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Langjähriger Chefarzt Dr. Reinhard Runkel geht in den RuhestandDer Patient steht immer im Vordergrund

ALSFELD (ol). Noch einmal ging er am heutigen Montag an seine alte Wirkungsstätte. Allerdings führte sein Weg nicht – wie all die Jahre und jeden Tag zuvor – in den Operationssaal. Heute stand lediglich eine kurze Übergabe an den Nachfolger an, dann wartete der wohlverdiente Ruhestand auf Dr. Reinhard Runkel, den Chefarzt der Anästhesie und Schmerztherapie, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie und Naturheilverfahren am Kreiskrankenhaus in Alsfeld.

Wenn er zurückblickt auf sein berufliches Leben, so nennt er nicht etwa die großen, komplizierten Operationen, bei denen er für die Narkose zuständig war, zuerst. Nein, der erste Satz ist ein ganz besonderes Dankeschön an seine Ehefrau Ursula. „Ohne meine Frau wäre das alles gar nicht möglich gewesen“, sagt Dr. Runkel. „Wir kennen uns seit 51 Jahren, 39 Jahre sind wir verheiratet“, sagte er stolz. Sieben Kinder hat das Ehepaar und fünf Enkel. Und noch ein besonderer Dank liege dem Anästhesisten am Herzen: „Erwähnen möchte ich die Schwestern in der Anästhesie und der Intensivstation, ohne die die ganze Behandlung undenkbar wäre.“ Runkel weiß, was er an seinem Team, zu dem auch sieben Ärzte zählten, hatte, heißt es in der Pressemeldung des Kreiskrankenhauses Alsfeld.

Ein Blick zurück in die Vergangenheit

Runkels beruflicher Werdegang begann 1976 bei der Bundeswehr in Würzburg. Nach der Sanitätsausbildung studierte er Medizin in Gießen. Nach verschiedenen Stationen – unter anderem an den Uni-Kliniken in Gießen und Frankfurt und dem Kreiskrankenhaus in Lich – kam er 2005 nach Alsfeld. Seitdem war er dort als Chefarzt der Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin tätig.

Viel habe sich in all den Jahren getan: „Der Trend geht weg von der Vollnarkose“, erklärte der erfahrene Mediziner. „In der Chirurgie wird vermehrt minimal-invasiv operiert, in der Anästhesie werden analog dazu moderne und schonende Verfahren eingesetzt, die Narkose wird, wenn es der Eingriff erlaubt, regional verabreicht.“ Zudem werden, erklärte der Mediziner, moderne Narkose-Mittel eingesetzt, die über die Lunge aufgenommen werden. „Unmittelbar nach dem Ende der OP können sie wieder ausgeatmet werden, wenige Stunden später enthält der Körper keine Narkotika mehr, der Patient kann bei einer ambulanten OP noch am selben Tag nach Hause entlassen werden.“ Diese schonenden Verfahren könnten indes nicht bei jedem Eingriff eingesetzt werden: Bei einer Notfall-OP – beispielsweise nach einem Verkehrsunfall – ist weiterhin die Vollnarkose nötig, schränkte Dr. Reinhard Runkel ein.

Chefarzt Dr. Reinhard G. Runkel tritt seinen Ruhestand an. Foto: Anja Kierblewski

Ein weiteres Arbeitsgebiet des Chefarztes war die Schmerztherapie. Dieses Schmerzmanagement betrifft alle Fälle in allen Bereichen des Kreiskrankenhauses – also den Patienten mit der neuen Hüfte, den Krebspatienten oder den stationären Patienten auf der Inneren Abteilung, schildert der Arzt den Hintergrund. Die Kranken können nicht zuletzt dank der Morphin-Liberalisierung heute „viel effizienter behandelt werden als früher“. Über eine Schmerzpumpe kann das Mittel kontinuierlich verabreicht werden, die Dosierung kann individuell abgestimmt werden.

Viele Aufgaben bei einer kompetenten, medizinischen Versorgung

Eine weitere große Aufgabe sei die Notfallmedizin am KKH gewesen. „Das Schockraum-Team ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in Bereitschaft“, unterstreicht Runkel. Geleitet werde dieses Team von einem Anästhesie-Facharzt. Erstversorgt werden vom Schockraum-Team zum Beispiel Unfallopfer. Zudem ist das Team von Dr. Runkel für die Reanimation am KKH verantwortlich – geschult werden auch die Pflegekräfte. „So kann eine Schwester in den zwei bis drei Minuten, die das Reanimationsteam benötigt, um im Ernstfall beim Patienten zu sein, bereits die geeigneten Maßnahmen einleiten“, schilderte Runkel die Intention.

Und dann wird es doch ein wenig technisch beim Blick zurück auf seine Zeit in Alsfeld, denn unter Chefarzt Dr. Runkel wurden moderne Gerätschaften für den Bereich Intensiv und Narkose angeschafft, unter anderem moderne Überwachungsgeräte. Auch die monitor-gesteuerte Sicherung der Atemwege hat Dr. Runkel eingeführt.

„Der Narkosearzt von früher ist heute ein Facharzt für perioperative Medizin“, sagte Dr. Runkel als Fazit und ergänzte: „Früher war es der, der die Lachgas-Maske aufgesetzt hat, heute bereitet der Anästhesist große OPs vor, übernimmt die gesamte Logistik.“ Eines aber habe sich nicht geändert: „Die Belange des Patienten stehen im Vordergrund, der Arzt zeigt den sicheren Weg zur OP auf, nachher sorgt er dafür, dass der Patient gut wieder nach Hause kommt.“

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