KOLUMNE des Vermögensmanager Manfred SchnellHat sich der DAX jetzt auch mit dem Coronavirus infiziert?
ALSFELD (ol). Das Coronavirus hält jetzt nicht mehr nur Asien in Atem. Nachdem sich die Krise anfangs nur auf China zu beschränken schien, ist sie nun auf die ganze Welt übergeschwappt. Die Weltwirtschaft spürt jetzt die Folgen der Globalisierung. Eine Kolumne von Manfred Schnell, Vermögensmanager bei Aurum Vermögensmanagement in Alsfeld, im Wortlaut.
Die Aktienmärkte kannten in den letzten Jahren fast nur eine Richtung – nach oben. Die sich ankündigende wirtschaftliche Schwäche schien den Aktien nichts anzuhaben. Eine in weiten Teilen unprofessionelle Politik in den Bereichen Energie, Wirtschaft, Bildung, Verkehr und Umwelt führten zu erheblichen Schwierigkeiten in den Kernbereichen der deutschen Industrie. Besonders litten Automobilfirmen und der Maschinenbau darunter. Jetzt kommt ein schwarzer Schwan in Form einer Pandemie daher und sorgt für massive Turbulenzen. Die Ursachen des aktuellen wirtschaftlichen Einbruchs liegen aber tiefer.
Das geneigte Publikum erkennt jetzt mit Erstaunen, welche Risiken in der globalen Vernetzung der Wirtschaft liegen. China ist nicht nur die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, sondern als führende Exportnation in zahlreiche logistische Ketten eingewoben. Nachdem China zahlreiche Fabriken wegen des Virus geschlossen hat, kann es zu Versorgungsengpässen im Land selbst und im Rest der Welt kommen.
Dazu kommt noch, dass auch Häfen in China geschlossen wurden. Viele Firmen sind von den Exporten abhängig. Apple hat bereits mit Verweis auf den COVID-19 eine Warnung vor schwächeren Umsätzen) herausgegeben. Wenn die Lagerbestände von Komponenten in der Fertigung aufgebraucht sind und Lieferungen aus China oder anderen asiatischen Ländern nicht rechtzeitig ankommen, kann es auch in der deutschen Industrie zu Produktionsausfällen kommen.
Inflationsrezept
Der Druck auf die Volkswirtschaften durch die aktuelle Virus-Pandemie hat die verantwortliche Politik und die Zentralbanken dazu verleitet, die Geldpolitik wieder deutlich zu lockern. Das wird zwar vorerst den Verkaufs-Druck an den Aktienmärkten eine Weile in Schach halten, aber was wird sein, wenn diese Impulse auf eine geringere Menge von Realgütern treffen? Das kann zu einem Inflationsschub und somit zu deutlichen Preissteigerungen führen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Kommen keine Güter nach, werden die vorhandenen teuer.
In der Politik besteht die Tendenz, keine Krise „ungenutzt“ verstreichen zu lassen. Im Windschatten von COVID-19 könnte die Impfpflicht wieder thematisiert werden. Aber auch das Thema Bargeldabschaffung tritt wieder in den Vordergrund. Bargeld sei ja so unhygienisch. In China werden daher Geldscheine abgekocht – Geldwäsche nach chinesischer Art.
Märkte und Corona-Virus
In dieser Marktbewegung wird es Gewinner und Verlierer geben. Zu den Verlierern zählen bereits jetzt Unternehmen in der Reisebranche, Fluggesellschaften, Automobilbranche und Unternehmen, die von globalen Lieferketten abhängig sind. Andere Unternehmen aus der Nahrungsmittelproduktion, Haushalts- und Hygienebranche sowie dem Gesundheitswesen halten sich relativ stabil im Markt. Auch Edelmetalle wie Gold und Silber können wieder glänzen.
Das Corona-Virus hält die Märkte weiter in Atem. Es ist jetzt an der Zeit, stärker von der Krise betroffene Titel in Erholungsphasen aus den Depots auszusortieren und Kapital im trockenen zu halten. Der weitere Verlauf ist kaum vorhersagbar. Aber auch in einem solchen Umfeld wird es nach Rückgängen immer wieder zu Erholungen kommen. Dann, wenn Zentralbank-Maßnahmen angekündigt werden oder eine Abschwächung der Pandemie zu erkennen ist. Es werden sich sicher sehr interessante Einstiegsmöglichkeiten ergeben. Aber Geduld ist eine gute Tugend.
Disclaimer: Der obige Marktkommentar gilt nicht als Finanzanalyse i.S.d. § 34 b WpHG und spiegelt lediglich die Meinung des Verfassers wider. Insbesondere stellt der Marktkommentar weder eine Anlageberatung noch eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Er dient ausschließlich zu Informationszwecken.
Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider. Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist:
Manfred Schnell, Aurum Vermögensmanagement GmbH, Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld
„Eine in weiten Teilen unprofessionelle Politik in den Bereichen Energie, Wirtschaft, Bildung, Verkehr und Umwelt führten zu erheblichen Schwierigkeiten in den Kernbereichen der deutschen Industrie.“
Nun ja, die Gedanken sind frei. Wer immer nur auf seine Goldhamster-Vorräte aufpasst, verliert wohl den Blick für internationale Entwicklungen in Wirtschaft, Technologie und Handel.
Die Rabenvögel sind zwar schlau / Und horten Vorräte im Bau
Am Ende jedoch seh’n die Raben / Doch nur das Loch, wo die vergraben.
Gerade ist der Dax auf allen Viren in den Keller gerauscht (Wo der Lux offensichtlich schon sitzt und sich ob der Energiewende die Wunden leckt!). Und Alberich ist wohl mehr Eichhörnchen als Goldhamster und findet den Nibelungenschatz nicht wieder.
Von diesen ganzen Mätzchen lassen wir uns leider immer wieder von der Tatsache ablenken, dass die sog. Eliten, oder besser die Politiker, die die Wirtschaftselite kontrollieren sollte, aus der Finanzkrise von 2009 nichts gelernt haben. Meine Empfehlung: wdr5 hören! „Banken, Geld, Gerechtigkeit“ mit Gerhard Schick (siehe https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-redezeit/audio-banken-geld-gerechtigkeit–gerhard-schick-102.html). Wer danach immer noch glaubt, dass man mit Globoli die Globalisierung in den Griff kriegt, kann wegen mir sein Restvermögen in Gold anlegen.