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Eine offene Tür ins grüne NordhessenDie HOMEberger wollen Lust auf das Land machen

HOMBERG (ol). Eine neue Initiative will die Wahrnehmung Nordhessens auf den Kopf stellen und die Menschen mit auf eine Reise in eine nachhaltige und zukunftsoptimistische Region nehmen: HOMEberger heißt die Plattform. Als größte Stärke Nordhessens erkennen die 20 beteiligten Unternehmer ausgerechnet die Langsamkeit des ländlichen Raums.

In der Pressemitteilung der Initiative heißt es, zu den Akteuren zählen die beiden Smartphone-Neudenker Carsten und Samuel Waldeck, der Gemeinschaftsbauer Hubertus Nägel, die Sinnstifter Ilona und Rainer Wälde und die Lebenskünstler Kristina Fiand und Ernst Groß. Als Zehenmeister ist Markus Schott dabei, der Genussritter Moritz Zinn und als Erfrischer Simone Bressan, außerdem der Wertschöpfer Malte Groß und der Teppichüberflieger Teja Habbishaw.

„HOMEberger“ nennen sie ihre Plattform und wollen mit dem „e“ im Namen bewusst irritieren. „Wir möchten die Homberger und alle Menschen im Kreis anregen, ihre Heimat selbstbewusster zu erleben und die ausgezeichneten Entwicklungschancen als modernes Idyll mitten in Deutschland zu erkennen“ schreiben sie in ihrer Pressemeldung. Das Wortspiel mit dem englischen „Home“ betont das Zuhause, das die Stadt und das umliegende Land für seine Bewohner bietet. „Die Hamburger sind stolz auf ihre Hansestadt – wir haben Gründe gesammelt, mit demselben Selbstbewusstsein auf Homberg zu Blicken“, sagt die Initiative.

Das grüne Nordhessen als offene Tür

Ihre Website verstehen sie als offene Tür ins grüne Nordhessen, das es mit persönlichen Empfehlungen der Akteure neu zu entdecken gilt. Dafür hat die Initiative ihre liebsten Rad- und Wandertouren in einer App zugänglich gemacht und will damit erlebbar machen, was sie selbst an der Region besonders schätzen: Die ruhige Natur des waldreichsten Bundeslandes in Deutschland. „Sollte die Abgeschiedenheit der Region jemals ein Nachteil Nordhessens gewesen sein, wurde daraus mit den Trends hin zu Entschleunigung und Rückbesinnung auf den Wert von Natur ein bedeutender Vorteil, der nur entdeckt werden muss“, ist die Initiative überzeugt. Nordhessen biete den idealen Nährboden für besonders kreative und nachhaltige Ideen Made in Hessen, sind die HOMEberger überzeugt.

Das zeigen auch die bildstarken Portraits der Unternehmer, die aus der Region heraus überregionale Strahlkraft entwickelt haben. „Kernidee des Konzepts war, spannende Unternehmer nicht nur als wirtschaftliche Akteure zu zeigen, sondern auch als zufriedene Landbewohner, die sich hier zu Hause fühlen“, betont Jonathan Linker, der Idee und Inhalte gemeinsam mit der Gruppe entwickelt hat. Hombergs Bürgermeister Dr. Nico Ritz hat die Initiative von Anfang an unterstützt. Für ihn ist sie ein wichtiger Baustein in der Bewerbung der Stadt als „Cittàslow“. Weltweit zählt das Netzwerk mittlerweile 228 Städte und Gemeinden in 30 Ländern. Alle Citàslows teilen die Überzeugung, dass die Wiederentdeckung der Werte Natur und Langsamkeit eine besonders hohe Lebensqualität möglich machen. Die HOMEberger teilen diese Sichtweise und unterstützen mit ihrer Seite www.homeberger.de die Bewerbung der Stadt.

2 Gedanken zu “Die HOMEberger wollen Lust auf das Land machen

  1. Der Interessierte von außerhalb (Vollakademiker):
    „Wo breiten sich denn hier im Vogelsberg attraktive Idylle, nachhaltige Natur und coole Bodenständigkeit gemeinsam mit der Innovationskraft spannender erfolgreicher Unternehmen mit attraktiven sicheren Arbeitsplätzen und verlässlicher Infrastruktur aus, Klaus?“
    Klaus (voll Vogelsberger):
    „Aich hun koa Oahnung!“

  2. „Die strukturellen Nachteile unserer dünn besiedelten Heimat verkehren sich dank der Digitalisierung und flexiblen Arbeitsplätzen zu einem Schatz, den wir teilen möchten. Uns eint ein zukunftsoptimistischer Lebensstil in einer der ursprünglichsten Regionen Deutschlands.“
    Ja, auch so kann Standortmarketing aussehen und hätte auch das unseres Vogelsbergkreises (www.vogelsberg.de) aussehen können!!! Da gibt es kein überambitioniertes Gerede von einer „neuen Form der Moderne“ oder von der „Landlust in der Nähe [ha, ha, ha!] der Metropole“, keine verschwurbelten Ansammlungen blumiger Attribute wie aus Großvaters königl.-preuss. Reklame-Anstalt: „Wo sich attraktive Idylle, nachhaltige Natur und coole Bodenständigkeit gemeinsam mit der Innovationskraft spannender erfolgreicher Unternehmen mit attraktiven sicheren Arbeitsplätzen und verlässlicher Infrastruktur ausbreiten…“ (würg!). Und am Ende ist man selbst überrascht, dass man das richtige Maß zwischen selbstbewusstem Auftritt und inhaltsleerer Aufschneiderei leider nicht gefunden hat: „Wer hätte das gedacht? FREIRAUM gefunden auf Europas größtem Vulkan.“
    Ja, wer hätte das gedacht. Wir haben den Größten, aber keiner ist beeindruckt. Da bleibt gerade noch der „Freiraum“ für den Größten in der „langärmelich Engerhos“; letztere wahrscheinlich ein konkreter fassbares Vogelsberger Alleinstellungsmerkmal als der „größte Vulkan“, der in Wirklichkeit nur eine Ansammlung vieler kleiner Schildvulkane ist. Und wer hätte gedacht, dass es zur überzeugenden Selbstdarstellung eines mühsam herbei fantasierten Alleinstellungsmerkmals wie des seit 15 Mio Jahren erkalteten Vulkangebiets nicht einmal bedarf. Das mag im übrigen ja das größte Europas sein, sieht aber im Grunde nicht anders als viele andere Vulkanregionen in Deutschland auch. Nur ist es – etwa im Vergleich zur Vulkaneifel – leider noch unspektakulärer (siehe Schildvulkane). Und selbst das nur mäßig überzeugende Vulkan-Motiv hat man durch widersprüchliche Aussagen gleich wieder kaputt geschlagen. Erst „Vulkan aktiv“ und anschließend „Der Vulkan schläft – „. Wir nicht? Leider wohl doch.
    Das hervorragende Homberger Beispiel zeigt, dass man Allerweltsthemen wie „Natur und Langsamkeit“ als Bedingungen „hoher Lebensqualität“ auf eine ganz selbstverständliche Art auch ohne behauptete Alleinstellung vermarkten kann, indem man den Nachweis führt, dass sich unternehmerische Kreativität eben nicht nur aus der hektischen Atmospäre der Metropolen, sondern auch aus der Ruhe und Gelassenheit des Landlebens entwickeln kann. Allerdings darf man dabei nie vergessen, dass die „ausgezeichneten Entwicklungschancen“ daran gebunden sind, dass neben Natur und Langsamkeit auch ein schnelles Internet und leistungsfähige Verkehrswege zur Verfügung stehen. Vielleicht kommt auf diese Weise ja sogar das Steuergeld-Grab Kassel-Airport noch zu neuen Ehren.

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