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“Du on ech”: Das neue Buch des Geschichtsvereins LastoriaEin Kindheitsbuch für mehrere Generationen

VOGELSBERGKREIS (ol). Der Geschichtsvereins Lastoria erzählt mit seinem neuen, ehrenamtlich aufgelegten Buch “Du on ech“ Geschichten aus der Sandkastenzeit der heute etwa 50- bis 60-Jährigen. Neben persönlichen Erlebnissen gibt es auch Rätsel, moderne Märchen sowie Bastel- und Kochanleitungen.

Ihre Vornamen sind nicht alt genug, um schon wieder modern zu sein, und doch kommen sie sich manchmal vor wie Dinosaurier: Die Kinder der 60er und 70er sind ohne Computer und Handy aufgewachsen und haben bewusst miterlebt, wie sehr sich das alltägliche Leben in Oberhessen verändert hat. Das reich bebilderte Buch “Du on ech” des Geschichtsvereins Lastoria erzählt Geschichten aus der Sandkastenzeit der heute etwa 50- bis 60-Jährigen.

Aber es enthält auch Rätsel, moderne Märchen, Anleitungen zum Basteln und Spielen, Koch- und Backrezepte, Lieder und Gedichte im Ober-Gleener Dialekt, aktuelle und historische Informationen über Oberhessen. Es soll zum Nachdenken, zum Erzählen und zum Mundartsprechen anregen, teilt der Verein in einer Pressemeldung mit.

Entstanden ist “Du on ech”, wie alle Bücher des Vereins, in ehrenamtlicher Arbeit. “Wir hätten dieses Jahr ein Jubiläum feiern können: 50 Jahre nach der Einschulung”, sagt die Journalistin und Historikerin Monika Felsing aus Ober-Gleen, die gemeinsam mit 41 anderen Kindern im Sommer 1971 in Kirtorf in die Schule gekommen ist und das Buch herausgegeben hat.

Von der Anregung zu den Mitwirkenden zum Buch

Ingrid Ebke, geborene Freifrau Schenck zu Schweinsberg, war die Klassenlehrerin. Im ersten Schuljahr lernten die Kinder aus Kirtorf, Lehrbach, Arnshain, Wahlen, Gleimenhain und Ober-Gleen mit der Fibel “Ich und Du – Du und ich”, in der Uli, der Fehlerteufel, für Wirbel sorgt. “Das Schulbuch war die Anregung, ein Kindheitsbuch zu machen, das für Kinder von damals, heute und morgen gedacht ist”, schreibt Monika Felsing.

Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Mitschülerin Sabine Kirchner hat sie die Idee weiterentwickelt. Jede von beiden hat mehrere Kapitel beigesteuert, Veronika Bloemers ihren Wettbewerbsbeitrag “Die Kinder retten den Wald” aus den Siebzigern, Holger Krüger die Bauanleitung für ein Bienenhotel. Der Ober-Gleener Imker Jörk Hipp hat sich interviewen lassen.

Die aus Kirtorf stammende Künstlerin Britta Jakobi teilt ihre Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater, den Busfahrer Herbert Jakobi, in Form eines Textes und einer Collage mit den Leserinnen und Lesern. Melanie Peter hat das Gedicht “Der Hund” und dessen oberhessische Version zu einem Stop Motion, einer Art Zeichentrickfilm, verarbeitet. Ihr Vater Manfred Peter aus Ober-Gleen, der seit Jahrzehnten in Eifa lebt, sorgte für die Mundartversion: “Dè Hond”.

Judith Dürolf, die in Grünberg aufgewachsen ist, hat ein eigenes Foto, aber auch Fotos aus dem Nachlass ihres aus Homberg/Ohm stammenden Vaters Peter Dürolf zur Verfügung gestellt. Die Aufnahmen zeigen Gebäude, die in den 70ern in vielen Dörfern im Vogelsberg noch zum Alltag gehörten und nun, da sie ausgedient haben, Stoff für ein Bilderrätsel sind.

Der Ober-Gleener Künstler Bernhard Wald (Faldon) ist mit Porträts in “Du on ech” vertreten, wie zuvor schon im Liederband “Mir” (über Identität, das Grundsetz und Europa) und in “08/18”, dem Buch über Nachhaltigkeit und Hessen, das der Verein ebenfalls in diesem Jahr herausgegeben hat. Wolfgang Rulfs hat auch den neuen Band gestaltet, ebenfalls ehrenamtlich.

Das Kindheitsbuch enthält persönliche Erinnerungen und gemeinsame Erfahrungen. “Darunter ist vieles, das andere genauso oder ähnlich erlebt haben. Einiges dürften auch heutige Kinder kennen”, glaubt die Herausgeberin, die in Bremen wohnt und seit 2012 auch in Oberhessen Zeitzeugenprojekte ihres Vereins betreut. “Die Natur spielt eine große Rolle.”

Und wie immer auch die Menschenrechte und der Humor. “Wir haben uns als Kinder zum Beispiel über Heinrich Hannovers ,Pferd Huppdiwupp’ amüsiert, und es hat nichts von ihrem Charme verloren.” Die Klasse hatte die Kurzgeschichte einst im Diktat. Jetzt gibt es auch eine oberhessische Version, denn der preisgekrönte Kinderbuchautor hat ihr die Übersetzung gestattet. “Dè Gaul Hobbdiwobb” ist aber nicht nur zu lesen, sondern auch zu hören: Der Band enthält ein gutes Dutzend QR-Codes.

“Du on ech” ist im Buchhandel und beim Verlag, Books on Demand (BOD) erhältlich und kostet 20 Euro.

Digitale Buchvorstellung möglich

Eine Buchpremiere sei derzeit nicht geplant. Wer aber an einer kostenlosen, digitalen Buchvorstellung teilnehmen möchte, könne sich jetzt beim Verein Lastoria unter mail@lastoria-bremen.de melden und Wunschtermine oder Wunschwochentage nennen. “Wir organisieren dann kleine bis mittlere Runden für jedes Alter”, sagt die Herausgeberin. “Vielleicht sogar ein digitales Klassentreffen 50 Jahre nach der Einschulung.” Und wenn jemand noch nie an einer Videokonferenz teilgenommen hat? “Eigentlich doch kein Problem”, meint Monika Felsing. “Wären das die Siebziger, würde man sich bei Nachbarn oder bei der Enkelin einladen. Und Salzstangen mitbringen.”

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