut und sehr früh begonnen. Das wechselhafte Frühjahr ließ Gerste und Raps früh reifen, wobei die Trockenheit schon um die Erträge fürchten ließ. Die Bauern konnten in der Trockenphase loslegen. „Wir dachten, in diesem Jahr sind wir früh fertig“, erklärt Andreas Kornmann. Aber dann setzte Mitte Juli das Wechselwetter ein: immer wieder Regenschauer mit Sonnenschein zwischendurch. Anfangs schauten die Bauern zu, warteten auf trockene Zeiten, um die Feldfrüchte möglichst trocken einholen zu können. Sein Mähdrescher habe mehrere Wochen gestanden, sagt der Zeller.

Ernte bis in die Nacht: „Der Raps war schwierig“

Beim Raps waren die Landwirte  schon so weit, dass sie jede Regenpause ausnutzen mussten. Es galt, so schnell wie möglich zu ernten. „Der Raps war schwierig“, meint Andreas Kornmann. Die Zeit, in der die Mähdrescher in Aktion waren, verlängerte sich immer weiter in die Abend- und Nachtstunden. Während der Regenperiode konnten sie nur zuschauen, wie der Weizen durchzuwachsen drohte.

Höchstens eine durchschnittliche Ernte, sagt der Kreislandwirt Andres Kornmann, der auf diesem Archivbild Weizen in seinem Silo zeigt.Foto: Archiv/aep

Wenn ein Weizenkorn austreibt, verringert sich die sogenannte Fallzahl, die im Mehlkörper die Backqualität bestimmt. Das passiert nicht in trockener Umgebung, aber der Sommer war so nass, dass die Körner mit der Fortpflanzung begonnen haben. In mancher Region Deutschlands, in der noch mehr Regen gefallen ist, der zusammen mit Wind die Halme niederdrückte, keimten die Körner so weit durch, dass sich bereits ein grüner Teppich auf dem Acker bildete. Diese Ernte war für betroffene Landwirte verloren.

Auch der Krieg bestimmte die Preise

So schlimm ist es im Vogelsberg aber bislang nicht gekommen, erklärt der Landwirt, der für ein abschließendes Urteil erst einmal das Ende abwarten möchte. Immerhin: Das Wetter soll besser werden.

Von den Erträgen her sei die Ernte bislang durchschnittlich ausgefallen, aber die Qualität habe gelitten, und manche Weizen-Partie, die eigentlich als Brotweizen gedacht war, wird nur noch Futterweizen werden. Das drückt die Preise – aber da sind Landwirte inzwischen einiges gewohnt. Nicht nur das Wetter und die Qualität bestimmt in diesen Jahren, wie viel sie an ihrer Ernte verdienen. Der Krieg in der Ukraine hat große Bedeutung mit der Frage: Können ukrainische Getreideschiffe auslaufen oder nicht?

von Axel Pries

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