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Alexander-von-Humboldt-Schule ermöglicht Schülerinnen und Schülern Teilnahme an „Mutmacher-Seminar“Potenzial entdecken, einschätzen und mutig losgehen

LAUTERBACH (ol). „Ab hier nur noch mutige Gedanken“ – unter diesem Motto fand in der vergangenen Woche die Präsenzveranstaltung zum „Mutmacher-Seminar“ an der Alexander-von-Humboldt-Schule statt. Die Mutmacher richten sich an die Schülerinnen und Schüler der E-Phase und werden diese zwei Jahre lang begleiten. Brauchen angehende Abiturientinnen und Abiturienten mehr Mut?

„Alle Türen stehen euch nach dem Abitur offen – vom Startup über den Fußballprofi bis hin zum Bundeskanzler ist alles möglich“, begrüßte Oliver Stoy, für die Berufliche Orientierung verantwortliches Schulleitungsmitglied, die Mitwirkenden und ergänzte: „Ihr habt Potenzial und wir helfen euch dabei, es zu entfalten.“ Diesen Gedanken unterstützten an diesem Tag auch Michael Rausch, Berufsberater für akademische Berufe bei der Bundesagentur, die die Teilnahme an dem Seminar zu fünfzig Prozent mitfinanziert, und der Schulsozialpädagoge des Lauterbacher Gymnasiums, Nils Demmler. Sie waren sich einig: Mut ist nötig, um seine Stärken zu erkennen und beruflich den richtigen Weg einzuschlagen; Berater und Mutmacher ebenso.

Und um das Mutmachen ging es an diesem Tag: den Mut zu entdecken, was man gut kann, was man will, wo es beruflich hingehen könnte und auch darum, wie man genau da hinkommt, heißt es in der Pressemitteilung der Schule. Eingeladen, diesen Fragen mit den jungen Erwachsenen nachzugehen, war das Team von „Mein mutiger Weg“ – junge Coaches, die selbst daran glauben, „dass die Welt ein besserer Ort wird, wenn mehr junge Menschen ihren Weg gehen, anstatt das zu tun, was andere zufriedenstellt.“

Das Team habe mit seinem Programm bereits über 100 Schulen und mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler gecoacht und arbeitet eng mit den Bundesagenturen zusammen. Es sei zertifizierter Bildungsträger und habe zum Ziel, junge Menschen mit Spaß und Begeisterung ins Berufsleben zu bringen, denn: Sieben von zehn jungen Menschen fühlten sich Studien zufolge bei der Berufswahl alleine gelassen. Die Folge: hohe Studienabbrecherquoten, tausendfach unbesetzte Ausbildungsplätze und eine Rekordzahl von jungen Menschen, die wegen Depressionen behandelt werden.

Lockere und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen

„Moderne Berufsorientierung ist deshalb mehr als nur die Entscheidung für oder gegen einen Berufsweg. Moderne Berufsorientierung bedeutet Lebensfreude, persönliche Entwicklung und gesundes Selbstvertrauen“, so die Motivation der Mutmacher. Daher ging es den Referenten Patrick Piel und Pascal Keller zunächst darum, eine lockere, vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, eine Begegnung auf Augenhöhe, die es den Schülerinnen und Schülern leicht machte, dem Seminar zu folgen und die kleinen Impulsübungen mitzumachen.

Begeistert und begeisterungsfähig: Pascal Keller, der Mutmacher. Fotos: Traudi Schlitt

Für die richtige Berufswahl könne und solle man früh die Weichen stellen, so das Credo des Firmengründers Pascal Keller: Mehr als 90. 000 Stunden werde man in seinem Leben mit Arbeit verbringen – dafür lohne sich eine gute Wahl, die zu einem passe. Die gute Nachricht: In einem Land wie Deutschland haben Menschen nicht nur das Recht zur Schule zu gehen, sondern auch die Möglichkeit, ihren Beruf frei zu wählen. „Wir gehören damit zu den 5 Prozent Privilegierten – und das nur, weil wir das Glück haben, hier und nicht woanders zu sein.“

Fokussieren und Stärken erkennen

Weil diese Wahl auch schwer werden könne, empfehle es sich, sich zu fokussieren und seine Stärken zu erkennen: Bei der Berufswahl gehe es nicht um Schwächen, auch nicht in Bewerbungsgesprächen, sondern um Stärken – immer. Die Empfehlung der Mutmacher: Stärken verbessern und Schwächen so managen, dass sie dir für deine Ziele nicht im Weg stehen. Und dann ging es ganz praktisch darum, eigene Stärken nicht nur zu entdecken und zu benennen, sondern sie realistisch einzuschätzen: Wer außer mir selbst findet noch, dass ich diese Stärke habe, wo habe ich sie bereits erfolgreich unter Beweis gestellt und könnte sie die Kompetenz sein, die meinen Beruf ausmacht?

Auf der Suche nach den eigenen Stärken.

 

Aus einer Liste von mehr als fünfzig Stärken konnten die jungen Leute ihre Stärken auswählen und schauen, was davon Wunsch ist und was Wirklichkeit. Mit diesen Erkenntnissen schritt der Tag in Lauterbach voran: Gemeinsam mit ihren Coaches begaben sich die Schülerinnen und Schüler auf den Weg in ihren „Traumjob-Korridor“ – keine leichte Aufgabe bei 326 Ausbildungsberufen 21.000 Studiengängen, die es inzwischen in Deutschland gibt.

Neben den Stärken ging es dabei darum, herauszufinden, was einem sonst noch wichtig ist: Finanzielle Absicherung? Viel reisen? Die Umwelt schützen? Viel Freizeit? In welchen Branchen können Stärken, Wünsche und Neigungen aufeinandertreffen? Und was sind dafür die nächsten Schritte?

Gute Aussichten: Teilnehmerinnen des Workshops mit Pascal Keller.

Die Wirkung dieses Seminars lag sicherlich in der Ansprache: Als Gleiche unter Gleichen begegneten sich Referenten und Schülerinnen und Schüler. Viele kleine Übungen lockerten den Tag auf, schufen ein wertschätzendes Umfeld und weckten Begeisterung. Patrick Keller nahm die Menschen mit auf eine Reise in seine eigene Geschichte: Zahlreiche Anekdoten untermauerten seine Aussagen und fielen bei den jungen Erwachsenen damit auf guten Boden.

Ein spannender Seminartag wartete auf die Gäste in der Aula der AvH.

Gestartet war das Seminar bereits eine Woche zuvor mit einem Online-Seminar. Und so geht es auch weiter: Jede Woche haben die Schülerinnen und Schüler nun die Möglichkeit, sich online beraten zu lassen, sich mit anderen zu vernetzen, Begegnungen mit Menschen in ihren Berufen zu haben und ihren Berufswunsch zu festigen. Oliver Stoy: „Wir versprechen uns gerade von der Begleitung bis in die Q2 hinein, dass unsere Schülerinnen und Schüler eine Berufswahl treffen können, die sie dann bereits mit geeigneten Maßnahmen, beispielsweise Bewerbungen, Auslandsjahr, Praktika, FSJ, angehen können. So werden sie keine Zeit auf ihrem Berufsweg verlieren, sind fokussiert und können erfolgreich werden.“

Und nicht nur das: Ein Anliegen des Mutmacher-Teams ist es, die Menschen in ihren Berufen zufrieden, sogar glücklich zu sehen – und das, da sind sich Keller und sein Team sicher, macht auch die Welt ein wenig besser.

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