Politikercafé: "Ganz entspannt auf Augenhöhe"Jugendliche diskutierten mit Manfred Görig und Jens Mischak
VOGELSBERGKREIS (ol). Auf Augenhöhe mit dem Landrat und dem Ersten Kreisbeigeordneten über die Frage „Grünes Wachstum vs. Soziale Marktwirtschaft“ diskutieren – das konnten jetzt die Abgeordneten des Kreisjugendparlaments beim sogenannten Politikercafé im Romröder Bürgerhaus. Wobei: Manfred Görig und Dr. Jens Mischak waren nicht die einzigen Gesprächspartner der Jugendlichen, auch eine ganze Reihe von Bürgermeistern sowie weitere Mandatsträger aus dem Vogelsbergkreis nahmen an der Veranstaltung teil.
Bevor es allerdings an den gemeinsamen Austausch an den verschiedenen Thementischen ging, nutzten die Jugendlichen zunächst die Möglichkeit, ihre bisherige Arbeit vor einer größeren Runde mit Hilfe einer Präsentation darzustellen, heißt es in der Pressemitteilung des Vogelsbergkreis. Im Anschluss fanden interessante, informative und spannende Gespräche zu unterschiedlichen Themen statt.
Unter anderem wurde der demografische Wandel angesprochen und in diesem Zusammenhang die Frage, welche Perspektiven Jugendliche haben, um in der Region bleiben zu können. Öffentlicher Personennahverkehr beziehungsweise Fernverkehr ist ein Thema, das Jugendlichen unter den Nägeln brennt und das auch beim Politikercafé zur Sprache kam. Aber auch Zukunftsangst machte sich breit: An einem Thementisch wurde über internationale Konflikte diskutiert. Dabei stand auch die Frage im Raum, ob es zu einem dritten Weltkrieg kommen kann.
Insgesamt wurde deutlich, dass das Format des Politikercafés bei allen gut ankam und dass in einer entspannten Atmosphäre auf Augenhöhe gesprochen werden konnte, heißt es zum Abschluss der Pressemitteilung. Nach etwa zwei Stunden bedankte sich der 2. Vorsitzende des KJP, Sebastian Simon, der zu Beginn auch alle Gäste begrüßte, bei allen Anwesenden.
Da können die zahlreichen Bewohner des Hauses Schlossblick vielleicht auch mal ins „Politiker-Cafe“ gehen. Auf Augenhöhe mit Görig und Mischak (Inklusion)! Vor allem die Rollstuhlfahrer wird’s freuen nach dem Fauxpax mit den Heizkörperventilen. Gibt es da jetzt auch eine Fernbedienung zum Nachrüsten? Auf jeden Fall kann man den richtigen Blick-Kontakt einüben.
Wenn hier „Grünes Wachstum“ (Wachstum und Umweltschutz sollen Hand in Hand gehen können) der Sozialen Marktwirtschaft gegenüber gestellt wird, dann riecht das nach konservativer politischer Indoktrination. Möglich, dass sich da Traditions-Sozen und Vulkan-Christdemokraten einig sind, aber vermutlich haben sie weder begriffen, in welcher Gefahr sich der Sozialstaat befindet, ohne den es keine soziale Marktwirtschaft geben kann, noch können sie Alternativen denken, unter denen Wertzuwachs ohne dramatischen Ressourcenverbrauch stattfinden kann. Für ein Kinder-und Jugendparlament stellt das Thema aber eine Überforderung dar. Für die anwesenden Politiker vermutlich auch. Da möchte man Mäuslein gespielt haben, um sich über den Blödsinn zu amüsieren, der den Kindern und Jugendlichen da „auf Augenhöhe“ serviert wurde.
„Wobei: Manfred Görig und Dr. Jens Mischak waren nicht die einzigen Gesprächspartner der Jugendlichen, auch eine ganze Reihe von Bürgermeistern sowie weitere Mandatsträger aus dem Vogelsbergkreis nahmen an der Veranstaltung teil.“
Da war ja durch das Übergewicht der Erwachsenen im „Politiker-Cafe“ [um die ging’s offenbar hauptsächlich] wohl dafür gesorgt, dass die Herren Görig und Mischak nicht versehentlich von einer Mehrheit aufmüpfiger Kinder- und Jugendparlamentarier gegrillt wurden. Eine wutschnaubende Greta („How dare you“) wäre vermutlich gar nicht erst durch die Gesichtskontrolle geschlüpft, und so konnte das neue Format, das vermutlich vom obersten Kreiskreativen Görig höchstselbst ersonnen worden ist wie dereinst die Kreisseniorenratskommission, wie gewohnt in „entspannter Atmosphäre“, sprich harmlos und harmonisch, durchgeführt werden. Die Themen, die den Jugndlichen unter den Nägeln zu brennen haben, hatte man wohl auch bereits vorbereitet, wie überhaupt die gesamte Veranstaltung inklusive Präsentation der „Arbeit“ des KJP spontan einen von langer Hand vorbereiteten und bestens organisierten Eindruck hinterlässt.
Da wird es den KJP-Vertretern eine Lust gewesen sein, „über die Frage ‚Grünes Wachstum vs. Soziale Marktwirtschaft‘ diskutieren“ zu dürfen bzw. sich an allerlei Themen-Tischen mit allerlei Politikern über allerlei andere Fragen auszutauschen. Wieso sich da bei den Youngstern Zukunftsangst breit machen konnte (oder war es die der Erwachsenen?), bleibt unerfindlich. Allerdings kennt man nur die Fragen („Welche Perspektiven haben Jugendliche, um in der Region bleiben zu können?“ / „Was machen Öffentlicher Personennahverkehr beziehungsweise Fernverkehr mit unseren brennenden Nägeln?“ / „Kann es über den internationalen Konflikten zu einem dritten Weltkrieg kommen?“), nicht aber die gegebenen Antworten. Wäre ich Kind oder Jugendlicher und dann auch noch Mitglied des KJP, hätte mich vor allem die Tatsache geängstigt, dass hier seit gefühlten Jahrzehnten immer dieselben Fragen gestellt und immer wieder dieselben ntworten gegeben werden, die so überzeugend nicht sein können, weil ja dieselben Fragen dann beim nächsten Mal wieder gestellt werden. Aber vielleicht kommt ja irgendwann der dritte Weltkrieg und wirft die langweilige KJP-Regie der Kreispolitik mal gründlich über den Haufen.