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Grüne nehmen zum Weiterbau der A49 Stellung„Die Durchquerung eines Wasserschutzgebietes ist eine ökologische Katastrophe“

VOGELSBERG (ol). Es ist ein Thema, das derzeit hohe Wellen schlägt: Der Ausbau der A49. Nachdem der CDU-Kreisverband Vogelsberg sowie die Stadt- und Gemeindeverbände im Altkreis Alsfeld kürzlich zur Unterschriftensammlung aufgerufen haben, um durch die Unterstützung der Bevölkerung für einen zügigen Weiterbau der A 49 zu sorgen, nimmt jetzt auch der Kreisverband vom Bündnis 90/Die Grünen in einer Pressemitteilung Stellung zum Ausbau der A49.

Der Lückenschluss zur A5 soll nach Angaben von Hessen Mobil in drei Schritten erfolgen: Die knapp 12 Kilometer lange Strecke von Neuental nach Schwalmstadt ist nahezu fertiggestellt, in einem weiteren Schritt folgt ein gut 13 Kilometer langer Abschnitt bis Stadtallendorf und schließlich soll in einem letzten Schritt über 17,5 Kilometer der Anschluss an die A5 nahe Homberg/Ohm erfolgen. Das ist der umstrittenste Abschnitt, der durch den Dannenröder Forst führt, heißt es in der Pressemitteilung der Grünen.

Die Grünen haben den Weiterbau der A49 in der Vergangenheit vor allem wegen der erheblichen Eingriffe in die Natur und Umwelt abgelehnt, CDU, SPD und FDP haben sich dagegen immer für den Bau ausgesprochen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die CDU/FDP-Koalition habe seit 1999 die Planung vorangetrieben, die Teilstrecke Kassel-Neuental ist bereits fertiggestellt. Die Planfeststellungsverfahren für die weiterführenden Strecken bis zum Ohmtaldreieck sind abgeschlossen und wurden im April 2014 höchstrichterlich bestätigt.

Aus diesem Grund sahen die Koalitionsverträge zwischen Bündnis 90/Die Grünen und der CDU aus den Jahren 2014 und 2019 laut Pressemitteilung vor, sich an diese Sach- und Rechtslage zu halten und den Bau der Autobahn fertigzustellen, auch wenn auf Drängen der Grünen der Grundsatz „Erhalt vor Neubau“ in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden sei. Vor diesem Hintergrund sei die Haltung der Landesregierung zum Weiterbau der A49 verständlich, dennoch sollte angesichts der aktuellen klimatischen Veränderungen der Planfeststellungsbeschluss nochmals überprüft werden, schreiben die Grünen in ihrer Pressemitteilung.

Die Grünen Vogelberg begrüßen daher die Klage des BUND gegen den Planfeststellungsbeschluss. Festzustellen sei zudem, dass die A49 eine Bundesautobahn ist und Hessen nur noch bis 2020 in der Auftragsverwaltung tätig ist, bevor diese an die neu gegründete Bundesfernstraßengesellschaft geht.

Verkehrswende durch Grüne in Hessen eingeleitet

Das Hessische Verkehrsministerium ist seit dem Amtsantritt von Tarek Al-Wazir dabei ein nachhaltiges Verkehrssystem zu entwickeln, das auf einer intelligenten Verknüpfung aller Verkehrsmittel und Verkehrsträger basiert. Straßenneubauten sollen weitestgehend ausgeschlossen werden , dagegen sollen der ÖPNV und Radwege vorrangig gefördert werden, beispielsweise mit Landes-, Schüler- und bald auch Seniorenticket sowie mit neuen S-Bahnlinien, ICE Neubaustrecken, einem Förderprogramm zur Reaktivierung von Schienen und einem eigenen Radwegebauprogramm im Landstraßenbau ab 2020.

Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Fertigstellung der jahrzehntelang umstrittenen Autobahn A49 einen massiven Eingriff in Natur und Landschaft bedeutet, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Viele Hektar Wald müssen hierfür gefällt werden, im Dannenröder Forst sind über 100 ha Wald mit teilweise 200 bis 300 Jahre alten Bäumen betroffen – und das bei dem aktuell enormen Waldsterben im Vogelsberg. Ein gesunder Wald wie der Dannenröder Forst sollte laut den Grünen nach Möglichkeit erhalten bleiben, da Aufforstungen und Neuanpflanzungen in Zeiten des Klimawandels nicht immer erfolgreich sind.

Klimawandel führt zum Umdenken in der Gesellschaft

Der offensichtliche Klimawandel mit seinen sichtbaren Auswirkungen in Form von Trockenheit und Waldsterben erreiche mittlerweile alle Schichten der Gesellschaft – nicht nur die Jugend organisiert sich und klagt an. „Die Fridays-for-Future-Bewegung hat eine enorme Kraft entwickelt. So stehen wir nun vor einem klimapolitischen Scherbenhaufen, den die Mehrheitsverhältnisse der vergangenen Jahrzehnte zu verantworten haben, also auch jeder Wähler, der seine Stimme für eine Politik abgab, die drängende Umwelt- und Klimathemen an den Rand des politischen Diskurses verwies.“ sagt die Sprecherin des Kreisvorstands, Gabriele Szepanski und ergänzt: „Es muss jedem Bürger klar sein, dass er mit seiner Stimme an der Wahlurne nicht nur die Richtung der Politik in diesem Land mitgestaltet, sondern auch Mitverantwortung trägt für die Folgen der jeweiligen Priorisierung.“

Grüne für Überprüfung der Trassenführung

Nach Auffassung des Kreisverbandes der Grünen ist angesichts der sich verschärfenden klimatischen Bedingungen und der bisher mangelhaften Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen durch die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) zu erwarten, dass die vorgesehene Zeitspanne für eine vernünftige und angemessene Umsetzung nicht ausreichend ist. Wassermangel und heiße Sommer würden die notwendigen Aufforstungsprojekte zunehmend behindern werden.

Zugleich führe die geplante Trasse der A49 durch Wasserschutzgebiete und durchquert zwei Naturschutzgebiete sowie ein FFH-Gebiet. Die Durchquerung eines Wasserschutzgebietes sei eine „ökologische Katastrophe“: zum einen werde der Abrieb vom Straßenbelag in trockenen Monaten vom Wind ins Schutzgebiet eingetragen, zum anderen wäre ein Unfall mit einen Gefahrguttransporter das Ende der Trinkwassergewinnung in diesem Gebiet, schreiben die Grünen. Auch die Pfeiler der Autobahnbrücke werden im Trinkwassergewinnungsgebiet stehen. Schon beim Bau würden sie eine mögliche Gefahr für das Trinkwasser darstellen.

Für die Bündnisgrünen ist das Grund genug, nochmals in Erwägung zu ziehen, ob eine veränderte Trassenführung beispielsweise über die B3 nach Marburg eine schonende Alternative wäre, zumal Marburg eine solche Lösung mittlerweile offensichtlich nicht mehr grundsätzlich ablehnt.

Ausgleichsmaßnahmen haben zunächst Priorität

Den Kreisgrünen sei auch bewusst, dass beschlossene Infrastrukturprojekte Verlässlichkeit benötigen – das gelte auch zukünftig für die Energie- und Verkehrswende. Bestehendes Recht müsse natürlich eingehalten werden, aktuelle Entwicklungen würden dabei aber nicht ignoriert werden dürfen. Insofern werden sich die Kreisgrünen einerseits für eine geänderte Trassenführung zum Schutz von Trinkwasser- und Waldgebieten einsetzen, aber auch darauf achten, dass vor einem eventuellem Weiterbau vertraglich vereinbarte Ausgleichmaßnahmen vollständig umgesetzt werden, heißt es in der Pressemitteilung. Der Erfolg dieser Maßnahmen sei unbedingt langfristig zu dokumentieren und sicherzustellen. Dass sich die hiesige CDU und SPD trotz der aktuellen klimatischen Veränderungen vorbehaltlos für die vorhandene Trassenführung aussprechen, ist nach Ansicht der Vogelsberger Grünen völlig unverständlich.

11 Gedanken zu “„Die Durchquerung eines Wasserschutzgebietes ist eine ökologische Katastrophe“

  1. Ganz ehrlich:

    Jetzt wird sich aufgeregt, das die Trasse durch ein Wasserschutzgebiet geht.
    Dieser Verlauf ist nur die logische Konsequenz aus Umplanungen und einsprüchen.

    Da hätte man mal früher wach werden müssen.

    Meiner Meinung nach die die Naturschützer mitverantwortlich dafür. Auch für die gestiegenen Kosten.

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    1. Da haben Sie Recht. Ortsumgehungen
      Und Entlastungsmaßnahmen sind überfällig. Verhindert würden Sie
      Bisher überwiegend durch politische Lobbyisten wie z. B. Ihren ehemaligen Bürgermeister. Es würde mich interessieren wie der auf ihre Forderung reagiert.

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  2. In Zeiten des Klimawandels ist der Bau einer Autobahn durch ein Wasserschutzgebiet absolut unverständlich. Diese Pläne sind veraltet und sollten umgehend geändert werden.

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  3. Die Autobahn sollte sofort gebaut werden!
    Es kostet nur Geld wenn wie weiterhin warten.
    Über 70% der Bewohner sind dafür, weil es eine deutliche Entlastung innerorts gibt.
    Wir Kirtorfer kennen dieses Problem im Gegensatz zu den Danneröder. In diesem Ort fährt 1x die Stunde ein Bus durch die kennen keinen Verkehr wie wir in Kirtorf. In dem Ort wohnt halt keine Sau auf gut Deutsch gesagt.

    Meine Meinung schnell weiter bauen und die Linksgrünen Baumbesetzer vom Baum runter holen!

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    1. Kirtorf was war da Mal gleich?
      Ich werde mich aber bemühen nicht
      Im gleichen Niveau zurück zu Keilen. Sie hätten doch die Autobahn schon längst vor Ihrer
      Haustür haben können. Warum haben sie nicht vor Jahren dafür gestritten? Oder halten sie es so wie ihr Exbuergermeister der die
      Autobahn selbst nicht haben wollte
      Aber mit der Trasse durch das Wasserschutzgebiet leben kann.
      Wie rücksichtslos ist das denn.
      Was wollen sie eigentlich mit
      Dannenrod? Es geht nicht um Dannenrod sondern um ein FFH-Schutzgebiet, um Wald und um
      Trinkwasser. So weit ich weiss, gehört Lehrbach auch zur Stadt Kirtorf. Wer solche Nachbarn hat wie schlaue Kirtorfer, braucht keine Feinde.

    2. Ein freundliches Hallo an alle Leser

      In einigen Beiträgen in diesem Forum ist von „die Dannenröder Aktivisten“ die Rede. Ich darf mal klar feststellen das kein einziger Dannenröder, Maulbacher oder Appenröder im Baum sitzt. Das sind Aktivisten die irgendwo aus dem gesamten Bundesgebiet geholt(!) wurden und auch bereits bei einigen anderen bekannten Aktionen im Bundesgebiet „tätig“ waren! Das sind „Berufsaktivisten“. Diese jungen Leute wären niemals aus eigenem Antrieb in den Dannenröder Forst gekommen! Es gibt zwei, drei Hände voll Einwohner aus Dannenrod und Appenrod die viel Zeit und nichts anderes zu tun haben und den in den Bäumen sitzenden Aktivisten täglich Nahrung und Habseligkeiten zum Wohnen überbringen. Die wenigsten von uns sind gegen die A49 durch unsere Gemarkung, auch ich nicht! Das die Kirche sich derart in diese Diskussion einmischt und sogar in der Kirche aktiv zur Teilnahme an den Sonntäglichen Spaziergängen aufruft, allabendlich jetzt die Glocken 15 Minuten Lärm machen, finden ebenso die meisten nicht gut. Privat kann der Pfarrer natürlich dem Grundgesetz entsprechend agieren, wie jeder vernünftige Demokrat auch. Meine Empfehlung an alle: Haltet die Bälle flach!

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      1. Wieder ein Experte mehr, der getreu dem Prinzip
        Agiert „ich spreche für alle“ und dabei auch noch
        Das Grundgesetz bemueht.
        Wenn Sie den Presseartikel zu dem Thema aufmerksam gelesen hätten, müsste ihnen aufgefallen sein, dass sich die Kirche sehr reflektiert mit dem Thema
        Beschäftigt. Gerade Pfarrer Starck sieht durchaus, dass
        Es zwei Seiten gibt. Ein
        Glockengeläut abfällig als Lärm abzutun finde ich schon schräg. Jeder hat das Recht für oder gegen ein öffentliches Projekt zu votieren. Natürlich gibt es in den genannten Dörfern Menschen die für den Bau
        Der A49 sind. Ich habe aber
        Grosse Zweifel, dass es die
        Mehrheit ist. Haben Sie beweisbar Fakten für Ihre Unterstellungen, dann legen sie diese vor. Ansonsten sollten sie sich Zurückhaltung auferlegen.

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  4. Endlich positioniert sich einmal eine
    Fraktion eindeutig und reflektiert.
    Ich habe gerade einen Bericht über
    Wasserknappheit in einem regenreichen
    Gebiet im Odenwald gelesen.
    Das Thema ist allgegenwärtig.
    Nur nicht bei der Vogelsberger Kreistagsfraktion.

  5. Was will man von den Grünen auch anderes erwarten. Dieser Steinewerfer – und Verbotspartei fällt halt auch nicht mehr viel ein. Einerseits will sie den „dicken Max“ in der Regierung geben, andererseits muß sie die tollkühnen Ideen ihrer ideologischen Basis ernstnehmen.
    „Festzustellen sei, daß die A 49 zudem eine Bundesautobahn ist“, jetzt weiß ich endlich was das A bedeutet. „Verkehrswende durch Grüne in Hessen eingeleitet“, ich kann nur darüber lachen. Versuchen Sie mal mit dem ÖPNV von Kirtorf nach Alsfeld zu kommen, Da gibt es vielleicht vier Verbindungen täglich, wie vor fünfzig Jahren.
    Die Durchquerung eines Wasserschutzgebiets sei eine ökologische Katastrophe, wo fahren denn jetzt die Gefahrguttransporte? Vielleicht auf der B 62?
    Der Abrieb vom Straßenbelag könnte in trockenen Monaten ins Schutzgebiet eingetragen werden. Es ist ja bekannt, daß manche Grüne nicht gerade das hellste Licht am Christbaum sind, aber dieser Beitrag übertrifft alles bisher Dagewesene.
    Diese Weltretter sollten sich wieder konzentrieren auf den Veggie Day, die Straffreiheit für pädophile Eltern und „Drogen für alle“.

    1. Gut das es Menschen wie sie gibt Herr Hamel, die immer wissen was
      Richtig und gut ist und die auch
      Über die Mehrheitsverhältnisse
      Informiert sind. Warum gehören sie
      Keiner Regierung an?

  6. Wenn es den Grünen mit Verkehrswende und Klimaschutz ernst ist, sollten sie sich dafür einsetzen, dass die A49 GAR NICHT weiter gebaut wird. Auch nicht über Marburg.

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