Europameisterin und Fechterin Larissa Eifler erhält Gedenkmedaille der Stadt AlsfeldTraum von Olympia und eine Erinnerung an die Heimat
ALSFELD (mwn/ls). Vor wenigen Wochen ist Fechterin Larissa Eifler ihrem Traum etwas näher gekommen: In Tallinn kämpfte sie sich an die Spitze Europas und wurde U23-Europameisterin im Fechten. Bei einem Zwischenstop in der Heimat erhielt Eifler die Gedenkmedaille für Verdienste des Sports, erzählte von ihrem turbulenten Alltag, was sie an der Heimat schätzt und von ihrem Traum von Olympia.
Ende Mai ging für die gebürtige Alsfelderin Larissa Eifler ein Traum in Erfüllung – in sportlicher Hinsicht: Die 23-Jährige wurde U23-Europameisterin im Fechten. In Tallinn (Estland) setzte sie sich gegen die Konkurrenz durch, krönte ihre Leistung mit dem Finalerfolg gegen Luca Szucs aus Ungarn und holte damit den für sie bislang größten internationalen Erfolg ihrer Sport-Karriere.
Dahin allerdings war es ein weiter Weg, der für die 23-jährige Psychologiestudentin, die mittlerweile in Köln lebt und für den TSV Bayer Dormagen an den Start geht, vor rund 18 Jahren in ihrer Heimat begann: in Alsfeld.
Genau dort wartete vor wenigen Tagen Bürgermeister Stephan Paule, der es sich nicht nehmen ließ, die junge Europameisterin bei ihrem kurzen Zwischenstopp in der Heimat Heimat höchstpersönlich im Rathaus zu begrüßen, ihr zum sportlichen Erfolg zu gratulieren und ihr im Namen der Stadt bei dieser Gelegenheit die silberne Gedenkmedaille im Verdienst des Sports zu übergeben. Damit wolle er Eifler die Rückendeckung ihrer Heimatstadt versichern, erklärte Paule bei der Gelegenheit.
„Es freut uns sehr, wenn eine so erfolgreiche Sportlerin aus den Vereinsaktivitäten herauswächst, die hier in Alsfeld ihre Grundlagen haben“, sagte Paule. Bereits mit fünf Jahren kam Eifler das erste Mal in Kontakt mit dem Fechtsport. Damals begleitete sie ihren Vater, der selbst Fechtlehrer ist, mit sechs Jahren begleitete sie ihn regelmäßig und fing an zu fechten. „In dem Alter gibt es noch keine richtige Trainingsgruppe da probiert man sich eher ein bisschen aus oder spielt etwas“, erinnerte sie sich zurück. Mit etwa neun Jahren fing sie an zu trainieren, mit 14 Jahren war Eifler bereits das erste Mal Deutsche Meisterin.
Zweites Standbein neben der sportlichen Karriere
In diesem Moment stand für sie fest, sich nur noch auf das Fechten zu konzentrieren. „Dann bin ich eigentlich ziemlich schnell besser geworden und war auch schon international bei kleineren Turnieren dabei“, erzählte Eifler. Mit 16 Jahren wechselte sie nach Dormagen ins Sportinternat. Mittlerweile lebt die 23-Jährige zwar in Köln, dem TSV Bayer Dormagen ist sie aber treu geblieben. In Köln studiert Eifler Psychologie, steht kurz vor dem Bachelor-Abschluss und möchte sich im Master auf Sportpsychologie konzentrieren – wenn auch der aktive Sport die nächsten Jahre im Vordergrund stehen wird.
„Die Sportpsychologie ist etwas ganz anderes als normale Psychologie. Da geht es darum, wie Sportler ihr Leistungspotenzial weiter ausschöpfen können. Gerade in Stresssituationen oder in Wettkämpfen haben Leistungssportler Probleme ihr vollen Potential auszuschöpfen, weil viele Faktoren und auch Nervosität eine Rolle spielen“, erklärt sie. Eine regelmäßige Betreuung sei ein wichtiger Faktor, der zum Erfolg beitrage. Das habe Eifler selbst gemerkt, die mittlerweile die deutsche Rangliste der Aktiven beim Deutschen Fecht-Bund anführt.
Dreimal in der Woche trainiere sie zweimal am Tag, die erste Einheit vormittags, die zweite abends. Die anderen Einheiten seien dann nur einmal am Tag und so komme sie auf mindestens zehn Einheiten in der Woche. Zwischendurch müssen Sachen für das Studium erledigt werden oder sie gehe arbeiten und an den Wochenenden stehen dann noch Wettbewerbe an.
Nächstes Ziel: Weltmeisterschaft
„Man kann grob sagen, dass wir zwei Wettkämpfe im Monat haben. Meistens sind das Internationale Weltcups, zu denen wir mittlerweile hinfliegen“, erzählt sie. Mit An- und Abreise sei man teilweise gut fünf Tage unterwegs. Ihr sportliches Ziel hat Eifler genau vor Augen: Olympia 2024 in Paris. Über die Weltrangliste könne sie sich qualifizieren, dort steht Eifler mittlerweile auf Platz 35. Um sich für Olympia zu qualifizieren muss man dort unter den Top 16 stehen – und dann komme es noch darauf an, wie viele Sportler aus welchen Kontinenten genommen werden. In Europa sei es fast am schwierigsten, weil die meisten Fechter eben aus Europa kommen würden.
„Ich hoffe einfach, dass ich das schaffe und ansonsten habe ich vor auf jeden Fall 2028 auch noch in Angriff zu nehmen“, gab die 23-Jährige einen Ausblick. Viel Zeit für Besuche in der Heimat – so wie zu diesem Termin – bleiben da meist nicht. Ein bisschen Heimweh komme da zwischendurch schon mal auf. „Ich bin so gerne hier, denn hier kann ich richtig gut abschalten, im Gegensatz zum Trubel in der Großstadt. Meisten hat man Fechten im Kopf, aber hier ist man bei der Familie und vergisst den Sport ein bisschen. Hier kann man einfach mal runter kommen“, sagte sie.
Gerade in Phasen, in denen sie viel auf Wettbewerben unterwegs sei, schätze sie es um so mehr in die Heimat zu kommen. Gerade erst kam Eifler von den Europameisterschaften in Antalya zurück, kurz nachdem sie bereits U23-Europameisterin in Tallinn wurde. Schon an diesem Wochenende geht es für die 23-Jährige nach Bulgarien zum WM-Vorbereitungslehrgang, ehe es in drei Wochen zu den Weltmeisterschaften nach Kairo geht. Dort möchte sie an ihre EM-Leistung anknüpfen.
„Eine Medaille wäre mein Ziel, aber mit dem Viertelfinale wäre ich auch schon zufrieden“, sagte sie. Man darf also gespannt sein, wohin ihr Fecht-Talent Larissa Eifler noch führt. Vielleicht wird Paule schon bald eine Olympiasiegerin im Rathaus begrüßen dürfen, die Rückendeckung der Heimat dürfte der 23-Jährigen sicher sein.
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