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Kolumne von Ines Caspar, Vermögensmanagerin bei Aurum Vermögensmanagement GmbHBleibt es an den Märkten bei einem Sommergewitter oder entwickelt sich eine anhaltende Unwetterlage?

ALSFELD (ol). In den letzten Wochen ging es an den Aktienmärkten schwungvoll rauf und runter. Es scheint, dass eine gewisse Orientierungslosigkeit herrscht. Selten gab es aber auch so viele Krisen und Unwägbarkeiten, wie in dieser Zeit. Im Mittelpunkt steht derzeit die Bekämpfung der Inflation, die die Notenbanken vor eine Herkulesaufgabe stellt. Darum geht es in der monatlichen Kolumne von Aurum Vermögensmanagement – dieses Mal von Vermögensmanagerin Ines Caspar.

Die jetzt eingeleitete Zinswende durch die Notenbanken kommt vermutlich zu spät. In den USA droht eine harte Landung der Konjunktur und in Europa eine Rezession. Die Börsen der USA stellen sich infolge der Zinserhöhungen und einer skeptischeren Stimmung der Verbraucher aufgrund der drohenden Rezession inzwischen weniger attraktiv dar. Besondere Vorsicht ist gegenüber den Märkten im Euroraum geboten.

Hier kommt zu den Auswirkungen der Corona-Krise, die sich durch Lieferkettenprobleme und demographischen Wandel ergeben noch die Auswirkungen einer Störung der Gasversorgung durch den anhaltenden Konflikt mit Russland hinzu. Die Abhängigkeit der Industrie von einer stabilen Gasversorgung ist gravierend. Ein bisschen kälter duschen und das Licht früher ausschalten wird da nicht helfen.

Die deutsche Wirtschaft ist hier besonders anfällig für Lieferausfälle und die gestiegenen Energiekosten. Kaum ein anderes Land ist ähnlich abhängig von günstigen Gasimporten aus Russland. Die hohen Energiekosten und mangelnde Versorgungssicherheit führen bereits dazu, dass bereits Produktionen ins Ausland verlagert werden. Die Abhängigkeit zeigt sich auch im Kursverlauf des DAX, der seit Jahresbeginn gut 20% verloren hat.

Spannungsfeld aus Krise, hoher Inflation und drohender Rezession

Durch das Spannungsfeld von hoher Inflation, drohender Rezession und der nicht enden wollenden Eskalation zwischen Russland und der Ukraine ist kurzfristig nicht mit einer Trendwende zu rechnen. Hinzu kommen nun noch die Spannungen durch die Bedrohung Taiwans durch China. Das Restrisiko einer Eskalationsspirale bleibt und ist in den Märkten bisher noch nicht eingepreist. Die Volatilität, also die Schwankungen der Kurse, dürfte daher weiter hoch bleiben. Am aussichtsreichsten erscheinen unter diesen Aspekten die Dividenden- und Rohstoffwerte.

Der EURO hat massiv abgewertet und befindet sich weiter nahe der Parität zum US-Dollar. Normalerweise bringt eine schwache Währung einige wirtschaftliche Vorteile mit sich. So verbessert sich zum Beispiel die internationale Wettbewerbsfähigkeit und im Dollar-Raum erwirtschaftete Gewinne der Unternehmen sind mehr wert. Die Schwäche des EURO birgt allerdings derzeit mehr Risiken als Chancen. Die schwache Währung macht Importe nach Europa teurer und die steigenden Kosten der Einfuhr treiben die ohnehin schon ausufernde Inflation zusätzlich. Chefvolkswirte sind derzeit der einhelligen Meinung, dass es leider keine nachhaltigen Impulse für eine Stärkung des EURO gibt.

Politiker aller Couleur sprechen in dieser angespannten Lage davon, Abhängigkeiten zu reduzieren. Von Russland, von China, von autokratischen Regimen usw. Von der größten Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft derzeit spricht kaum einer. Die EURO-Abhängigkeit. Das heiligste was eine Volkswirtschaft besitzen kann, ist ihre Währung. Sie ist wichtiger für das Funktionieren des Wirtschaftskreislaufes, als der Import von Gas, Nickel oder Plutonium. Seit 2002 ist Deutschland untrennbar mit dem EURO und somit auch mit Italien verbunden. Jede politische Kapriole und Disruption aus Rom machen daher den EURO fester oder weicher. Außen steht EURO drauf, aber Innen ist ein großes Stück Italien.

Rund ein Viertel der gesamten Schuldenlast im EURO-Raum trägt Italien, mehr als 2,75 BILLIONEN EURO. Kann sich die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft nicht mehr finanzieren, schlittert ganz Europa in die Krise. Die Renditen für die zehnjährigen Staatsanleihen sind von 0,62 Prozent im vergangenen Sommer auf bis zu 3,7 Prozent nach dem Draghi-Rücktritt gestiegen. Italien ist jetzt noch verletzlicher geworden. Wie tragfähig ist Italiens Schuldenlast wirklich? Was passiert, wenn die Zinsen weiter steigen – und das Land obendrein in die Rezession rutscht?

Langfristig von möglicherweise noch größerer Tragweite, ist daher das neue Kriseninstrument, das die EZB auflegen will, mit dem Kürzel TPI. Der EZB-Rat hat damit beschlossen das gezielte und unbegrenzte Anleihekäufe einzelner Länder ermöglicht werden. Dadurch will die Notenbank eine Fragmentierung verhindern, also das Auseinanderdriften der Staatsanleiherenditen verschiedener Euroländer. Die Schulden werden dadurch nicht reduziert, im Gegenteil!

Bleibt noch ein Ausblick auf den Goldpreis

Der Goldpreis fiel in den vergangenen Handelswochen unter die wichtige Unterstützung von 1800 USD. Zinsanhebungen und eine restriktive Geldpolitik sorgen dafür, dass der US-Dollar auf dem höchsten Stand seit 2002 ansteigen konnte. Hierdurch ist vermehrt verkaufsdruck bei Gold entstanden. In diesem Umfeld dürfte es der Goldpreis schwer haben, neue Höchststände zu erreichen. Allerdings sind weitere Zinsschritte der Notenbanken bereits im Markt eingepreist und das Korrekturtief des Goldpreises dürfte in greifbarer Nähe liegen. Eine mittelfristige Änderung der Notenbankpolitik, um die Konjunktur wieder anzukurbeln, dürfte den Goldpreis schnell zu alten Höhen ansteigen lassen.

Fazit

Es bleibt ein schwieriger Sommer! Demgegenüber sind schwache Tage aber immer auch eine Chance für selektive Einstiege. Ein breit aufgestelltes Depot mit Sachwerten sollte die erste Wahl bleiben. Für Stabilität und Sicherheit sorgt eine Beimischung von Edelmetallen oder Immobilien.

Sollten Sie Hilfe bei der Auswahl der passenden Anlagen benötigen stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Rufen Sie einfach an und vereinbaren einen Termin. Tel. 06631/8018440

 

Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.

Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider.

Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist:
Aurum Vermögensmanagement GmbH
Ines Caspar
Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld

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