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WeltklassikkonzertFranzösische Miniaturen – Understatement bei Weltklassik

SCHWALMTAL (ol). Kürzlich fand ein weiteres Weltklassikkonzert im Melchiorsgrund statt. Als Zugabe wurde per Improvisation ein Unikat für die Zuschauer gespielt. Das nächste Weltklassikkonzert findet am 16. April statt.

Ein Sprung vom Fünf-Meter-Turm ins Ungewisse. So beschrieb  im Nachhinein ihren Auftaktvortrag von Frédéric Chopins Scherzo Nr. 3 cis-Moll 0p.3. Wie bei einem forcierten Kavalierstart fühlte sich das Publikum in die Sitze gepresst bis zum Auftauchen, durch die Wolkendecke mit dem überstrahlenden Sonnenglanz, über hügelige Perlwolkengebirge segelnd,  durch Turbulenzen gleitend, über Luftlöcher springend, um schließlich nach einem fulminanten Crescendo, sicher und beseelt in heimatlichen Gefilden zu landen.

Die Worte reichen nicht aus, um auch nur annähernd die Reise zu beschreiben, auf die die Musikbegeisterten während der ersten sieben Minuten des Weltklassikkonzerts kürzlich mitgenommen wurden, heißt es in der Pressemitteilung des Melchiorsgrund.

Fast beschaulich ging es mit Jean Philippe Rameau´s Piéce de clavecin und Maurice Ravel´s Sonatine pour Piano weiter. Stets hochkonzentriert und souverän-virtuos vorgetragen, leitete Katharina Hack dann zur Vorstellung weniger oft gespielter französischer Komponistinnen über.

Impromptu von Marie Jaël, die einige Jahre, für jeweils mehrere Monate bei Franz Liszt in Weimar weilte, in jungen Jahren bereits einmal seine Schülerin war und in späteren Jahren, selbst bereits eine angesehene Pianistin, ihm assistierte und bei seinen Kompositionen behilflich war.

Alle Fotos: Melchiorsgrund

Von Lili Boulanger hörten die Zuschauer Trois morceaux pour piano und begegneten der nicht so seltenen Lebensgeschichte hochbegabter und viel zu früh aus dem Leben gerissener Künstler: Lili Boulanger hatte gerade einen kometenhaften Aufstieg ihrer musikalischen Karriere, war auf Anhieb triumphale Gewinnerin des Prix der Rome geworden, indem sie, zum ersten Mal in der Endrunde, sämtliche, überwiegend männliche Mitbewerber ausstach, weshalb man sie im Vorfeld auch die „rosa Gefahr“ nannte.

Sie starb im Alter von 24 Jahren an den Folgen einer Blinddarm-OP.  Vermutlich sinnbildlich für ihre Lebensgestalt, wurde 1927 der Asteroid „Lilith“, von seinem Entdecker Benjamin de Jekhowsky, so nach ihr benannt.

Dann lernte die Zuschauer noch drei Stücke für Klavier, von insgesamt 300 Werken von Mélanie Bonis kennen, die sich zu ihrer Zeit dazu gedrängt fühlte, ihre Werke unter dem Pseudonym Mel Bonis zu veröffentlichen, damit man nicht gleich erkennt, dass sich hinter den Kompositionen eine Frau „verbirgt“.

Ebenso wie in der musikalischen Welt, waren Frauen der Weltliteratur stets von besonderer Prägnanz und Charaktereigenschaften gekennzeichnet. Bildhaft eindringlich erlebten wir drei Klavierwerke der Komponistin, die eben drei besondere Frauen der Geschichte beschrieben: Mélisande, Desdémona uns Salomé.

Nach den brillanten Vorträgen der Rèverie von Claude Debussy und der abschließenden 13. der Ungarischen Rhapsodien, a-Moll von Franz Liszt, kam es zu der eigentlichen Überraschung des Abends: Kahtarina Hack hatte sich entschlossen, keine der sonst von den Vortragenden, für alle Fälle vorbereiteten Zugaben zu spielen, sondern ihre Leidenschaft für die Improvisation mit dem Publikum zu teilen.

So entstand ein Unikat, eine „Meditation“ in der sie die Eindrücke des Ortes aufnahm, quasi in der Tonart „Melchiorsgrund“. Für Interessierte ist dieses Zeugnis musikalischer Genialität auf dem youtube Kanal „WerkstattTheater“ zu sehen.

Das nächste  „Weltklassik“ Konzert können Musikliebhaber am Sonntag, den 16. April 2023 um 17 Uhr im Theatersaal Melchiorsgrund erleben. Maya Ando spielt ihr Programm „Schuberts erste große Sonate – und ein gigantischer Händel“ Reservierungen sind über E-Mail: info@weltklassik.de, die Webseite oder über Telefon: +49 151 125 855 27 möglich.

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