KOLUMNE des Vermögensmanager Manfred SchnellDie chinesische Mikrobe hält die Welt weiter in Atem
ALSFELD (ol). War der Lockdown im Zuge der Pandemie wirklich nötig? Im Nachhinein werden wir alle schlauer sein. Wie wird sich die Wirtschaft weiter entwickeln und was bedeutet das für die Sparer und Anleger? Eine Kolumne von Manfred Schnell, Vermögensmanager bei Aurum Vermögensmanagement in Alsfeld, im Wortlaut.
Durch die Vollbremsung der Wirtschaftsaktivitäten stecken wir in einer großen Rezession. Die Politik und die Zentralbanken versuchen mit vielen Maßnahmen gegenzusteuern. Die erste Idee, die Zentralbanken einfällt, ist immer Geld „drucken“. Natürlich digital, denn wenn man Papiergeld druckt, müssen wohl riesige Wälder abgeholzt werden. Die frischen Geldmengen sind jetzt noch gewaltiger als in der letzten Finanzkrise 2008. Milliarden sind Kleingeld, jetzt müssen Billionen her. Diese Geldflut gibt den Aktienmärkten kräftigen Rückenwind. Aber wie lange noch? Es kann durchaus sein, dass wir noch weitere Hochs bei Aktien sehen werden.
Es wird versucht, Schulden mit Schulden zu tilgen. Das erinnert mich an Münchhausen, wie er sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen wollte. Vielleicht hätte er auch für die heutige Situation eine bahnbrechende Idee für uns. Auch einige Politiker können das wirtschaftliche Gesamtbild oft nicht richtig einschätzen. Dass durch den Lockdown niemand seinen Arbeitsplatz verlieren soll, können sicherlich viele Menschen nicht glauben. Man könnte meinen, dass in der Kindheit die Schaukel zu dicht an der Wand hing.
Leider ist die Lage wirklich ernst. Staaten geben Garantien ab – und die Bürger „bürgen“. Schulden werden innerhalb der EU vergemeinschaftet. Corona macht es möglich. Verträge zählen nicht mehr. Die EU hat ein Billionenpaket geschnürt, um insbesondere den mediterranen Ländern zu helfen. Diese Staaten sind sehr hoch verschuldet und haben in der Vergangenheit ihre Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht. Wie sehen aber die gesamten Vermögensverhältnisse in diesen Ländern aus? Hier gibt es die unterschiedlichen Rentensysteme. In Italien gehen Frauen mit 58 Jahren und Männer mit 62 Jahren in Rente. In Frankreich gehen alle i.d.R. mit 62 Jahren in Rente. Auch die Höhe der Rente liegt in diesen Ländern zwischen 70 Prozent bis 93 Prozent des letzten Gehaltes. Und wie ist es in Deutschland? Auch das Medianvermögen, das durchschnittliche mittlere Vermögen eines jeden Bürgers, in diesen beiden Ländern ist deutlich höher als in Deutschland.
Es liegt doppelt bis dreifach höher als bei deutschen Bürgern. Deutschland 51.400 Euro , Frankreich 115.800 Euro, Italien 173.500 Euro. Dies kommt einmal aus der Historie und zum anderen ist der private Immobilienbesitz höher als in Deutschland. Die Steuerbelastung ist in Deutschland auch höher als in Italien und Frankreich. Wir retten wieder einmal Europa. Und wenn das Geld nicht reicht, können wir ja das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre setzen und die Steuern noch etwas erhöhen. Eigentlich sind auch wir von der Pandemie stark betroffen und brauchen zukünftig jeden Euro im eigenen Land.
Andere Möglichkeiten, um die Wirtschaft zu stabilisieren
Die getroffenen Maßnahmen sind wahrscheinlich jetzt kurzfristig erforderlich, um einen Kollaps zu verhindern. Es bleiben auch keine anderen Möglichkeiten, um die Wirtschaft zu stabilisieren und Zeit zu gewinnen. Mit der Nullzinspolitik hat die Finanzwelt einen Hebel in der Hand, um die deutlich höhere Verschuldung der Staaten und Unternehmen erträglich zu machen. Dies kann noch längere Zeit gut gehen. Die Strategie der niedrigen Zinsen hat die Bankenwelt schon vor Corona vor große Probleme gestellt. Jetzt kommen viele kleine und mittlere Unternehmen in finanzielle Not. Das Insolvenzrecht ist geändert worden, so dass die Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit erst ab Oktober 2020 anmelden müssen. Dies kann zur 2. Welle führen. Diese wird aber eine Pleitewelle sein.
Leider werden die als stabil geglaubten Bankengruppen der Sparkassen und Volksbanken jetzt stärker betroffen sein. Ein Bericht des Fokus beschreibt die Höhe der vom Ausfall gefährdeten Kredite in Deutschland mit mindestens 127 Milliarden bis zu 630 Milliarden Euro. Hierdurch kann die eine oder andere Bank in Schwierigkeiten kommen. Wenn zu viele Banken um Unterstützung bitten, können die Einlagensicherungssysteme an ihre Grenzen kommen. Wenn sich dieses Szenario im Herbst abzeichnet, sollte man nicht übermäßig viel Geld auf den Bankkonten belassen. Was bedeutet das für Menschen, die für ihr Alter vorgesorgt haben und sich um ihr Erspartes Sorgen machen?
Durch das viele frisch gedruckte Geld kann in Zukunft die Inflation wieder steigen. Daher sollten Geldanlagen mehr in inflationsgeschützte Werte verlagert werden. Hierzu zählen Sachwerte wie Edelmetall oder zukunftsorientierte solide Aktien. Auch physisches Edelmetall findet immer mehr Anhänger. Daher ist jetzt eine Prüfung der persönlichen Finanzen wichtig. Die Gewinnerzielungsabsicht ist weiterhin eine sportliche Herausforderung. Aber in diesen Zeiten gewinnt die Vermögenssicherung und -Erhaltung an Bedeutung!
Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.
Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider.
Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist:
Aurum Vermögensmanagement GmbH
Manfred Schnell Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld
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