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Vortrag "Die Langen und Kurzen Hessen - Bedeutende alte Handelswege aus regionalhistorischer Sicht"Eine abwechslungsreiche und spannende Zeitreise

ALSFELD (ol). Eine abwechslungsreiche und spannende Reise durch die Zeiten erlebten die Zuhörerinnen und Zuhörer des Vortrags ‚Die Langen und Kurzen Hessen -Bedeutende Handelswege aus regionalhistorischer Sicht‘ von Matthias Nicolai im Pfarrzentrum der Katholischen Pfarrgemeinde St. Christopherus. Eingeladen hatte das Katholische Bildungswerk Oberhessen.

Kenntnisreich und kompetent führte der Referent die Anwesenden‚ die trotz des widrigen Wetters den Weg zur Veranstaltung gefunden hatten, durch die Geschichte der für die Region bedeutenden Handelswege. Dabei wurde der Bogen laut Pressemitteilung weit gespannt von der Bronzezeit bis in die Moderne, denn: “Seitdem es Menschen gibt, schaffen und benutzen diese auch Wege.” Dieses Zitat entstammt der Abhandlung von Rudolf Kellermann und Wilhelm Treue über “Die Langen und Kurzen Hessen”, auf die sich Matthias Nicolai bei seinen Ausführungen des Öfteren bezog, obwohl – wie er kritisch anmerkte – die Autoren mit den Quellenangaben zuweilen sehr sparsam gewesen seien.

Überhaupt stehe, so Nicolai, die Wegeforschung insgesamt vor dem Problem, dass eine systematische Erfassung alter Wegenetze erst sehr spät vorgenommen worden sei. Das erkläre auch, dass die Namensgebung für bedeutende alte Straßen und Handelswege sich manchmal je nach Region und Zeit unterscheide. Auch die Namen selbst könnten für unsere heutigen Ohren irreführend sein. So habe der durch den Katzenberg führende alte ‚Diebsweg‘ eher nicht mit der durchaus vorhandenen Wegelagerei zu tun, sondern bedeute lediglich ‚verborgener Pfad‘ oder ‚Volksweg‘ (Diot).

Oder die für die Region so bedeutende Weinstraße‘, welche von Mainz über Amöneburg nach Paderborn führte, habe ihren Name nicht daher, dass auf dieser Altstraße vor allem Wein transportiert wurde, sondern bedeute im Hessischen Raum nichts anderes als ‚Wagenstraße‘ (‚Wän‘). Nicht nur für die schon in vorrömischer Zeit genutzte Weinstraße sei Amöneburg aufgrund des Ohmübergangs (‚Brücker Mühle‘) ein zentraler Verkehrsknotenpunkt gewesen, sondern auch für die ‚Langen Hessen‘, welche sich gemeinsam mit den ‚Kurzen Hessen‘ im Mittelalter zu den bedeutendsten Verbindungswegen zwischen Mainz/Frankfurt und Leipzig/Thüringen entwickelt hätten.

Die ‚Langen und Kurzen Hessen‘

Die ‚Langen und Kurzen Hessen‘ standen im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen des Referenten, wobei er sich besonders auf die enge Verknüpfung der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung der Stadt Alsfeld mit deren Lage an den Kurzen Hessen konzentrierte. Nicolai hob hervor, dass Alsfeld ursprünglich abseits der alten Verkehrswege gelegen habe. So führte sowohl der ‚Ochsenweg‘, als auch der ‚Diebsweg‘ an Alsfeld vorbei.

Bedeutsamer Verkehrsknotenpunkt sei demgegenüber der Ort Eifa gewesen, dessen Name mit der Ändung ‚a‘ schon auf einen keltischen Ursprung hinweise. Auch die älteste Route der Kurzen Hessen durchquerte Alsfeld wohl nicht. Spätestens mit den Stadtrechten vor 800 (oder doch schon 850 Jahren?) sollte sich das allerdings ändern und Alsfeld entwickelte sich zu einer wichtigen mittelalterlichen Handelsstadt, deren Bedeutung über die Region hinausragte.

Anhand eines Zitates aus dem vierten Band seiner Reihe ‚Illustrierte Alsfelder Stadtgeschichte‘ erläuterte der Referent die Möglichkeiten der Stadt mittels ‚Marktrecht‘, ‚Stapelrecht‘ unter anderem von der Lage an dem immer stärker genutzten Handelsweg zu profitieren, er ging auf die Bedeutung des ‚Geleit-Rechts‘ bei Auseinandersetzungen der Kaufleute und Händler mit dem Landgrafen ein, der diese zwingen wollte, die von ihm präferierte Route der Langen Hessen zu nehmen und gab in diesem Zusammenhang einen Einblick in den problematischen Zustand der zu dieser Zeit nicht befestigten Handelsstraßen.

Als im 19.Jahrhundert die Kinzigtalstraße von Frankfurt über Fulda nach Leipzig als Chaussee ausgebaut wurde, habe diese die Kurzen Hessen als wichtigste Fernstraße der Region abgelöst. Alsfeld habe da bereits, infolge des dreißigjährigen Krieges, seine Bedeutung als wirtschaftliches und politisches Zentrum verloren.

Bildungsreferent Aegidius Kluth dankte abschließend dem Referenten für seinen lebendigen Vortrag, in dessen Verlauf er immer wieder mit großem Detailwissen auf die Fragen der interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer eingegangen sei. Kluth verwies darauf, dass die in Anknüpfung an den Vortrag geplante Wanderung auf den ‚Kurzen Hessen‘ von Schellnhausen nach Alsfeld aufgrund der Wetterlage, in Abstimmung mit den bisher angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, vom 2. April auf den 23. April 22 verschoben worden sei.

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