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„Ahleburg Helau“ begeistert Publikum aus Nah und Fern mit buntem FaschingsprogrammStadl-Stimmung, Schmuddelwitze, Sperrbezirke

ALTENBURG (ol). Mit „Viva Colonia“, der Hymne aller Faschingsnarren startete die Altenburg am Samstagabend in ihre Faschingsveranstaltung, organisiert vom Sportverein und umgesetzt mit vielen Helfern und Unterstützern. Da war der Saal bereits bester Laune, denn Musikus Bernd Scheuer hatte dem Partyvolk im DGH schon mächtig eingeheizt. Nur eine verzweifelte Marianne, die eine Hälfte des Volksmusikduos Marianne und Michael, warte verzweifelt auf ihr Pendant, mit dem sie gemeinsam den Abend moderieren wollte.

Und so musste Marianne, verkörpert von Stephanie Ebert, wie in den Jahren zuvor mit Horst Schlämmer (Carsten Ebert) vorliebnehmen, der auf bekannt ruppige Art das Ruder an sich riss. „Ich frrrreu‘ mich“, bekräftigte die blonde Marianne dennoch unermüdlich in bester Stadl-Marnier – ein neuer stehende Begriff für den Altenburger Fasching war geboren!

Nach den Grußworten des ACC, dargebracht von Henner Muhl, stürmten sechs Gardemädels des Alsfelder Carneval-Clubs die Bühne: Die Konfettis sorgten für richtig gute Faschingsstimmung und beeindruckten mit einem starken Tanz und strahlenden Gesichtern. Während Marianne weiterhin versuchte, ihren Michael wenigstens an die Strippe zu kriegen, konnten die Moderatoren einen Spontan-Act auf der Bühne in Altenburg begrüßen: Berti K. alias Bernd Kirchhof und Pamela Fugber boten in einem interessanten Zwiegespräch Einblicke über Fremdkörper – ein Stichwort, dass eine ganz besondere Bedeutung erhielt, ging es doch darum, wie sich eine Frau, die einst ein Mann war, beispielsweise des reflexhaften, männlichen Kratzens in der Körpermitte erwehrt, und welche Vorteile so eine wechselseitige Beziehung mit einem fremden Körper doch haben kann.

Die Garde-Mädels des ACC bei ihrem Gastauftritt beim Altenburger Fasching. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Schwarzlichttraum aus Weiß und Neon bei den Castle Hill Girls

Für Abwechslung nach diesen tiefen Einblicken sorgten sodann die Castle Hill Girls. Ihren zweiten Auftritt nutzten die sehr gut eingespielten Altenburger Tanzdamen für einen Schwarzlichttraum aus Weiß und Neon, der den dunklen Saal und die nachtschwarze Bühne in ein fantastisches Licht tauchte und ganz viel Altenburger Frauenpower offenbarte. Frauenpower hatte auch Adele Placht mitgebracht. Auch sie war schon mehrfach zu Gast auf der Altenburger Faschingsbühne und beschrieb in launigen, selbstgedichteten Worten in einem Mix aus Rap und Gesang ihren Arbeitsalltag in der Wäscherei der Werkstatt von Kompass Leben e.V.

Nach mehreren Versuchen und einem nicht ganz so freundlichen Telefonat erschien dann schließlich doch Mariannes Co-Moderator Michael in Gestalt von Manuel Spahn auf der Bühne, leicht derangiert noch von einer außerehelichen Aktion hinter Bühne, was Marianne zwar zur Kenntnis nahm, aber zum Publikum gerichtet mit einem strahlenden „Ich frrreu‘ mich“ quittierte. Wie in jedem Jahr ist die Moderation in Altenburg ein erstklassiger Act für sich: Witzig und spontan, pointiert und komisch kommen hier stets viele Themen neben der Moderation zur Sprache – in diesem Jahr nahmen Marianne und Michael das zweifelhafte Image der heilen Welt der Volksmusik aufs Korn – sehr zur Freude ihres Publikums, das der Musiker und die Sängerin zwischendurch sogar mit Livegesang erfreuten.

Marianne und Horst.

Tanzeinlage, dass die Bühne wackelte und eine Zeitreise in die 80er Jahre

Die Rote Garde des ACC zeigte den Altenburger Narren eine Tanzeinlage, dass die Bühne nur so wackelte. Die Damen dieser Garde sind eine stets ein Höhepunkt auf dem närrischen Parkett, alljährlich präsentieren sie perfekten Gardetanz und verzaubern das Publikum obendrein mit ihrer grandiosen Ausstrahlung! Doch es geht ja nicht immer nur um Spaß und Freude, manchmal soll man auch etwas lernen – wie gut, dass die Altenburg nehmen vielen anderen Spezialisten nun auch einen Sexperten zu bieten hat.

Bernd Kirchhof hatte sich diesbezüglich fortgebildet und erklärte dem interessierten Publikum zwar nicht, wo Nudisten ihr Wechselgeld lassen, aber was Allorgasmie ist, Antolagnie oder Moriaphilie. Letzteres ist die Lust an Schmuddelwitzen, und daran ließ der Büttenredner sein Publikum reichlich teilhaben. Einmal in der Schmuddelecke, reihten sich auch Heinz & Friends ins Rotlichtviertel der Altenburger Bühne ein: Schon lange stellen die sechs mit ihrem heißen Mix aus Playback, Livegesang, Tanz und Parodie hier eine feste Größe dar und wie in jedem Jahr begeisterten sie das Faschingsvolk nachhaltig.

Heinz and Friends.

Eine kleine Zeitreise hatten sie vorbereitet und entführten die Gäste samt schwerbandagiertem, aber mit einer heißen Krankenschwester ausgestatteten Heinz in die Musikwelt der 80er, und hier zunächst auf den Straßenstrich: „Skandal um Rosi“ gaben sie zum Besten. Drei große Jungs mit guten Jobs – darunter ein Bürgermeister und ein Bankdirektor -, ein Ruheständler und zwei Damen, die die Hosen anhaben, zeigen sich in jedem Jahr wieder als ausgelassene Rampenstürmer. In diesem Jahr als Deutsch-Rocker und Falco-Imitatoren, die in roten Samtroben „Amadeus“ zum Leben erweckten – dargestellt mit der einzigartigen Performancekraft des Altenburger „Ortsvorstehers der Herzen“.

Bürgermeister Paule als Bürgermeister im Wahlkampfmodus

Als Bürgermeister im Wahlkampfmodus trat sodann Stephan Paule – kurz zuvor noch als wilder Gitarrist zu sehen – in die Altenburger Bütt und erklärte dem geneigten Publikum den minimalen Unterschied zwischen Fastnacht und Politik. In einem Rundumschlag von der internationalen Politik („Brexit ist wie Pubertät – man will sich von den Eltern lösen, aber die Bequemlichkeiten behalten“) über die nationale (Berliner Flughafen und Diesel-Affäre) bis hin zur Lokalpolitik ließ sich der Rathauschef über das Geschehen des letzten Jahres aus. Er stellte in Aussicht, dass nach der missglückten Gemeindefusion von Kirtorf und Antrifttal und dem wackeligen LUWIA-Projekt in Romrod alle drei Kommunen bald von Alsfeld geschluckt würden, was seine Zuhörer mit viel Applaus belohnten.

Drei ganz besonders lebhafte Babys hatte als nächstes Babysitter Thomas Scheuer zu hüten: Emil, Berti und Ralfi machten ihm in ihren großen Babyboxen das Leben schwer und zeigten unter anderem als radioaktiv verstrahlte Schlümpfe, wie man sich untereinander vermehrt und wie man trotz großer voller Windeln gutgelaunt bleibt. Die Musikauswahl und die Gestik taten ihr Übriges zum Gelingen dieser Einlage, deren Urheber, die Phantastischen 4, auf keiner Altenburger Faschingsveranstaltung fehlen dürfen.

Bürgermeister Stephan Paule bei seiner Büttenrede.

Genauso wenig wie der Lappearsch, der unermüdliche, scheinbar allwissende Chronist des Dorfgeschehens, dem keine Peinlichkeit entgeht und der sich im Lauf eines Jahres vor Fremd- und Selbstanzeigen kaum retten kann. Egal, ob die erste Tour mit dem neuen E-Bike an der Wand des Frauenhauses endet, weil der Motor bergab auf Hochtouren lief, ob die Spitzen von Dartpfeilen in der Dorfwirtschaft an männlichen Oberschenkeln überprüft werden oder ob man betrunken mit einem kalten Hähnchen in der Hand die falsche Tür eintritt – nichts bleibt dem Lappearsch alias Rainer Paul verborgen, auch nicht der mysteriöse Fall von vom Sturm vor die Haustür einer einzelnen Dame gewehten Sex Toys, deren ursprünglicher Besitzer man trotz größter Mühe nicht hatte ausfindig machen können, fest steht nur: Ein Altenburger kann das nicht gewesen sein. Ein Schelm, wer anders drüber denkt.

Der Höhepunkt des Abend: Das Männerballett

Höhepunkt und Ausklang der Altenburger Faschingsveranstaltung ist in jedem Jahr das Männerballett. Über die „Altenburger Astrrrrralkörper“ freute sich noch einmal Moderatorin Marianne und mit ihr das begeisterte Publikum, das Seefahrer auf verschiedensten Schiffen auf ihren Reisen durch fremde Galaxien begleitete, sei es das Raumschiff Enterprise, die Baywatch-Crew mit einer hinreißenden und hingerissenen Pamela Anderson und einem stark verföhnten David Hasselhoff oder die Fischer aus Piräus, die das dort wartende Mädchen vor der Einsamkeit, den Seeungeheuern und den Nixen retteten. Wie immer war dies eine sehr witzige Darbietung, getragen von gutgebauten Männern unterschiedlicher Statur und Alters und natürlich von Thomas Scheuer, der wie in jedem Jahr die Frauenrolle mit Hingabe und dieses Mal mit einem roten, gutgefüllten Badeanzug übernommen hatte.

Mit viel Applaus und einer anhaltenden Polonaise ging der Faschingsabend nach einem fast fünfstündigen Programm in den gemütlichen Teil über. Die Tanzbühne und die Sektbar öffneten und luden die Gäste im DGH noch zu einer langen Partynacht, die fast nahtlos und mit Hilfe vieler fleißiger Helfer am nächsten Tag in den Kinderfasching mündete. Auch für die jungen Gäste gab es ein buntes Programm, über das die Nachwuchsnarren und ihre Eltern sich freuten. Ein letztes Mal hieß es dann „Ahleburg Helau“ – die Narren am Schlossberg packten ein und freuen sich jetzt schon auf nächstes Jahr.

Ein Gedanke zu “Stadl-Stimmung, Schmuddelwitze, Sperrbezirke

  1. Ja, ja – das Männerballett als Höhepunkt und als Vor- und Nachspeise die Geschlechtsumgewandelte, die sich am Phantomsack kratzen will, und natürlich auch sonst noch ein paar Schmuddelwitze in diverse Richtungen. Ist halt Karneval. Wer da nicht mit lacht, hat eben keinen Humor. Prostata!

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