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„Energievision 2050“: Multimediavortrag zu Klima und Energie zog 750 Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule in seinen Bann„Veränderung ist möglich“

LAUTERBACH (ol). Klimapolitik und Energiewende sind derzeit in aller Munde – nicht zuletzt die Schüleraktion „Fridays for Future“ hat die Dringlichkeit zu handeln wieder ganz nach oben in die Schlagzeilen und vielleicht auch auf die Agenden von Politikern gebracht. Klimaziele gibt es schon lange: So will Deutschland den Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen bis 2050 um 95 Prozent, also fast komplett, senken. Kann das gehen? Wie kann das gehen? Ist das wirklich nötig? Und warum? Und warum passt dieses Thema so gut in das Humboldt-Jahr, das anlässlich des 250. Geburtstages des Reisenden und Gelehrten und Namensgeber des Lauterbacher Gymnasiums in diesem Jahr gefeiert wird?

All diese Fragen beschäftigen, laut Pressemitteilung, auch die Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule. In einem mehrwöchigen Projekt des PoWi-Unterrichts haben sie sich in allen Jahrgangsstufen damit auseinandergesetzt; den Abschluss bildete nun eine Tagesveranstaltung mit dem Team von Multivision, einem bundesweit tätigen Verein, der sich unter dem Titel „Eurovision 2050“ mit den Gründen und Folgen des Klimawandels auseinandersetzt und mit Schülerinnen und Schülern Lösungsansätze erarbeitet.

750 junge Menschen auf der Reise der Energie

Mit Jonas Laß und seinem Team machten sich in drei Runden am vergangenen Dienstag 750 junge Menschen auf die Reise der Energie – woher sie kommt, wie wir wie sie nutzen und welche Konsequenzen unser Handeln für das Klima und die Menschen in der Welt hat. Und diese Reise begann am Morgen eines jeden Schülers: Wer hat schon auf sein Smartphone geschaut? Wer ist mit dem Auto zur Schule gefahren worden? Wer hat schon gefrühstückt? All das sind energierelevante Themen, wie der Referent deutlich machte. Er erklärte – angepasst an das Wissen der jeweiligen Altersstufen -, woher Energie in Deutschland kommt, was Treibhausgase sind, wofür sie wichtig sind und warum zu viele von ihnen die Erde so sehr erwärmen, dass die Pole schmelzen und viele Länder jetzt schon von Überschwemmungen, Unwettern und Dürren bedroht sind.

Kompetent, offen, mitreißend: Jonas Laß von Multivision e.V. hatte viel Informationen im Gepäck. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Ein zwanzigminütiger Film ging zum Einstieg sehr anschaulich auf all das ein: Hier kam ein Klimaforscher zu Wort, der deutlich machte, dass jeder von uns im Jahr für 30 Quadratmeter geschmolzenes Packeis verantwortlich ist. Dabei bestehe das Problem nicht in der Menge der Energie, sondern in der Herkunft: Für die Klimabelastung maßgeblich verantwortlich sind fossile Brennstoffe, deren Wirkung ebenso dargestellt wurde, wie die Auswirkungen des Klimawandels beispielsweise in der Sahelzone – eine Region, die wie Bangladesch unter den Folgen zu leiden hat, deren Ursachen es nicht zu verantworten hat. Die Lage ist ernst, soviel wurde schnell klar, doch es ist jetzt noch nicht zu spät, etwas zu tun, so Zukunftsforscher Ludwig Engel, der appellierte, das Unmögliche zu fordern, um Fortschritt zu generieren.

Einige Beispiele im Film zeigen eindrucksvoll, wie auch Schülerprojekte und Forschungen junger Wissenschaftler die Entwicklung hin zu einer guten, verantwortungsbewussten Energiepolitik verändern können, beispielsweise durch die Entwicklung von speziellen Batterien, die Energie aus nachhaltigen Quellen speichern können.

Verschläge um die Treibhausgasemission zu senden

Bei so viel Input waren von Jonas Laß zwischendurch immer wieder auch die Schülerinnen und Schüler gefragt: Was würden sie wohl vorschlagen, um die Treibhausgasemission zu senken und verantwortungsbewusster mit Energie umzugehen? Und die Schülerinnen und Schüler hatten viele Vorschläge parat: Eine AG gründen, die – analog zur Schülerinitiative „Plant for the Planet“ Bäume pflanzt, die sowohl CO2 aufnehmen als auch mit ihren Wurzeln den Boden festigen und vor Erosion schützen.

Weniger mit dem Auto und mehr mit dem Fahrrad und dem Bus fahren – ein Vorschlag, der mit Blick auf die vielen Elterntaxis durchaus seinen Reiz hat. Mehr Solarenergie, Erdgas oder Erdwärme nutzen, Solarzellen auf Schulen bauen – die Antworten zeigten, dass sich selbst schon die Fünft- und Sechstklässler intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatten.

Auch nach der Veranstaltung hatten viele Schülerinnen und Schüler noch Fragen an den Experten.

Und Jonas Laß nahm all diese Antworten ernst, hatte zahllose Beispiele und Ergänzungen parat, Erklärungen, warum und wie etwas geht oder nicht, und erstaunliche Informationen zu Vorschlägen, die jetzt bereits in der Umsetzung sind, wie beispielsweise ein Auto, das rundum mit Solarzellen bestückt ist, denn: Auch bei Elektroautos müsse man stets schauen, woher der Strom denn komme. Neben Solarenergie wurden noch Wind- und Wasserkraft sowie Geothermie ins Spiel gebracht und Vor- und Nachteile erläutert.

Auch einen Blick auf den Kohlenstroffkreislauf in der Natur gewährte Laß den Schülerinnen und Schülern – und einen Ansatz, wie man diesen Kreislauf nutzen könnte, um am Ende CO2-neutral daraus hervorzugehen. In einem gut durchdachten, interessant angelegten Marsch durch die Möglichkeiten der Lagerung, des Abbaus und der Nutzung von CO2 wurde das Publikum selbst zum Klimaexperten, verstand, was die Ozeane damit zu tun haben und wie Holz als Baustoff wirkt.

„Veränderung ist möglich. Ihr habt diesen Zustand nicht herbeigeführt“

Dennoch wird an einer drastischen Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen kein Weg vorbeiführen, so ein Fazit des Tages. Knapp neun Tonnen CO2 produziert ein Mensch in Deutschland pro Jahr. Gut eine Tonne dürfte es noch sein, wobei ein Flug nach Mallorca dies schon zur Hälfte aufbraucht. Kann man diese Reduktion schaffen?

Ja, man kann, so der Appell des Multivision-Teams: „Veränderung ist möglich. Ihr habt diesen Zustand nicht herbeigeführt“, so Jonas Laß an die Schülerinnen und Schüler gerichtet, „aber ihr könnt und müsst mithelfen, dass wir das Klima retten können. Und ihr dürft meiner Generation durchaus in den Hintern treten!“

Jonas Laß vom Verein Multivision e.V. schaffte es spielend, die Kinder und Jugendlichen für das Thema Energie und Klima zu interessieren.

Sebastian Recklies, mitverantwortlicher Koordinator dieses PoWi-Projektes, zeigte sich im Anschluss sehr erfreut über die hohe Resonanz und das große Interesse der Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen. Es zeige sich, dass das Klima als großes, bedeutendes Thema der Gegenwart erkannt sei. Alexander von Humboldt fände dies sicher gut: Er hat bereits vor 200 Jahren über den Einfluss des Menschen auf die Natur geforscht und wichtige Erkenntnisse zur Fotosynthese geliefert.

Und so passte diese Veranstaltung, die von der Sparkasse Oberhessen und den Lauterbachen Stadtwerken unterstützt wurde, auch ganz hervorragend in die Aktivitäten des Humboldtjahres, dem jeder Fachbereich des Gymnasiums in diesem Jahr mit verschiedenen Aktionen Rechnung trägt.

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