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„Alumni Revival“ an der Alexander-von-Humboldt-Schule ermöglicht Berufliche Orientierung auf persönlicher EbeneViele Fragen, viele Antworten, gute Kontakte und neue Ideen

LAUTERBACH (ol). 46 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten sind nach ihrem Schulabschluss orientierungslos – zu diesem Schluss kommt die Wissenschaftsjournalistin Ulrike Bartholomäus in ihrem Buch „Wozu nach den Sternen greifen, wenn man auch chillen kann?“ Oliver Stoy, als Studiendirektor an der Alexander-von-Humboldt-Schule für den Bereich Berufliche Orientierung verantwortlich, drehte die Frage kurzerhand um: „Wozu chillen, wenn man auch nach den Sternen greifen kann?“ Die Orientierungslosigkeit von jungen Schulabsolventen habe viele Ursachen, konstatierte er in seiner Begrüßungsrede zum „Alumni Revival 2020“.

Über 300 Ausbildungsberufe und mehr als 20.000 Studiengängen stünden zur Verfügung. Was helfen könne, sich hier zurechtzufinden, sei Information aus erster Hand, so Stoy laut Pressemitteilung der Schule. Mit der Beruflichen Orientierung sorge die AvH seit Jahren dafür, dass der Übergang von Schule zu Beruf auf fundierten Entscheidungen basieren könne. Als modernes Gymnasium fokussiere sich die AvH dabei nicht nur auf akademische Laufbahnen, sondern zeige den Schülerinnen und Schülern auch nicht-akademische Alternativen und Ausbildungsmöglichkeiten auf.

„Nach den Sternen greifen statt chillen“ – Studiendirektor Oliver Stoy führte in die Veranstaltung ein. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Das Alumni-Projekt stelle hier einen sehr persönlichen Ansatz dar, rückt es doch den beruflichen Werdegang und die Erfahrungen ehemaliger Schülerinnen und Schüler in den Fokus. Auch von diesen haben viele das Abitur als Eintrittskarte gesehen, haben zunächst eine Ausbildung begonnen, um dann auf dieser Grundlage später zu studieren. Auf der Website der Schule sind solche Laufbahnen in kleinen Videoclips festgehalten – eine Kooperation mit der Lauterbacher zweikopf-Agentur, deren Geschäftsführer ebenfalls ehemalige AvH-Schüler sind.

Regelmäßig lade die Schule Alumni auch persönlich an ihre alte Wirkungsstätte ein, um etwas über ihren Ausbildungs- und Arbeitsalltag zu erfahren. Das diesjährige „Alumni Revival“ jedoch war ein Novum, denn noch nie hatten die Verantwortlichen an der AvH so viele Gesprächs- und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen, und das in einem sehr zwanglosen, offenen Rahmen, mit Begegnungen auf Augenhöhe: Meist waren es junge Alumni, die der Einladung der Schule gefolgt waren und für einen halben Tag Uni, Arbeits- oder Ausbildungsplatz verlassen hatten, um den 150 Schülerinnen und Schülern der Q2 in Einzel- oder Gruppengesprächen Rede und Antwort zu stehen.

Bereiche aus Gesundheit, IT, Wirtschaft, Pädagogik und vielem mehr vertreten

Die 37 Referentinnen und Referenten aus den verschiedensten Arbeitsfeldern hatten kleine Info-Pools aufgebaut, hielten Auskünfte und Giveaways bereit und standen zwei Schulstunden lang für Gespräche bereit. So gab es Informationen zu Bau, Architektur und Vermessung sowie nützliche Tipps zu Ausbildung und Jobs im Berufsfeld Gesundheit. Die Bereiche IT, Technik und Industrie waren mit Ausbildungs- und Studienberufen ebenso vertreten wie Medien und Journalismus, Pädagogik, Jura, Wirtschaft und Verwaltung.

Jeremias Rockel (links) und Bastian Fugman stellten das Alumni-Video-Projekt der AvH vor.

So vielfältig wie dieses Angebot waren die Berufsbilder und Ausbildungswege. Man wolle explizit auch die Möglichkeit der Berufsausbildung als Alternative zum Studium präsentieren, hatte Oliver Stoy im Vorfeld gesagt. So stellten sich neben Studierenden der Medizin oder der Rechtswissenschaften oder der Polizei auch zahlreiche Auszubildende oder Absolventen von Ausbildungen vor, beispielsweise Verwaltungsfachangestellte, Bank- und Industriekaufleute, ein Zimmermann, Rettungs- und Notfallsanitäter. Viele der ehemaligen AvH-Schuler absolvieren ein Duales Studium, für das man sich frühzeitig bewerben muss. Andere sind bereits Geschäftsführende in ihren eigenen Unternehmen, arbeiten an der Promotion oder orientieren sich nach dem ersten Abschluss neu.

Viele Fragen, viele Antworten

So gab es neben den klassischen Fragen, wie man was wird, was man verdient, welche weitere Chancen ein Beruf in sich birgt, auch viele Informationen, die nur im persönlichen Gespräch geklärt werden können, das sich je nach Gesprächspartner in ganz unterschiedliche Themenbereiche entwickelte. Was mag ich persönlich an meinem Job? Was war ein wirkliches Hindernis? Wie kann ich eine Finanzierung stemmen und wie sinnvoll kann es sein, abzubrechen und etwas Neues anzufangen?

Für die Schülerinnen und Schüler war die Veranstaltung nach eigenem Bekunden hilfreich – ein Marktplatz an so vielen Möglichkeiten, aus denen sich zudem noch interessante Kontakte entwickeln konnten – wann hat man das schon? Einige suchten an vielen Stellen das Gespräch, andere wiederum nutzten die Gelegenheit, genau diejenigen Menschen zu fragen, die in den Jobs arbeiten, die sie interessieren: Was braucht es eigentlich, um Zimmermann zu werden? Ist ein Polizist  auch in der Ausbildung schon immer in voller Ausstattung unterwegs? Ist es an der Bank wirklich so, wie ich es mir vorstelle? Wie viel Mathematik muss ich für ein Ingenieurstudium mitbringen? Und welche Tipps kriege ich fürs Jura-Studium?

Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten nutzten diesen Marktplatz der Gesprächsmöglichkeiten gerne, genauso wie die meisten Arbeitgeber, die ihre Auszubildenden oder Mitarbeitenden freistellten oder selbst kamen, um Interessenten zu werben und zu begeistern. Eine gute Begegnungsmöglichkeit mit Zugewinn für alle Beteiligten war diese Veranstaltung auf jeden Fall – sicherlich wird diese Form der Beruflichen Orientierung nicht das letzte Mal stattgefunden haben.

Informationen aus der digitalen Medienbranche brachte Till Schmelz mit.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Imbiss, bei dem das Schulleitungsteam, Lehrpersonen und Ehemalige sich noch einmal austauschen und Erinnerungen auffrischen konnten. Die Lauterbacher Schulleitung zeigte sich stolz auf die Erfolge, die die Alumni nach ihrem Abitur an der Schule erzielt haben. Der Leitsatz der Schule – „Enjoy and Achieve“ – wurde auch hier sehr gut veranschaulicht.

Ein Gedanke zu “Viele Fragen, viele Antworten, gute Kontakte und neue Ideen

  1. „Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten nutzten diesen Marktplatz der Gesprächsmöglichkeiten gerne, genauso wie die meisten Arbeitgeber, die ihre Auszubildenden oder Mitarbeitenden freistellten oder selbst kamen, um Interessenten zu werben und zu begeistern.“
    Bin beeindruckt von diesem „modernen Gymnasium“, das nicht nur die klassischen akademischen Laufbahnen, sondern auch den direkten Einstieg in die Berufsausbildung sowie das duale Studium als gleichwertige Möglichkeiten präsentiert. „Alumni Revival“ ist ein geniales Format, das nicht nur die Schulgemeinschaft fördert, sondern auch den Unternehmern, die händeringend nach Nachwuchs suchen, über AvH-Absolvent*innen in ihren Betrieben Kontaktmöglichkeiten zu den folgenden Schülergenerationen eröffnen. Klingt sehr plausibel und lässt sich bestimmt auch unter dem Gesichtspunkt der Werbung für nicht so bekannte Berufsbilder noch weiter ausbauen.

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