„Kein altes Haus sollte mehr abgerissen werden.“Schottener Grüne und Architekt besichtigen Fachwerkhäuser in der Altstadt
SCHOTTEN (ol). „Kein altes Haus sollte mehr abgerissen werden“: Das war das Fazit des Herbsteiner Architekten und Denkmal-Experten Michael Ruhl, der auf Einladung des Ortsverbandes der Grünen zu einem Stadtrundgang nach Schotten gekommen war.
Auf historischen Karten zeigte er die Entwicklung der Schottener Altstadt auf und wies auf die unterschiedlichen Fachwerkhäusertypen hin, wie einfache Bauernhäuser in der oberen Marktstraße und Karlstraße und Bürgerhäuser in der unteren Marktstraße. Am Haus Marktstraße 12 erläuterte er die Fachwerkkonstruktion des Hessenmannes, einer in der Region häufig vorkommenden Balkenanordnung im Fachwerkverbund. So aus der Pressemeldung des Ortsverband der Grünen.
Wert historischer Gebäude werde oft nicht richtig erkannt
Ein bereits länger leerstehendes Doppelhaus, Vogelsbergstraße 122/124, im Zahns Gässchen für das es schon Anträge zum Abriss gibt, könne nach Ruhls Expertise gut saniert werden. „Ein Abriss würde ein weiteres Loch in das historische Stadtbild reißen“, mahnte Ruhl, „die noch bestehenden Häuser müssen erhalten bleiben.“ Er habe den Eindruck, dass der Wert der historischen Gebäude nicht so recht erkannt werde.
Auch die alte Lateinschule, die, zurückgesetzt in der Kirchstraße, neben dem Dietrich Bonhoeffer Haus steht, ist für ihn dringend erhaltenswert. Trotz des bereits längeren Leerstandes sei die Balkenkonstruktion in einem guten Zustand. „Hier böte sich genügend Platz für eine mehrköpfige Familie und die Baukosten wären sicherlich weit unter denen eines Neubaus auf der grünen Wiese.“
Foto: Christian Schick
Ein gutes Beispiel für eine gelungene Sanierung konnte an dem Gebäude Vogelsbergstraße 118, ehemals Optik Heinemann, gezeigt werden. Vor fünf Jahren hat ein junges Paar das Fachwerkhaus erworben und sich mit viel Herzblut an die Sanierung gemacht.
Hierbei stellte sich heraus, dass Teile des Gebäudes noch aus dem späten 15. Jahrhundert stammen (1456) und es sich somit um eines der ältesten Häuser in Schotten handelt. Das Paar äußerte, dass die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz gut funktioniert habe, die oftmals vorhandenen Vorbehalte den Denkmalschützern gegenüber seien unbegründet.
Für den Erhalt alter Häuser kämpfen
Nach dem Rundgang stand Ruhl, der mit seinem Architekturbüro bundesweit in Sachen Fachwerkhäuser und Denkmalschutz tätig ist, beim Grünen Stammtisch im Vulkanwohnzimmer Rede und Antwort. Er ermutigte die Anwesenden, für die Erhaltung der alten Häuser zu kämpfen.
Die Sanierung eines Fachwerkhauses sei sowohl von der Kostenseite her als auch aus ökologischer Sicht zu befürworten. Ein solches saniertes Haus ermögliche zudem individuelles Wohnen im Stadtkern, im Gegensatz zu Häusern in Neubaugebieten am Ortsrand, die fußläufig, gerade für ältere Menschen kaum noch erreichbar seien. Zum Abschluss wies er darauf hin, dass es in Schotten jemanden brauche der sich dem Leerstand alter Häuser annimmt und sich um die Vermarktung kümmert.
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