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DGB-Vogelsbergkreis fordert„Die Zeit der Sommerferien soll genutzt werden, um ein Konzept zur Schulöffnung zu entwickeln“

VOGELSBERG (ol). In seiner jüngsten Vorstandssitzung befasste sich der DGB-Vorstand mit der Situation der Schulen im Kreisgebiet und ist dabei auf einige Kritikpunkte gestoßen. Er fordert nun, dass die Zeit der Sommerferien genutzt werden solle, um ein Konzept zur Schulöffnung zu entwickeln.

„Die Schulleitungen arbeiten seit 16 Wochen am Limit, bedingt durch den Schulbetrieb unter den Bedingungen der Corona-Krise”, so Dr. Christoph Stüber vom GEW Kreisverband. Regelmäßig gingen laut Presemitteilung freitagabends Dienstanweisung des Kultusministeriums bei den Schulleitungen ein, mit der Erwartung, dass diese bis montagmorgens umgesetzt werden. Dazu kamen Nachfragen durch Kollegen oder besorgte Eltern, die jeweils auch noch informiert werden mussten. Die Kommunikationspolitik des Kultusministeriums sei zu kurzfristig, und es bedürfe längerer Vorläufe und vor allem auch der Partizipation der Beteiligten bei weiteren Schritten.

Schulen müssen mehr Freiräume eingeräumt werden, um entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen unterschiedliche Lösungen vor Ort umsetzen zu können. Die Belastung aller Schulleitungsmitglieder, die vielen organisatorischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu bewältigen, ist immens hoch. Es muss daher umgehend für eine Entlastung gesorgt werden.

Im Kreisgebiet komme noch erschwerend hinzu, dass gerade an den zwei beruflichen Schulen im Vogelsbergkreis wichtige Abteilungsleitungsstellen wegfallen und nicht mehr ersetzt werden würden – dies sei ein haltloser Zustand. Das Angebot einer Schule mit vielen Schulformen zu organisieren hänge nicht von der Anzahl der Schüler ab, wie dies durch den zuletzt geänderten Funktionsstellen-Erlass suggeriert wird. Auf Dauer ist so ein Bildungsangebot dazu verurteilt, unter der Arbeitsbelastung zu kollabieren.

Unterrichtsbedingungen auch für Lehrkräfte schwierig

Die Unterrichtsbedingungen für die Lehrkräfte waren und sind aut Pressemitteilung ebenfalls schwierig: Präsenzunterricht in den Prüfungsklassen oder nach der ersten Rückkehr-Welle in Klassen der Oberstufe oder zur Prüfungsvorbereitung sowie Homeschooling für die Klassen im Lockdown. Dazu mussten neue Unterrichtskonzepte entwickelt und umgesetzt werden. „Viele Schüler besitzen zwar internetfähige Endgeräte, aber keine Arbeitsausstattung wie Computer mit Tastatur und Drucker/Scanner, um einen längeren Zeitraum im Home-Office zu verbringen. Auch sind die Kollegen gehalten ihre eigene EDV-Ausstattung für das Homeschooling zu nutzen, da die Geräte in der Schule für diese Arbeiten nicht ausgelegt sind“, heißt es weiter.

In den Schulen müssten die Medienausstattungen laut DGB so gestaltet werden, dass gleichzeitig Präsenz- und Distanz-Unterricht möglich ist. Um beide Unterrichtsformen parallel möglich zu machen, müssen die Mittel des Digital Pakts sofort genutzt werden, um die Schulen mit starkem WLAN voll umfänglich auszuleuchten. Hier fordern die Gewerkschaften eine Verbesserung der Chancengleichheit für Schüler durch eine Ausstattung an ihrem heimischen Arbeitsplatz, der eine Teilnahme an Fernunterricht problemlos ermöglicht.

Für Schülerinnen und Schüler an Berufsschulen müsse sichergestellt werden, dass Ihnen die schulischen Unterrichtszeiten, auch als Distanz-Lernzeiten, zur Verfügung stehen. Auch müssten rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Homeschoolings als vollwertiges gleichwertiges Unterrichtsangebot ermöglichen; so sei im Februar eine Verwendung von Office 365 wegen Bedenken des Datenschutzbeauftragten noch nicht möglich gewesen und sei erst im Zuge der Corona-Pandemie erlaubt worden.

„Auch muss für Schüler – ähnlich wie an Universitäten – ein Betriebssystem und eine Grundausstattung mit Office-Programmen zur Verfügung gestellt werden, dass hier ein Arbeiten unter gleichen Voraussetzungen für alle möglich ist“, heißt es weiter. „Die Zeit der Sommerferien soll genutzt werden, um ein Konzept zur Schulöffnung zu entwickeln – wann, wenn nicht jetzt!“, betont Ingo Schwalm, DGB-Vorsitzender des Vogelsbergkreises.

3 Gedanken zu “„Die Zeit der Sommerferien soll genutzt werden, um ein Konzept zur Schulöffnung zu entwickeln“

  1. Der Begriff Homeschooling ist absolut irrefuehrend für diese Situation. Homeschooling bezeichnet das Unterrichten von Kindern ausserhalb des staatlichen Schulsystems, meist durch die Eltern selbst, die das staatliche Schulsystem inhaltlich oder organisatorisch ablehnen.
    Der offizielle Begriff in Hessen fuer die letzte Zeit lautet ‚unterrichtsersetzende Lernsituation‘. Es fand gerade kein Unterricht statt, die Kinder und Jugendlichen lernten, übten und wiederholten vorrangig bereits gelehrten Unterrichtsstoff. Das Ganze war weder versetzungsrelevant noch durfte es benotet werden. Alle inhaltlichen Lücken durch ausgefallenen Unterricht sollen bis zu den Herbstferien ausgeglichen werden.
    Alles nachzulesen fuer die geneigte Öffentlichkeit auf den Seiten des Kultusministeriums.

  2. Das wäre klasse, wenn die Ferienzeit für die Organisation genutzt würde. Die Präsenzzeiten vor den Ferien waren ja irgendwie nicht wirklich wertvoll, wenn nach Buchabgabe der ein oder andere Lehrkörper nur noch Filmeschauen im Repertoire hatten (keine fachlichen Filme). So kann man nichts Verpasstes aufholen. Die Lehrkräfte brauchen klare Ansagen, alleine bekommen die meisten das nicht hin! Leistung müssen nicht nur Schüler bringen! Es ist nicht zu viel verlangt qualifizierten Unterricht zu liefern!

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  3. „Im Kreisgebiet komme noch erschwerend hinzu, dass gerade an den zwei beruflichen Schulen im Vogelsbergkreis wichtige Abteilungsleitungsstellen wegfallen und nicht mehr ersetzt werden würden – dies sei ein haltloser Zustand.“

    Und deshalb stürzen die Schulleiter im Vogelsbergkreis Freitag abends, wenn die Dienstanweisungen des Kultusministers eintrudeln, haltlos aus dem Haus, betrinken sich an der Tanke und lassen sich auf Abenteuer mit unseriösen Frauenzimmern ein. Kaum noch erträglich, dieses Jammerbild der Haltlosigkeit. Und so stimmen wir denn in den Schlachtruf der Haltlosen ein, die ja – da sie jeglichen Halt verloren haben – nie abwarten können, bis es so weit ist: „Wann, wenn nicht jetzt!“

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