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Fachschule Heilerziehungspflege an der Max-Eyth-Schule stillt Bedarf eines wachsenden MarktesBeruf mit Sinn, Perspektive und Jobgarantie

ALSFELD (ol). Wenn Nicholas Smallwood oder Evelin Brückmann ihren Dienst antreten, dann müssen sie als erstes mehrere Türen auf- und abschließen. Die beiden Heilzerziehungspfleger arbeiten in geschlossenen Wohneinheiten. Ausgebildet wurden sie an der Fachschule Heilerziehungspflege der Alsfelder Max-Eyth-Schule. Der zweijährige Studiengang plus das einjährige Berufspraktikum zieht Studierende aus der weiteren Region an und genießt bei den verschiedensten sozialen Einrichtungen einen guten Ruf.

Smallwood betreut in einem Wohnheim der Schottener Dienste in Homberg Ohm eine Gruppe von Autisten, deren Fremd- und Selbstgefährdungspotenzial so groß ist, dass sie nicht in einer offenen Wohnform untergebracht sein können, Brückmann arbeitet in Reiskirchen/Lindenstruth im Martinsheim. Hier werden psychisch kranke Menschen betreut. Auch ihre Klienten müssen rund um die Uhr beaufsichtigt werden, benötigen Pflege und eine Tagesstruktur. Für all das und mehr sind die Heilerziehungspfleger zuständig.

„Das Berufsbild der HEPs, wie die Heilerziehungspfleger gerne genannt werden, ist eines der vielfältigsten und anspruchsvollsten in den sozialen und pflegerischen Berufen“, erläutert Sabine Fath-Keller. Weiter heißt es in der Pressemitteilung der Schule, die Abteilungsleiterin der Max-Eyth-Schule begleitet seit Jahren die Ausbildung der HEPs und beobachtet auch den Markt: „Der Bedarf an Fachkräften, die qualifiziert Menschen mit Unterstützungsbedarf betreuen, wächst rasant“, so ihr Fazit, „für unsere Absolventen bedeutet das, dass sie nach ihrer Ausbildung zu 99 Prozent einen Arbeitsplatz finden, ja, sogar unter verschiedenen Angeboten wählen können.“

„Mit der Zeit habe ich verstanden, dass es nicht anders geht“

So erklärt es sich auch, dass sowohl Nicholas Smallwood als auch Evelin Brückmann von sich sagen können, dass sie genau die Arbeit machen, die ihnen gefällt, auch wenn es Außenstehenden erst einmal unwahrscheinlich erscheint. „Als ich das erste Mal hier im geschlossenen Wohnbereich war, musste ich auch erstmal schlucken“, verrät der 23-jährige Grünberger, nicht zuletzt, weil in fast allen Zimmern keine Möbel außer den Betten standen, und die waren am Fußboden festgeschraubt. „Mit der Zeit habe ich verstanden, dass es nicht anders geht. Die Krankheitsbilder unserer Männer hier kann man zwar nicht über einen Kamm scheren, aber ihr Gefährdungspotenzial ist eben nicht zu unterschätzen.“

Für Tagesstruktur sorgen – das tut Nicholas Smallwood (rechts) auch spielerisch mit seinen Betreuten. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Im letzten Jahr hat Smallwood sein Studium in Alsfeld abgeschlossen hat. Mit seinem Realschulabschluss hat er zunächst die Ausbildung zum Sozialassistenten gemacht. Inzwischen hat er nicht nur den Abschluss zum HEP, sondern auch die Fachhochschulreife in der Tasche. „Ich kann also später auch noch an einer Hochschule studieren.“ Doch das ist Zukunftsmusik, denn die Arbeit mit seinen Klienten macht ihm großen Spaß. „Autisten sind auf sich selbst bezogen, sie kommen auch nicht zu mir mit Wünschen oder Anregungen. Wenn es mir dann gelingt, ihnen mit meinen Angeboten – spielen, handwerkliches Arbeiten, Spaziergänge – manchmal ein Lächeln zu schenken, ihnen eine schöne Seite des Lebens zu zeigen, dann gibt mir das unheimlich viel und lässt Frustration und Rückschritte schnell vergessen.“

Die Ausbildung in der Max-Eyth-Schule hat ihn gut auf diese ungewöhnliche Tätigkeit vorbereitet. „Der Bereich Autismus ist zwar viel zu breit, als dass man in erschöpfend behandeln könnte“, erläutert Fachlehrerin Kerstin Pfeiffer, „aber unsere Studierenden erhalten viel Grundlagenwissen, auf das sie je nach Interessenslage sehr gut aufbauen können.“

Berufliche Neuorientierung mit Mitte 50

Auch für Evelin Brückmann war schnell klar, dass sie etwas Soziales machen wollte, als sie mit Mitte Fünfzig beschloss, sich noch einmal beruflich zu orientieren. Mit einem theologischen Hintergrund, viel Erfahrung als Chorleiterin und Klavierlehrerin, dazu ihr Engagement als Unterstützerin und Fürsprecherin zweier erwachsener Menschen mit geistiger Behinderung, erschien ihr nach einiger Recherche die Ausbildung zur HEP als genau das Richtige für sie. „Ich habe schon während der zwei Jahre an der Schule gemerkt, dass das hier genau mein Ding ist“, freut sie sich.

Dass sie direkt nach ihrem Berufspraktikum und dem Abschluss zur HEP im Martinsheim gelandet ist, war entweder Zufall oder Fügung, erinnert sie sich. Schon nach einem halben Tag Probearbeit war ihr klar, dass sie in der Einrichtung für Menschen jeden Alters mit psychischen Erkrankungen genau richtig ist. Auch Michael Kraft, Geschäftsführer des Martinsheims, ist glücklich, dass Brückmann sich für sein Haus entschieden hat und nun nicht nur in den geschlossenen Bereich gewechselt hat und die Ausbildung von Praktikanten übernommen hat, sondern dass sie auch begonnen hat, die Beziehungen zur Max-Eyth-Schule zu intensivieren. „Meine Erfahrung war, dass es hier eine hohe Verknüpfung von schulischen Inhalten und Praxis gibt, sodass die Ausbildung nie losgelöst von den tatsächlichen Einsatzgebieten der HEPs stattfindet. Sie bereitet sehr gut auf den Umgang mit zu betreuenden Menschen in den unterschiedlichsten Einrichtungen vor“, so Brückmann über ihr Studium an der Alsfelder Schule.

„Das Konzept der Schule, das Berufspraktikum nicht blockweise studienbegleitend zu machen, sondern an einem Stück nach zwei Jahren Theorie, ist für Arbeitgeber ein sehr guter Ansatz“, ergänzt Kraft: „Die Praktikanten verfügen über viel Wissen und sind über einen langen Zeitraum verbindlich einsetzbar.“ Und die Studierenden wiederum erhalten einen wirklich realistischen Einblick in ein mögliches Arbeitsfeld. Und davon gibt es viele: HEPs werden in Altenpflegeheimen, in Einrichtungen mit behinderten Menschen, in Kitas oder in allen sonstigen Einrichtungen eingesetzt, in denen sich Menschen mit Unterstützungsbedarf aufhalten. „Man kann hier wirklich seine eigenen Talente und Neigungen um- und einsetzen“, betont Pfeiffer.

Ein Beruf, in dem man pflegerisch und pädagogisch arbeitet

Für Evelin Brückmann bedeutet das, dass sie nicht nur ihre Lebenserfahrung in die Waagschale werfen kann, sondern auch ihr Musiktalent: Sie hat im Martinsheim mit einem Chor ein hochwertiges Freizeitangebot geschaffen, das von vielen Bewohnern gerne angenommen wird. Zu ihren Aufgaben gehört auch viel Pflegerisches: Hilfe beim Toilettengang oder beim Waschen, beim Essen oder auch beim Anziehen. „Das Schöne an unserem Beruf ist, dass wir sowohl pädagogisch als auch pflegerisch arbeiten können und uns nach der Ausbildung genau die Stellen aussuchen können, die uns liegen.“

Die Qual der Wahl kommt auch bald auf Horst Eckhardt und Natascha Konradi zu. Wie Joline Stumpf sind sie im dritten Ausbildungsjahr und stehen kurz vor ihren Prüfungen im Sommer. Stumpf hat danach schon einen Vertrag in der Tasche: Die 21-Jährige kann direkt nach dem Abschluss ihrer Ausbildung als Sozialdienstleiterin in einer Kirtorfer Einrichtung anfangen. „Wir wissen zwar, dass unsere Ausbildung gut ist und der Markt leergefegt, aber das haben wir dann doch nicht alle Tage“, freut sich Abteilungsleiterin Fath-Keller über diesen Erfolg.

Einen vertrauensvollen Umgang pflegen Evelin Brückmann und Geschäftsführer Michael Kraft.

Über ein Highlight in der Ausbildung kann auch Horst Eckhardt berichten. Er hat die Möglichkeiten der Europa-Schule genutzt und eines seiner Praktika in England gemacht. „Ich habe hier mit Menschen gearbeitet, die aufgrund verschiedener Ursachen Hirnschädigungen erlitten haben“, berichtet der 51-Jährige. „Zum einen habe ich hier Einblick in ein sehr interessantes Arbeitsfeld erhalten, zum anderen konnte ich auch aus einer anderen Perspektive auf die Arbeit schauen.“ Eckhard hat früher in einem kaufmännischen Beruf gearbeitet. Nachdem er selbst längere Zeit einen Angehörigen gepflegt hatte, strebte er eine Umschulung an.

Die Heilerziehungspflege traf genau seine Vorstellungen, besonders die Pädagogik interessiert ihn sehr. Für den Gießener war die Entscheidung, seine Umschulung in Alsfeld zu machen, ein Glücksgriff: „Die Ausbildung deckt unheimlich viele Bereiche ab, und es wird sehr geschaut, was die beruflichen Interessen der Studierenden sind. Darauf liegt immer auch ein Augenmerk.“

Den Menschen Unterstützung bieten und Teilhabe am Leben ermöglichen

Das kann auch Natascha Konradi bestätigen. Wie Nicholas Smallwood hat auch sie vor der HEP-Ausbildung die Sozialassistenz an der Max-Eyth-Schule erlernt. In der Heilerziehungspflege schätzt sie die Verbindung von Pflege und Pädagogik und könnte sich gut vorstellen, in einer kleinen Wohngruppe zu arbeiten. „Ich möchte den Menschen mit Unterstützungsbedarf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Dazu gehören ganz praktische Dinge wie die Pflege, aber auch das Schaffen einer Tagesstruktur, das Anleiten, möglichst viel selbst zu tun. Was ich auch sehr schätze an dieser Ausbildung ist, dass wir alle so verschieden sind. Wir sind zwischen zwanzig und 55 Jahre alt, wir kommen aus den verschiedensten Lebenssituationen – auch davon können wir alle gegenseitig profitieren.“

Auch Joline Stumpf blieb nach der Ausbildung zur Sozialassistentin an der Max-Eyth-Schule. Sie sieht großes Potenzial in den Praktika, die zum Studium gehören – nicht zuletzt, weil eines davon auch für sie ein Türöffner zum ersten Karriereschritt nach dem Studium war. „Dies ist ein schönes Beispiel für die Qualität unserer Ausbildung“, zeigt sich Abteilungsleiterin Fath-Keller erfreut. In Zeiten wachsender Anforderungen an Pflege und Pädagogik sieht sie ihre Abteilung an der Max-Eyth-Schule gut aufgestellt. Zu Recht, wie die Beispiele von Nicholas Smallwood, Evelin Brückmann, Horst Eckhard, Joline Stumpf und Natascha Konradi eindrucksvoll zeigen.

Mehr Informationen zur Fachschule Heil- und Erziehungspflege an der Max-Eyth-Schule gibt es unter http://www.mes-alsfeld.de/interessen/sozialwesen-und-paedagogik/fachschule-heilerziehungspflege/allgemein.html.

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