Homberger Kulturwochen "Ohm sweet ohm" laden zum Open-Air-KinoZwei Filme bezaubern am Wochenende
HOMBERG OHM (ol). Mit gleich zwei Filmen unter freiem Himmel locken die Homberger Kulturwochen „Ohm sweet ohm“ an diesem Wochenende. Am Samstag lockt ein bezaubernder Film über die Vielfalt der Kulturen und am Sonntag geht es hoch hinaus auf eine Weltreise in der Luft.
Master Cheng in Pohjanjoki am Samstag, 7. August 2021
Ein bezaubernder Film und gleichzeitig eine Ode an die Schönheit der Vielfalt der Kulturen. Wo bitte schön liegt denn Pohjanjoki? Nein, man braucht es nicht auf der Karte zu suchen, denn es handelt sich um einen Fantasienamen. Mika Kaurismäki, der finnische Regisseur, verortet seine Geschichte von Master Cheng in Pohjanjoki in die visuell attraktive Landschaft Finnlands, genauer gesagt ins magische Lappland. In Deutschland fand der Film seine Premiere bei den Nordischen Filmtagen Lübeck 2019, wo er von allen Filmen am schnellsten ausverkauft war und zudem den Publikumspreis des Festivals erhielt. 93 Prozent aller Stimmen – ein deutliches Urteil.
Was erwartet die Zuschauer?
Ein Koch aus Shanghai (Cheng) trifft mit seinem Sohn auf eine Restaurantbesitzerin (Sirkka) in Finnland. Ebenso beharrlich wie glücklos fragt der freundliche Mann jeden ihrer Gäste nach einem ominösen Finnen, dessen Name freilich ob der Aussprache nur Rätselraten auslöst. Dies weckt das Mitgefühl und von vorneherein ahnt man, was passieren wird. Aber das ist kein Nachteil dieses Films. Vielmehr erinnert Kaurismäki daran, dass manchmal schon eine warme Suppe und ein Blick auf einen See das Leben besser machen können und alles, was wir brauchen, ein wenig Hoffnung ist.
Immer wieder wird in den warmen Farben von Hochglanzkochbüchern der Zauber von Chengs Gerichten beschworen. Die Würze liefert hingegen eine melodramatische „Backstory“: Nach dem Tod seiner Frau, der Mutter des Jungen, hat Master Cheng, wie man den Fremden nennt, sein Restaurant in Shanghai verkauft, um dem Rat eines noblen Finnen zu folgen, der ihm einmal Gutes tat und versprach, in Finnland läge für ihn das Paradies. So sind Cheng und Sirkka zwei verletzte Menschen, die nun aufeinandertreffen und es wird erst nach und nach in vorsichtiger Neugier und Annäherung deutlich, weshalb sie dort gelandet sind, wo sie nun sind. Da Cheng Koch ist, ist Essen für ihn auch eine eigene Philosophie, die so manches heilen kann. Und schon bald kann er die Dorfbewohner nicht nur von so manchen Erkrankungen heilen, sondern auch von seinem Essen überzeugen.
Foto: Master Cheng in Pohjanjoki/MFA+
Natürlich gibt es in diesem Film einige Culture-Clash-Momente, zwar witzig und unterhaltsam, dennoch ist das ist nicht vorrangig. Vielmehr geht es Kaurismäki um das Verbindende der Gegensätze von Stadt und Land, China und Finnland – eben das Verbindende der Gegensätze zwischen den Kulturen.
Deshalb ist Cheng auch nicht der Heilsbringer aus Asien. Es ist nicht nur sein Essen oder Tai-Chi, die Heilung bringen können. Es sind auch die Natur und die Ruhe, die in Finnland zu finden sind. Es ist ein Leben mit und in der Natur, das fern von esoterischen Heilsversprechen dafür sorgt, das Cheng und sein Sohn eine Verbindung aufbauen und erkennen, wie ihr weiteres Leben aussehen kann.
Dass dieser liebenswürdige, leise Film überzeugt, liegt auch an den guten Schauspieler*innen. Insbesondere zwischen Pak Hon Chu (Cheng) und Anna-Maija Tuokko (Sirkka) besteht von Anfang an eine zarte Anziehung, die zwei verletzte Menschen miteinander verbinden kann. Und dass diese Annäherung so völlig ohne Kitsch auskommt, ist Mika Kaurismäkis bisweilen erdigem Humor zu verdanken. Dennoch dominiert diese Romanze nicht den gesamten Film. Geht es doch vor allem um Heilung und, mehr noch, um Hoffnung.
Alles erlebbar am Samstag, den 7. August 2021, ab 20 Uhr (Filmbeginn mit Einbruch der Dunkelheit) in der Homberger Innenstadt unterhalb des Rathauses.
Vogelfrei – ein Leben als fliegende Nomaden am Sonntag, 8. August
Im Sommer 2012 bricht das Paar mit einem fliegenden Dreirad zu einer Abenteuer-Weltreise auf, die bislang zu keinem Ende gefunden hat. Von den ersten vier Jahren berichtet ihre Dokumentation.
Andreas Zmuda und Doreen Kröber würden sich als Extrem-Abenteurer bezeichnen und setzen sich Anfang der 2010er Jahre ein großes Ziel: Sie geben ihr Berliner Zuhause auf, um die Welt in den kommenden Jahren fliegend zu erkunden – als Nomaden mit Blick von oben. Als Trio brechen Zmuda und Körber mit Ihrem Trike, dem „Motorrad der Lüfte“ 2012 gen Antarktis auf, um einen Film zu drehen. Was am Ende dabei herauskommen soll, ist bei Anbruch der Reise noch unklar.
Dennoch entscheiden sich beide, das Publikum an ihren Besuchen in 33 Ländern des nord- und südamerikanischen Kontinents stets teilhaben zu lassen, berichten informativ, sehr unterhaltsam und manchmal auch mit viel Witz über ihre einzigartigen Erlebnisse und auch über Begegnungen auf der Erde mit Einheimischen. Ob sie an Manhattan vorbeisegeln, die Karibik aus der Vogelperspektive erleben oder auch mal einen Crash hinlegen: 1518 Tage und 36.042 Flugkilometer später sind sie nicht mehr dieselben Menschen, als die sie aufgebrochen sind.
Aufs Wesentliche reduziert
1.518 Tage – 36.042 Flugkilometer – 33 Länder – 1 Kontinent – 197 Starts – 1 Crash – 1 Notlandung – komprimiert auf 117 Filmminuten
Natürlich ist die Vorstellung, mit einem Ultraleichtflugzeug die Anden zu überqueren, tagelang über dem Regenwald zu fliegen, sich über Wüsten und das offene Meer zu wagen, so irrwitzig tollkühn, dass alle, die ein Faible für Globetrotter-Reisedokus haben, an diesem Film nicht vorbeikommen. Es gibt traumhafte Luftaufnahmen von türkisblauen Riffen und Salzseen in Wüsten oder ockergelben Flüssen, die sich durch den endlosgrünen Dschungel schlängeln. Fast immer mit im Bild: das Trike und seine beiden dem Wetter ausgesetzten Piloten. Drohnenbilder, die es in Reisedokus häufig zu bestaunen gibt, sind zwar hochauflösend und meist gestochen schärfer, aber das immer mitfliegende Risiko um das eigene Leben zeichnet diese Dokumentation als authentisch und lebensnah aus.
Foto: Vogelfrei – ein Leben als fliegende Nomaden/Trike-Globetrotter-Project GbR
Alles erlebbar am Sonntag, 8. August 2021, ab 20 Uhr (Filmbeginn wieder mit Einbruch der Dunkelheit) in der Homberger Innenstadt unterhalb des Rathauses.
Die Zahl der Eintrittskarten ist beschränkt und man kann bereits seit Mitte Juli in der Homberger Buchhandlung Karten im Vorverkauf erhalten. Restkarten können an der Abendkasse erworben werden.
Die Organisatorinnen der Kommission für Kunst und Kultur der Stadt Homberg (Ohm) stehen auch in diesem Jahr wieder in Kooperation mit dem Film- und Kinobüro Hessen und auch als Partnerkino ist das Lichtspielhaus Lauterbach wieder mit im Boot. So werden in diesem Jahr sogar zwei Open-Air-Kino-Abende als Veranstaltungen in das Projekt SommerWanderKino Hessen 2021 einfließen. Das Projekt ist Teil der hessischen Landesförderung INS FREIE! Die Förderung wird ermöglicht durch HessenFilm und Medien GmbH und vom Film- und Kinobüro Hessen umgesetzt. Als Medienpartner konnte darüber hinaus HR1 gewonnen werden. Und auch vor Ort hat sich die Sparkasse Oberhessen wieder für eine Verwirklichung stark gemacht.
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