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KOLUMNE des Vermögensmanagers Ralf ScheuerHöchstkurse trotz Corona – wie geht es jetzt weiter?

ALSFELD (ol). Das neue Börsenjahr zeigt unbeeindruckt von der Pandemie eine weiterhin positive Tendenz und die wichtigsten Börsenindizes erklommen zwischenzeitlich sogar neue historische Höchststände. So überschritt der deutsche Börsenindex DAX erstmals in seiner Geschichte die Marke von 14.000 Punkten. Eine Kolumne von Ralf Scheuer, Vermögensmanager bei Aurum Vermögensmanagement in Alsfeld, im Wortlaut.

Doch gleichzeitig werden wir tagtäglich mit Nachrichten über einen schleppenden Fortschritt der Impfkampagne, Virusmutationen, einer Verlängerung des Lockdowns und ums Überleben kämpfende Unternehmen konfrontiert. All dies scheint an der Börse jedoch kaum eine Rolle zu spielen.

Sind die hohen Aktienkurse in diesem Umfeld tatsächlich gerechtfertigt? Oder aus anderer Perspektive gefragt: ist unsere Maßeinheit zur Messung dieses Wertes – die Währung – vielleicht einfach weniger wert geworden? Für letzteres würden die ebenfalls stark gestiegenen Preise für Immobilien und Edelmetalle, aber auch die digitalen (und nicht beliebig vermehrbaren) internationalen Kryptowährungen, allen voran der Bitcoin, sprechen.

Im Grunde ist die Ermittlung eines Marktpreises, auch wenn dieser noch keine Aussage über „teuer“ oder „günstig“ ermöglicht, ganz einfach. Er ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Seit der Pandemie erleben wir eine immens steigende Geldmenge und beispiellose Hilfsprogramme der Regierungen. Ein großer Teil dieser neu geschaffenen Geldberge trifft in Form von Investitionsnachfrage auf ein begrenztes Angebot an Investitionsmöglichkeiten wie beispielsweise Aktien. Hinzu kommt noch, dass die Zinsen von der Geldpolitik abgeschafft wurden. Anleger konzentrieren sich mangels Alternativen somit noch stärker auf Anlagen mit vergleichsweise auskömmlichen Renditen (zum Beispiel in Form von Dividenden).

Die Folgen sind – solange genau dieses Umfeld einer überreichen Geldpolitik und hoher Staatsausgaben weiterhin besteht – anhaltend steigende Vermögenspreise und über kurz oder lang auch Blasenbildungen. Grundsätzlich können Zentralbanken und Staaten von diesem monetär unsoliden Kurs nicht mehr abweichen. In diesem Fall würde nämlich das eintreten, was in der Finanz- und auch in der Coronakrise mit aller Macht vermieden werden sollte: ein wirtschaftlicher und politischer Megacrash.

Mögliche Lösung des Schuldenproblems

Eine mögliche Lösung diese Schuldenproblems liegt in einer Entwertung des Geldes, etwa durch einen negativen Realzins (Zinsniveau abzüglich Inflation) oder durch Schuldenschnitte. Der erstere Weg stellt sich aus politischer Sicht als jahrelanger schleichender Prozess durchaus elegant und in der Finanzgeschichte bereits als bewährt dar, auch wenn er die Zinssparer enteignet und die Sachwertanleger begünstig und somit einer weiteren sozialen Umverteilung Vorschub leistet. Wir halten es daher für wahrscheinlich, dass selbst bei zukünftig höheren Inflationsraten weiterhin eine offensive Geldpolitik verfolgt und in Anbetracht der hohen Staatsverschuldung das Niedrigzinsniveau verteidigt wird.

Aus monetärer Sicht stehen die Börsenampeln trotz teilweise ambitionierter Bewertungen aus diesen Gründe weiterhin auf Grün. Nach unserer Meinung haben sich zumindest in Teilbereichen des Aktienmarktes zwar bereits Blasen gebildet, etwa bei Wasserstoffaktien, jedoch kann sich dieser Trend durch das günstige monetäre Umfeld noch lange fortsetzen. Demgegenüber stehen aber immer noch genügend Investitionsmöglichkeiten in (relativ) fair bewertete Unternehmen mit tragfähigen Geschäftsmodellen und soliden Bilanzen.

Ein positiv beeinflussender Faktor für den Börsenaufwärtstrend ist zudem eine konjunkturelle Aufhellung und genau diese Tendenz wird derzeit von den Börsen bereits berücksichtigt. In großen Teilen Asiens konnte die Pandemie weitgehend unter Kontrolle gebracht werden, so dass sich zwischenzeitlich eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Normalisierung einhergehend mit entsprechenden Wirtschaftswachstum zeigte.

Ein wichtiger Treiber in dieser Region ist außerdem das pazifische Freihandelsabkommen RCEP von dem unter anderem China als derzeitiges Zugpferd für die globale Wirtschaft profitiert. Chinas Handelspartner wie zum Beispiel deutsche Unternehmen profitieren zudem von dieser Entwicklung. Zu erkennen ist die insbesondere an anziehenden Kursen bei den zuvor sehr stark gefallenen, besonders konjunktursensiblen Zyklikern.

Weiterhin geben per Saldo global rückläufige Corona-Neuinfektionszahlen und die Aussicht auf fortschreitende Impfungen und flächendeckende Reduzierungen der Pandemiemaßnahmen Grund zur Hoffnung. Für Anleger ergibt sich aufgrund der historisch eimaligen Situation insgesamt zwar ein anspruchsvolles, aber auch weiterhin chancenreiches Bild. Besonders wichtig ist hierbei eine selektive Strategie, welche insbesondere eine passende Vermögensstruktur, den Fokus auf Qualität und eine Begrenzung von Risiken berücksichtigt.

Wünschen Sie sich noch konkretere Informationen zur aktuellen Situation und den künftigen Perspektiven oder beschäftigen Sie weitere Fragen? Antworten hierzu erhalten Sie am 25. Februar um 18.30 Uhr in unserem Investment-Webinar mit unserem Partner, dem renommierten Vermögensverwalter Flossbach von Storch. Sie können sowohl online als auch telefonisch teilnehmen. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie unter www.aurumvm.de.

 

Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. -Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken. 

Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider.

Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist: Aurum Vermögensmanagement GmbH, Ralf Scheuer, Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld

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