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Fachtagung der Staatlichen Technikakademie Alsfeld (STA) zur Neufassung der Bauordnung und Digitalisierung im BauwesenDigitalisierung als Thema auf dem Alsfelder Bautag

ALSFELD (ol). Es war ein großer Tag in der Staatlichen Technikakademie in Alsfeld in der vergangenen Woche: der große Alsfelder Bautag stand auf dem Plan – und dem waren rund 65 Interessierte gefolgt. Im Mittelpunkt der Fachtagung: die Digitalisierung und die Neufassung der Bauordnung.

On der Pressemitteilung der Schule heißt es, zu Beginn hatte Architekt Eckhard Köstner, Lehrer für Bauphysik und technische Gebäudeausrüstung, über wesentliche Neuerungen der Hessischen Bauordnung (HBO) insbesondere zum Thema Brandschutz berichtet.

Danach nahm Professor Stefan Winter von der Technischen Universität München die Zuhörer mit auf eine Reise durch Europa und zeigte ausgehend von Fachwerkgebäuden in Hessen moderne Beispiele mehrgeschossiger Gebäude in Holz- und Mischbauweise. Hierbei wurde deutlich, dass die HBO dem Holzbau zwar mittlerweile mehr Möglichkeiten einräume, aber noch nicht soweit ausgereift ist, dass die Bauweise ihr Potential ohne Abweichungen ausschöpfen könne. Hier seien andere nationale und europäische Bauordnungen weiter, die es ermöglichen, einen mehrgeschossigen Holzbau bis an die Hochhausgrenze und darüber hinaus umzusetzen.

Der Lauterbacher Stefan Winter machte auf anschauliche Art deutlich, dass die Holzbauweise aufgrund ihres geringen Eigengewichts und des hohen Vorfertigungsgrades vor allem in der Nachverdichtung urbaner Gebiete und bei Aufstockungen, beispielsweise auch von Supermärkten, eine wichtige Rolle spielen könne, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.

Die Digitalisierung im Bauwesen

Dass die Digitalisierung nicht vor dem Bauwesen halt mache wurde im zweiten Teil der Veranstaltung deutlich. Architekt Moritz Mombour von der Beratungsgesellschaft Drees und Sommer erläuterte, welche Denkweise sich hinter „BIM“ verberge. Beim „Building Information Modeling“ handele es sich um eine modellbasierte Planung, die zunehmend Einzug ins Bauwesen halte. Ausgehend von einer dreidimensionalen CAD-Planung führe diese Methode die wichtigen Bereiche Baukosten, Bauzeiten, Simulation und Gebäudebetrieb in einem zentral verwalteten digitalen Modell zusammen.

Foto: Staatliche Technikakademie Alsfeld

Zielsetzung sei es Schnittstellenverluste und Fehler innerhalb der verschiedenen Planungsdisziplinen zu minimieren und den Übergang zur Bauausführung zu optimieren. Letztlich diene BIM auch als lückenlose Dokumentation und könne darüber hinaus eine effiziente Gebäudeunterhaltung sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau ermöglichen. Damit sprach das Thema BIM alle Gäste der Fachtagung an, unter denen sich Planer, Bauleiter und Vertreter von Baubehörden befanden, darunter auch viele ehemalige Studierende der Technikakademie.

Praktische Probleme von BMI bei einem Podiumsgespräch sichtbar gemacht

Ein von Studienrat Daniel Schmidt moderiertes Podiumsgespräch mit BIM-Anwendern unter Beteiligung von Antje Schumann von Hessen Mobil, Silke Razinger vom Planungsbüro bauart und Absolventin der STA und Rainer Raacke von Bickhardt Bau machte den Zuhörern praktische Probleme bei der Umsetzung von BIM deutlich.

Architekt Kim Boris Löffler, von Mensch und Maschine Deutschland, ebenfalls Absolvent der STA, zeigte eindrucksvoll die Anwendung moderner Informationssoftware auf. Dass die Softwarelösungen aber auch nur so gut sein können wie der Anwender seine Eingaben vornimmt, mache der Anwendungsberater ebenso deutlich wie den Sachverhalt, dass die Digitalisierung gut ausgebildete Baufachleute nicht entbehrlich sei: „Die Intelligenz muss vor dem Computer sitzen“, betonte Löffler.

In einer abschließenden Gesprächsrunde mit Planern, Unternehmern, Bautechnikern sowie Lehrern und Studierenden fand ein informeller Austausch über die Anforderungen des Bautechnikers in der Praxis statt. „Diese Impulse nehmen wir auf um unsere Arbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln“, sagte Stephan Rühl von der Schulleitung der STA. Dass die staatlich geprüften Bautechniker aus Alsfeld offensichtlich sehr gefragt seien, zeige das schwarze Brett der STA mit zahlreichen Stellengesuchen im Bereich Planung und Bauleitung.

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