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Portraitaktion „Wir sind Alsfeld" - Heute mit: Helmar Bünnecke Inhaber „Buch 2000 - Buchladen am Rathaus“Ein Mann mit vielen Talenten und Interessen

SONDERTHEMA|ALSFELD (bk). Den ganzen Tag von Büchern umgeben sein: Ein Traum für jeden Bücherwurm. Helmar Bünnecke hat als Inhaber vom Buch 2000 genau das erreicht. Dabei war er auch schon Inhaber einer Bar und ist doch wieder in den Buchhandel zurückgekehrt. Was genau dahinter steckt und welches sein Lieblingsbuch ist verrät er im Rahmen der Portraitaktion „Wir sind Alsfeld“.

In Alsfeld gibt es viele Geschäfte. Ein Fakt, den man so stehen lassen könnte, wenn nicht viele der Unternehmen eins gemeinsam hätten: Bekannte Gesichter – auch „Chefs“ genannt. Die meisten teilnehmenden Unternehmen von Erlebnis.Alsfeld haben diesen gewissen Charme eben genau wegen ihrer Persönlichkeiten die Ihnen innewohnen. Selbst wenn man den Namen nicht kennt, so grüßt man sie doch auf der Straße, wenn man ihnen begegnet – einfach, weil sie sind, wie sie sind.

Erlebnis.Alsfeld wagt in Zusammenarbeit mit Oberhessen-live und merciPhotography einen Blick hinter die Unternehmensfassaden und holt den Menschen zurück in den Vordergrund. Denn ohne den Gründer oder Besitzer des jeweiligen Unternehmens gäbe es dieses vermutlich gar nicht. Sie machen das Einkaufen in Alsfeld zu etwas Besonderem. Sei es durch ihre freundliche, charmante Art, oder durch ihr kompetentes Fachwissen – „Wir sind Alsfeld“ zeigt die Unternehmer, wie man sie normalerweise nicht zu sehen bekommt und wirft einen Blick zurück in die manchmal kuriose Vergangenheit der Unternehmer.

Helmar Bünnecke, Inhaber „Buch 2000 – Buchladen am Rathaus“

Geboren wurde Helmar Bünnecke in Alsfeld als Sohn eines Buchhändlers und doch schlummert ein kleiner Tausendsassa in ihm. Während sein Vater als Geschäftsführer in einem Buchladen in der Mainzer Gasse tätig war, lernte Bünnecke seine zukünftige Frau kennen, die Besitzerin eines Reformhauses war. „1939/40 haben sie dann einfach zum Reformhaus noch eine Buchhandlung dazu gemacht. Da bin ich dann halt draus entstanden“, lacht der humorvolle Inhaber vom Buch 2000.

Nachdem er auch die Richtung seiner Mutter ausprobiert hatte, entschied er sich jedoch lieber in den Buchhandel einzusteigen, auch wenn er es nicht klassisch gelernt hat. Stück für Stück hat er sich alles selbst beigebracht. „Learning by doing“, lacht Bünnecke und fügt hinzu: „Anscheinend ist es in Ordnung, wie ich das alles mache.“ Da gibt ihm der Erfolg Recht. Denn während die Konkurrenz am heimischen Markt schwand, blieb das Buch 2000 den Alsfeldern erhalten und lockt auch heute noch mit seiner ganz eigenen Atmosphäre.

Als Gast einer Bar hat man es besser

Nachdem der Laden in der Oberen Fulda Gasse mehr und mehr zu klein wurde, zog er 1989 in den Markt 2 ein. „Der Laden ist sehr hoch, und bietet damit viel Stauraum. Ich habe dann die Regale entworfen, die mir ein Schreiner extra anfertigte“, erzählt er schon ein wenig stolz. Und das kann er auch sein, denn gerade dass sich in allen Ecken des Ladens Bücher versteckt sind, gibt dem Laden den ganz besonderen Charakter. Die meisten Kunden finden sich auch spätestens nach zehn bis 15 Minuten zurecht und doch wird Bünnecke hin und wieder noch gefragt, wie denn alles organisiert ist. Zwar hilft er den Kunden gerne, hat aber auch einen speziellen Tipp für diese Kunden: „Wer oft in Buchhandlungen geht, der hat schnell raus, wie das alles organisiert ist“, erzählt er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Eben genau so, wie man ihn kennt.

Kurzzeitig verschlug es den Autodidakten in eine andere Branche. „Meine Lieblingsbar, die Columbus Bar, sollte 1970 verkauft werden. Da habe ich mich kurzer Hand mit einem Freund zusammengetan und sie gekauft“, erinnert Bünnecke sich und sucht sogar alte Bilder dieser Zeit aus einem Buch heraus. Gerade einmal zehn Jahre hatte die Bar geöffnet, ehe Bünnecke sie übernahm. Doch schnell merkte er, dass es etwas anderes ist an dem Tresen zu sitzen, als dahinter zu stehen.

Ein ausgesprochener Vertreter von Büchern auf Papier

„Als Gast ist das wunderbar, da kann man kommen und gehen, wann man will. Aber wenn man mit eingebunden ist, hat das mit Alkohol gar nichts mehr zu tun. Da muss man nur hoffen, dass die Gäste was trinken.“ Nach zwei Jahren war für ihn dann auch Schluss und er ging zurück zu seinen Büchern. Doch die Erinnerung bleibt ihm und hat ihn auch sehr geprägt: „Das war schon lustig und da möchte ich auch nicht drauf verzichten.“ Es ist auch eine besondere Lebenserfahrung, denn zwischen Marburg und Fulda war die Columbus Bar das große Highlight. „Die Leute gehen ja doch nicht mit der Freundin oder der Geliebten im eigenen Ort aus“, sagt Bünnecke schelmisch grinsend.

Mit den Büchern hat Helmar Bünnecke einen Beruf, den man nur machen kann, wenn man wirklich darin aufgeht. Denn seine Woche hat sieben Arbeitstage und wenn man dann nicht gerne von Büchern umgeben ist, hat man als Inhaber eines Buchladens ein Problem. Bünnecke jedoch ist mit Leib und Seele Buchhändler. Er macht seinen Job mit so viel Leidenschaft, dass es immer wieder schön ist das „Buch 2000“ zu betreten – und manchmal hört man die Kunden leiste flüstern: „Irgendwie erinnert es mich an den Buchladen aus Harry Potter“. Sein ganz eigenes Lieblingsbuch ist eine romantische Komödie von Nicolas Barreau die er seinen Kunden immer wieder gerne empfiehlt. Übrigens: Er ist ein ausgesprochener Vertreter und Liebhaber von Büchern auf Papier.

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3 Gedanken zu “Ein Mann mit vielen Talenten und Interessen

  1. „Learning by doing“… Na ja. Ob nicht mancher Leerstand bei den Alsfelder Ladenlokalen auf allzu viel Doing und zu wenig Learning zurück zu führen ist? Dem Nachwuchs möchte man es nicht empfehlen, sich darauf zu verlassen, dass die Eltern schon mal ne Buchhandlung, ein Reformhaus und dergleichen eröffnet haben, die der Filius dann als Filiale weiterführt. Aber egal, nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Und wenn’s für den Erfolg reicht, ist doch alles gut.

  2. Ist doch eigentlich eine gute Idee, die Eigentümer alt eingesessener Alsfelder Geschäfte hier vorzustellen. Der Stil des obigen Portraits gefällt mir allerdings auch nicht. Aber trotz allem liebe ich diese untypischen Lebensläufe und die Menschen, die sich immer wieder neu erfinden. Es läuft eben nicht alles so glatt im Leben. Man erreicht, was man will. Man muss es nur wollen, usw. Das Leben ist voller Zufälle, und man muss die Chancen. die am Wege auftauchen, ergreifen.
    ___________

    @ Lyrik Writing for beginners
    Sehr lustige Hesse-Verballhornung, die zu der im Artikel dargestellten Biografie wirklich passt!

  3. „Die meisten teilnehmenden Unternehmen von Erlebnis.Alsfeld haben diesen gewissen Charme eben genau wegen ihrer Persönlichkeiten die Ihnen innewohnen.
    […] Erlebnis.Alsfeld wagt in Zusammenarbeit mit Oberhessen-live und merciPhotography einen Blick hinter die Unternehmensfassaden und holt den Menschen zurück in den Vordergrund. Denn ohne den Gründer oder Besitzer des jeweiligen Unternehmens gäbe es dieses vermutlich gar nicht.“
    Gegen so viel Tiefsinn hilft nur Hermann Hesse:
    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
    bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    in and`re neue Bindungen zu geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…
    und wohl ein Ende auch, wie wir’s hier grad erleben.
    War jetzt nicht ganz original. Aber mancher Schreibstil ist doch allzu lyrisch. Da kürzt man gern ein wenig.

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