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Glasfaser für Feldkrücken: Kabel werden ins Leerrohr geblasenMit Druckluft Richtung Zukunft

VOGELSBERGKREIS (ol). Das Ganze dauert nicht länger als zehn Minuten und schon sind weitere 700 Meter der schnellen Datenautobahn verlegt. Am Rande von Ulrichstein startet Marco Mulfinger den großen Kompressor, um gleichzeitig sieben bunte Plastikröhren, sogenannte Pipes, durch die später das Glasfaserkabel verläuft, mit zwölf bar Druck in ein Leerrohr zu blasen – in Richtung Feldkrücken, einem Stadtteil mit gerade einmal 260 Einwohnern. „Ja, auch die kleinen Dörfer im Vogelsbergkreis werden Schritt für Schritt mit schnellem Internet versorgt“, betont Landrat Manfred Görig (SPD) beim Besuch auf der Baustelle.

„Bei der Erschließung des Baugebietes wurden bereits Leerrohre verlegt“, schildert Siegfried Leinberger, Chef der gleichnamigen Baufirma laut Pressemitteilung des Vogelsbergkreis. „Deshalb kann in diesem Bereich Glasfaser bis ins Haus angeboten werden.“ Landrat Görig ergänzt: „Das ist nicht selbstverständlich, vor allem nicht in solch kleinen Orten.“ Die Firma Leinberger hat gerade mehrere Baustellen im Vogelsbergkreis, eine davon ist in Ulrichstein im Auftrag der Telekom.

Landrat Manfred Görig mit Siegfried Leinberger (links) und Marco Mulfinger (rechts). Fotos: Sabine Galle-Schäfer

Das Leerrohr von der Vermittlungsstelle in der Kernstadt bis nach Feldkrücken sei bereits verlegt. Nun gehe es darum, die Pipes in dieses Leerrohr zu blasen. Marco Mulfinger, Mitarbeiter bei Leinberger, kennt dieses Verfahren, macht sich routiniert an die Arbeit. Von großen Kabelrollen auf einem Lastwagen zieht er die bunten Plastikröhren ab, führt sie zusammen und „stöpselt“ sie in einer speziellen Maschine, dem Super Jet, ein.

Sieben solcher Pipes werden gleichzeitig mit Druckluft in das Leerrohr geblasen. „Dank des Luftstroms gibt es keinerlei Reibung“, erklärt Siegfried Leinberger. Die Pipes können so problemlos innerhalb von wenigen Minuten 700 Meter Richtung Feldkrücken geschoben werden. Nur durch eine dieser bunten Röhren wird dann das eigentliche Glasfaserkabel geblasen. „Wir haben also sechs Röhren in Reserve“, sagt Manfred Görig. „Hinzu kommt: Das eigentliche Glasfaserkabel hat noch einmal 96 einzelne Fasern. Auch da brauchen wir nicht alle.“

Gleich sieben Kabel werden am Stadtrand von Ulrichstein mit Druckluft in ein Leerrohr geblasen. Durch eine der bunten Röhren wird dann das Glasfaserkabel nach Feldkrücken führen, denn „Schritt für Schritt werden auch die kleinen Dörfer im Vogelsbergkreis mit schnellem Internet versorgt“, betont Landrat Manfred Görig beim Besuch auf der Baustelle.

„Wir sind für die Zukunft bestens gerüstet“, betont der Landrat. „Der Grundstein für künftige digitale Entwicklungen ist gelegt, wir haben noch jede Menge freier Kapazitäten.“ Gleichzeitig weist er auf die hohen Kosten beim Breitbandausbau im ländlichen Raum hin. „Es wird viel Geld in die Hand genommen, um auch kleine Dörfer mit wenigen Einwohnern zu versorgen.“

5 Gedanken zu “Mit Druckluft Richtung Zukunft

  1. Die Drei von der Druckwelle können sich noch so sehr ins Zeug legen, um einen intergalaktischen Vogelsberg 4.0 vorzutäuschen. Warum sind viele andere Länder und Regionen bereits so viel weiter beim schnellen Internet? Ihre Glasfaser- und Funkprojekte sind einfach so gut finanziert, dass sie eben „in die Fläche“ getragen werden konnten und dort – dank zureichender Infrastruktur – auch flächenmäßig funktionieren.
    Nicht so in Deutschland! Höre ich den Namen Eichel / fließen bei mir Gift und Speichel! Denn dieser typisch sozialdemokratische Superminister für Selbstüberschätzung, zunächst als „Hans im Glück“ gefeiert und dann als „Sparhans“ und „Blanker Hans“ verspottet (vgl. https://www.stern.de/wirtschaft/news/hans-eichel–hans-im-glueck–vom-pech-verfolgt-3343940.html), gilt als Erfinder des Prinzips, die Kuh beim Melken zu schlachten. Mit der Versteigerung von Funklizenzen hoffte er den Staatssäckel zu füllen, ohne zu bedenken, dass auch die potentesten Finanzkonsortien eine Obergrenze setzen, ab der Investitionen sich nicht mehr rechnen. D.h. wer sich bei der Versteigerung der Funklizenzen schon verhoben hat, baut dann nicht auch noch viele Tausend Antennenmasten, um überall guten Empfang zu gewährleisten. Zudem musste immer auch der kranke Staatskonzern Deutsche Post mit privatisiert und irgendwie beteiligt werden, weil der Staat dort seine langfristigen Staatsanleihen versenkt hatte.
    So kränkeln Glasfaser und G5 in den Fußstapfen einer verfehlten Industriepolitik vor sich hin und kommen von vornherein nicht richtig auf die Beine. Alles wird immer nur halb fertig, überzeugt nicht vollständig, taugt nichts, bietet zu wenig für einen zu hohen Preis. Was wenig sachverständige Politiker nicht von immer neuen verwegenen Forderungen abhält; wie der nach einem flächendeckenden Funkstandard G5, der sich aber gerade aufgrund seiner Spitzentechnologie für die Einrichtung an jeder Milchkanne nicht eignet. Die Sache wird schlichtweg zu teuer (vgl. https://www.zeit.de/digital/internet/2018-09/5g-netz-ausbau-mobilfunkstandard-helge-braun). Und schaut man in die sieben Pipes der jetzt das Vogelsberger Erdreich mit viel Druckluft durchpflügenden Leerrohre und erfährt, dass sechs davon einer Nutzung in ferner Zukunft vorbehalten sind, wähnt man sich auf einem der früheren Futurologenkongresse, von denen heute niemand mehr spricht.

    1. Es soll doch sicher heißen: „Zu wenig Piepen für die Pipes“ (Piepen = Geldmittel).
      Pipen i.S. von mittelalterlichen, U-förmigen Röhren oder niederdeutsch Pfeifen (auch Tabakpfeifen) passen nicht in diesem Sinnzusammenhang. Zwar gibt es den Begriff „Pipe“ auch in der Informatik (Datenstrom zwischen zwei Prozessen), der in der Programmiersprache mit einem Senkrechten Strich („|“ oder „¦“), dem Pipe-Symbol, erzeugt wird, aber das wäre wirklich nur etwas für Eingeweihte und auch für die schwer verständlich.

  2. …ist auch noch kein schnelles Internet in jeder Hütte. Mal sehen, wie lange es dauert, bis sich Lehrrohre und Pipes mit Glasfaserleitungen füllen. Über sieben Rohre musst du gehen / und in sieben leere Pi-pes sehn…
    Ich erzähle euch jetzt mal einen guten Witz:
    Unterhalten sich zwei Vogelsberger „Akteure“ über die „Zukunft Vulkan Vogelsberg“. Sagt der in der blauen Jacke zu dem in der grauen Jacke: „Bei der Erschließung des Baugebietes wurden bereits Leerrohre verlegt. Deshalb kann in diesem Bereich Glasfaser bis ins Haus angeboten werden.“ Ergänzt der in der grauen Jacke: „Das ist nicht selbstverständlich, vor allem nicht in solch kleinen Orten.“
    Wo da die Pointe ist? Na, wieder mal so ein Vogelsberger Leuchtturmprojekt mit viel heißer Luft. 260 Vogelsberger [genauer: Feldkrückener] freuen sich. Die restlichen 107.000 gucken ins Leerrohr oder die sieben Pipes. Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Görig früher nur heiße Luft abgelassen oder mit Zitronen gehandelt hat. Jetzt stellt er jedem Feldkrückener ein großes Geschenkpaket mit goldener Schleife vor die Haustür. Natürlich leer. Jingle bells, jingle bells / wannst Glasfaser hoa’m wuist / dann bestell’s! Kostet natürlich ’ne Kleinigkeit. Nur die Leerrohre und die Druckluft sind gratis.

  3. Alles schön und gut aber trotzdem noch die veraltete Technik(Vectoring) und so hängt der Vogelsberg wieder trotz „max.100Mbit“ hinterher…….

  4. Na Hauptsache die kleinen Dörfer sind versorgt. Schulen und Gewerbegebiete sind ja nicht so wichtig.

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