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Daniela Creutzberg ist die neue Pfarrerin in Hartershausen und FraurombachWeitgereist, sangesfreudig und mit viel Herz

SCHLITZ (ol). Längst schon ist sie keine Unbekannte mehr in Hartershausen, Fraurombach, Hemmen, Üllershausen und Pfordt: Seit September letzten Jahres ist Daniela Creutzberg bereits Pfarrerin in den Evangelischen Kirchengemeinden Hartershausen und Fraurombach, zunächst als Vertretungspfarrerin für die durch den Weggang von Pfarrer Jürgen Seng freigewordene Stelle, seit wenigen Wochen nun auch ganz offiziell als Inhaberin der Pfarrstelle im östlichsten Zipfel des Dekanats. Und man merkt – obwohl sie gut 50 Kilometer von ihren neuen Gemeinden entfernt wohnt -, dass sie angekommen ist als Dorfpfarrerin, und das nach einem bisher sehr umtriebigen und abwechslungsreichen Pfarrersleben.

Bevor dieses sie in den Vogelsberg führte, wirkte die 56-Jährige in der Wetterau – just in der Kirche, die sie nun ihrem Vorgänger überließ: ein Kanzeltausch der besonderen Art, der von einem Sonntag auf den anderen stattfand. Eine schicksalhafte, wenn nicht gar göttliche Fügung, könnte man meinen, denn eine Pfarrstelle wie die in Hartershausen und Fraurombach ist nicht leicht zu besetzen: Fünf Predigtorte und etwa 850 Gemeindeglieder sind kein Pappenstiel, und so war sowohl die Gemeinde als auch das Dekanat sichtlich froh, die Lücke ohne Vakanz füllen zu können. Eine Idee des Propstes und ihres ehemaligen Dekans, wie Creutzberg berichtet.

In Bad Nauheim war sie auch in der Krankenhausseelsorge eingesetzt, eine Arbeit die sie prägte: Hauptsächlich beschäftigte sie sich mit Krebspatienten, war auf der Palliativstation des Hochwaldkrankenhaus in einem multidisziplinären Team mit Ärzten, Pflegekräften und Psychologen, heißt es in der Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats. Hierfür hatte die Theologin eigens eine Zusatzqualifikation erworben. „Ich fand diese Arbeit sehr erfüllend“, so Creutzberg rückblickend. Nach Kürzung der Stelle schaute sie sich nach etwas anderem um und landete schließlich ein Dekanat weiter. Obwohl sie familiäre Bindungen nach Oberkalbach hat, einem kleinen Dorf im Kreis Fulda, in dem sie nun auch lebt, hatte sie als Pfarrerin bisher nur hin und wieder Kontakt mit der kleinen Einheit Dorf.

Doch sie stellte schnell fest: „Es ist schön hier. Die Menschen mögen ihre Gottesdienste, die gut besucht sind. Sie sind ihrer Kirche immer noch nah“, freut sie sich und erlebt nun eine Volkskirche und ganz andere Gemeinden als im Rhein-Main-Gebiet. Und die Menschen freuen sich auch, wenn ihre Pfarrerin mitten unter ihnen ist: Corona hat zwar die öffentlichen Anlässe für Gottesdienste im Dorfgeschehen erheblich reduziert, doch wo es geht, wird Daniela Creutzberg klar: Feiern und Gottesdienste halten, gehört hier zusammen.

Immer mittendrin

Die Vereine stehen zur Kirche und umgekehrt. Die Menschen haben das Bedürfnis, sich mit der Pfarrerin auszuschauen – und Daniela Creutzberg ist froh darüber. „Als Dorfpfarrerin bist du mitten drin und nimmst am dörflichen Leben teil“, so ihr Credo. Dass sie nicht vor Ort wohnt, schmälert ihr diesbezügliches Engagement kaum: „Ich bin froh, dass die Residenzpflicht für mich aufgehoben wurde“, so Creutzberg, „da ich im Haus meiner Familie wohnen kann. Das ist besser für den Schulweg der Kinder und auch für das Miteinander der Generationen.“

Als sie vor Jahrzehnten von dort zum Studium in Marburg und Frankfurt aufbrach, war die Rückkehr in heimatliche Gefilde noch in weiter Ferne. Bevor sich die junge Daniela Creutzberg überhaupt an die Universität begab, ging sie nämlich auf Reisen – den asiatischen Kontinent besuchte sie und erlebte eine anhaltende Faszination: China, Japan, Taiwan, Malaysia, Burma, Korea, Indonesien. Sie lebte in einem Mönchskloster und öffnete sich für andere Religionen. Sie bereiste Teile der damaligen Sowjetunion mit der Transsibirischen Eisenbahn, die sie bis an den Baikalsee und nach Moskau brachte. Noch heute erzählt sie begeistert vom Dialog der Weltreligionen, den sie erlebt hat und der ihr Blick für die Ökumene und multikulturelle Gemeinschaft geschärft hat.

Japanisch hat sie damals gelernt und später auf eine Pfarrstelle in Tokyo beworben. Ein Auslandssemester hat sie in Brasilien verbracht. Dort hatte ein ausgewanderter Teil der Familie Creutzberg gewirtk, unter anderem als Pfarrer. Seit sie dort an einem Waisenhausprojekt mitgearbeitet hat und andere Aufgaben bekleidete, spricht sie auch Portugiesisch. Schon mehrfach war sie seitdem als Gemeindepfarrerin tätig, auch im dörflichen Umfeld: in Bad Schwalbach und später auch in Ossenheim. Dazwischen hatte sie sie eine Leitungsfunktion am Laubach-Kolleg inne, bevor sich sie schwerpunktmäßig der Krankenhaus-Seelsorge zuwandte. Sie ist dankbar dafür, dass die Kirche ihr so viele Entfaltungsmöglichkeiten gibt, denn genau das scheint sie zu brauchen.

Für die Menschen da sein und gemeinsam Ideen zu entwickeln

Polyglott, weitgereist, ökumenisch, belesen und multikulturell ist die Pfarrerin – werden sich diese Eigenschaften auch auf ihre Stelle im Vogelsberg niederschlagen? Irgendwie sicherlich, weil das alles Eigenschaften sind, die Daniela Creutzberg ausmachen. Doch ihr Plan ist das nicht: „Die Gemeinden, so wie ich sie jetzt kennengerlernt habe, funktionieren alle sehr gut. Warum sollte ich ja jetzt was überstülpen? Mein Ziel ist es, eine gute Dorfpfarrerin zu sein. Da zu sein, wenn die Menschen mich brauchen, gemeinsam Ideen zu entwickeln, wenn es gewünscht ist.“

Vielleicht wäre da doch etwas: Daniela Creutzberg ist nämlich auch eine begeisterte Sängerin. Die musikalischen Angebote ihrer Gemeinden – beispielsweise den musikalischen Abendgottesdienst – will sie beibehalten. Und vielleicht noch das eine oder andere Format neu erschaffen. Ganz sicher aber will sie die Menschen mitreißen – und das nicht nur zum Singen.

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