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Neue Arbeitspraktiken, fremde Länder, neue Menschen kennen lernen und viele Erfahrungen sammelnAus Romrod in die Welt: Ein junger Zeller geht auf die Walz

ROMROD (ol). Auf die Wanderschaft, auch Walz genannt, begibt sich ein „zünftiger Geselle“ nach Abschluss seiner Lehrzeit als Zimmermann für ganze drei Jahre und einen Tag. Wenn er losgeht hat er fünf Euro und wenn er wiederkehrt, darf er auch nur mit fünf Euro zurückkommen. Er darf höchstens 30 Jahre alt, muss kinderlos und schuldenfrei sein. Auf diesen Weg hat sich ein junger Mann aus Zell begeben und sprach dazu im Rathaus seiner Heimatgemeinde Romrod vor, um sich den ersten Stempel für sein Wanderbuch zu holen.

In der Pressemitteilung der Stadt Romrod heißt es, in der Zeit seiner Wanderung begeht er im ersten Jahr Deutschland, im zweiten Jahr Europa und im dritten Jahr die Welt und in der Regel darf er seinem Heimatort nicht näher kommen als 50 Kilometer. Während der Wanderschaft wird er als „Fremdgeschriebener“ oder auch „Fremder“ bezeichnet. Er lerne in dieser Zeit neue Arbeitspraktiken kennen, fremde Länder, neue Menschen und Gebräuche und könne viele Erfahrungen sammeln.

Diese Reise durch Land und Landschaft, ohne Fahrzeug, mit wenig Geld ist nicht planbar. Sie verändere die Sichtweise: vom durchorganisierten modernen und medienbeherrschten Leben hin zu einem Brauch, den es seit Jahrhunderten gibt und der einen festen Ehrenkodex hat: Ehrbarkeit, Aufrichtigkeit, Achtung vor der Ehre der Mitmenschen und Gewaltlosigkeit.

Auch in jedem anderen Ort den er besucht, wird der Geselle auf Wanderschaft im Rathaus „zünftig“ vorsprechen und um einen Stempel für das Reisetagebuch und ein kleines Wegegeld bitten- so auch in Romrod. Es trafen sich insgesamt 20 Wandergesellen, darunter zwei Gesellinnen und ein Hund, um den „Neuen“ in die Welt hinauszuschicken. Auf diesem Weg begleitet ihn in den ersten drei Monaten der Altgeselle, der ihm alles beibringt, was er für seine Wanderschaft wissen muss.

Bürgermeisterin Dr. Richtberg freute sich über den ungewöhnlichen Besuch und zollte den Reisenden ihren Respekt für das Abenteuer auf das sie sich begeben und für die Bewahrung des alten Brauches. Unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen auf Grund von Corona erhielten alle Wanderbücher einen Eintrag mit dem Romröder Stadtsiegel und Unterschrift. Dafür bedankte und verabschiedete sich der Altgeselle für die ganze Gruppe zünftig „nach altem Brauch und Sitte“. Für den jungen Wandergesellen aus Zell gab es noch Segenswünsche für den Weg: „Mögest Du behütet sein, auf allen Deinen Wegen – bei Sonne, Wind und Regen und gesund und reich an Erfahrung hierher zurückkehren“.

13 Gedanken zu “Aus Romrod in die Welt: Ein junger Zeller geht auf die Walz

  1. Wenn man seine Lehnsherrin gut hofiert, genießt man als Kronvasalle auch in Romrod seine Annehmlichkeiten. Das muss natürlich von den Untervasallen finanziert werden. Stimmt eigentlich das Gerücht, dass der Stadtbrandinspektor von Romrod um Enthebung aus seinem Amt gebeten hat?

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    1. Das Gerücht scheint zu stimmen. Der Posten wird nun sicherlich mit einem CDU-Stadtverordneten neu besetzt werden, der immer schön dem Flötenspiel folgt…

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    1. Es wirkt in Romrod derzeit so, als wie wenn der ehrenamtliche Ortsvorsteher mehr Engagement und Leistung zeigt als wie die hauptamtliche Bürgermeisterin. Das fasst es glaube ich ganz gut zusammen. Punkt. Komma, aus.

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      1. Das klingt, „als wie wenn“ die Diskussion immer dann zu beenden sei, wenn Sie ihren abschließenden Senf dazu gegeben haben. Komische Ansicht.

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  2. Ja, man kann wirklich nur hoffen dass ab 2022 eine andere Person „das Schiff steuert“. Selten einen BGM im Amt erlebt, der so wenig Zeit im Rathaus verbringt, wie die Fr.Dr.

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    1. Schon mal was von Home-Office gehört? Außerdem muss man, um klüger geworden zu sein, aus dem Rathaus heraus kommen. Dauernd rein gehen nützt wenig. Vielleicht hat BGM*in Fr. Dr. einen Weg gefunden, aus dem Rathaus öfter klug heraus zu kommen als sie hinein gegangen ist.

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      1. Hier hat man eher den Eindruck, wir Romröder Bürger leisten uns eine sehr teure Frühstücksdirektorin….

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      2. Leerstand Gewerbegebiet, Mangel an Bauplätzen, Schandfleck Landhotel, Zustand Parkplatz Brauwiese, Zustand Feuerwehren, Zustand Jugendräume, Zustand Fußgängerbrücken, Zustand Kindergarten… Hauptsache ein Seniorendenkmal gebaut. Wie ist da eigentlich die Belegung?

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  3. Ich finde es wunderschön, daß es diesen alten Brauch noch gibt.
    An den Wander-/Zunftburschen: Bleib gesund und lerne viel !

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  4. Die Truppe wäre doch etwas für das Fischhaus gewesen, um die never ending story endlich zu beenden. Wieviel kostet der Spaß eigentlich, wenn der Bauhof da schon unzählige Tage mit beschäftigt wird? Das Geld und die Arbeitskraft wären woanders sicherlich besser eingesetzt gewesen. 2022 wird hoffentlich alles besser.

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