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Der Sportpsychologen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu Gast auf der Mitgliederveranstaltung der VR Bank HessenlandWie man es schafft den Stress zu besiegen

ALSFELD (ol). Eine zentrale Frage stand im Mittelpunkt des Abends: Kann man Stressresistenz trainieren? Um es vorweg zu nehmen: Ja, das geht. Wie genau, das erklärte der Sportpsychologe der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann vor rund 500 Besuchern auf der Mitgliederversammlung der VR Bank Hessenland am Mittwochabend. 

Es war ein Mitgliederversammlung, wie sie nicht alle Tage stattfindet: Es gab spannende Einblicke in das Themenfeld der Stressbewältigung und praktische Tipps, wie es nicht nur Spitzensportler schaffen mit Stress umzugehen. Mit dabei: Der bekannte Sportpsychologe der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann, der auf Einladung der VR Bank Hessenland in die Alsfelder Stadthalle gekommen war und vor dem Publikum referierte.

Seit 2004 betreut Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Sachen Sportpsychologie. Ins Team geholt hatte ihn seinerzeit Jürgen Klinsmann. „Im Spitzensport kommt es sehr auf die Psyche und mentale Stärke an“, begann Hermann seinen Vortrag, „gut sind die nämlich alle.“ Der Unterschied sei oft die mentale Verfassung und die „Tagesform“. Wie sehr die nämlich ein Rolle spiele, habe ganz Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft diesen Sommer erleben können.

„Es ist schlicht nicht gelungen aus drei Top-Teams etwas erfolgreiches zu formen“, führt er weiter aus. Mit den drei Top-Teams meine der die damals amtierenden Weltmeister-Mannschaft aus 2014, die amtierende U21-Europameistermannschaft sowie die Confed-Cup Gewinnermannschaft. Alles habe auf eine erfolgsversprechende Konstellation hingedeutet, aber dann sollte es bekanntermaßen anders kommen.

Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann bei seinem Vortrag. Fotos: ts

Praktische Tipps gegen Stress

Einer der Gründe, der zum Misserfolg führte was seiner Meinung nach der mentale Druck – der Stress auslöst. „Erfolgreiche Spitzensportler müssen lernen mit Stress umzugehen, sonst könnten sie keinen Erfolg haben“, erläuterte Hermann. Und genau das sei der Nationalmannschaft nicht gelungen.

Im weiteren Verlauf gab Hermann „praktische“ Tipps für jedermann, wie man Stress vermeiden und damit besser fertig werden kann. Grundsätzlich solle man Herausfoderungen nicht meiden, sondern sich stellen und meistern. Das sei der wichtigste Schritt, um Selbstverstrauen aufzubauen und Stress besser bewältigen zu können. Aber auch Vermeidung von Stress-Auslösern, Motivation, Unterstützung durch das Umfeld, einen Ausgleich und genügend Schlaf seien wichtige Faktoren im Kampf gegen den Stress.

Anschaulich am „lebenden“ Beispiel wurde der Wirkung von Stress an einem Mann aus dem Publikum gezeigt. Ein Kreis, ein Ball und zwei Meter Entfernung, aus der der Kreis getroffen werden sollte. Mit einer kleinen Wette rund herum, wollte Hermann Stress auslösen: 50 Euro sollte der Mann bekommen, wenn er alle Versuche treffe, sollte es nicht klappen hätte er einen Monatslohn an die Alsfelder Tafel spenden sollen. „Menschen, die sich unter Druck setzen lassen und in Stress verfallen, sehen an dieser Stelle nur den Verlust, das Negative, vor Augen und nicht den Gewinn, das Positive“, erklärte der Sportpsychologe. Sich den Herausforderungen stellen, Ruhe bewahren und an das Positive denken, seien hier ausschlaggebend.

Unter Druck setzen ließ sich der Mann nicht: 10 von 10 Treffern in den Kreis und 50 Euro Gewinn. Die Spende an die Alsfelder Tafel gab es aber trotzdem: Die VR Bank Hessenland sprang ein.

Der Versuch auf der Bühne.

Stressresistenzen lassen sich trainieren

Das wichtigste an dem Abend blieben aber die Tipps des Sportpsychologen. Kann man Stressresistenzen trainieren? Ja, das kann man. „Es gibt sechs verschiedene Einflussfaktoren, die Stress abbauen: Die Erkenntnis darüber, was in mir Selbst Stress auslöst, wie sich das Denken unter Stress verändert, die Motivation mit der ich etwas tue, genügend Schlaf, persönliche Unterstützung und ein Ausgleich“, erklärte er. Wenn hier alles stimme, dann könne man Stress vorbeugen.

Vor allem aber solle man darauf achten, sich entgegen seines Berufes einen Ausgleich zu schaffen. „Wenn man beruflich viel Abwechslung erlebt und einen anstrengenden Beruf hat, dann sollte man sich als Ausgleich genau den Gegenpol suchen – etwas ruhiges. Hat man einen ruhigeren, eintönigeren Job, dann ist eine sportliche Aktivität gut“, führte er aus. Mit diesen Tipps ging eine etwas andere und spannende Mitgliederversammlung zu Ende.

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