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Betriebsbesuch: Wirtschaftsdezernent Dr. Mischak beim Biobetrieb Pöhl in Freiensteinau-ReichlosVon hier kommt die gesunde Biomilch

FREIENSTEINAU (ol). Der Biobetrieb Pöhl in Reichlos stellte bereits 2012 auf biologische Haltung um. Seit vergangenem Jahr sind sie Bioland-Betrieb. Nun kamen, laut Pressemitteilung, Wirtschaftsdezernent Doktor Jens Mischak, Amtsleiterin Anja Püchner sowie Freiensteinaus Bürgermeister Sascha Spielberger zu einer Hof- und Betriebsbesichtigung vorbei.

„Wir wurden anfangs schwer belächelt, als wir auf Biobetrieb umgestellt haben“, erzählte das Ehepaar Pöhl auf dem Weg hinüber zu einer riesigen Baugrube: Was jetzt nach dem Regen eher wie ein Schwimmbad anmute, soll bis zum Herbst ein moderner Offenstall für das Milchvieh werden. „Aber es war der richtige Weg für uns, heute sind wir froh, dass wir biologisch wirtschaften und als Biolandbetrieb auch einen recht stabilen Milchpreis erhalten, mit dem man auskommen kann.“

Beim Rundgang: Hinter dem jetzigen Stall blickt man auf großzügige Weideflächen, wo die Rinder grasen. Foto: Gaby Richter

Man merke sofort, dass alle beide mit viel Herzblut dabei seien: Im Kälberstall beginne die Betriebsbesichtigung und Familie Pöhl erkläre den Besuchern die Kälberaufzucht mit Vollmilchtränke, die die Kleinen nach rund drei Monaten verlassen, um auf den ausgedehnten Wiesen zu grasen. Und der geplante neue Boxenlaufstall höre sich nach Wellness für die Kühe an, wenn die beiden ausmalen, wie die Tiere dann jederzeit vom Stall auf die Weide und wieder zurück gehen könnten – weil sie vielleicht der Sommerhitze tagsüber ausweichen und dafür lieber in der kühlen Nacht draußen sein wollten. Dort werde dann auch die neue Melkanlage für 32 Kühe integriert sein, bei der je 16 Kühe im Wechsel gemolken werden, was man auch „swingover“ nenne. Die alte Anlage werde abgebaut und verkauft, die Jungtiere zögen dann um in den jetzigen Kuhstall.

Jenny Pöhl (Mitte) beginnt den Rundgang im Kälberstall, dem Kindergarten. Nach drei Monaten heißt es für die Kleinen dann „raus auf die Weide“. Foto: Gaby Richter

Die Familie Pöhl habe die Hofstelle in Reichlos 1954 erworben und bewirtschafte den Hof heute bereits in der vierten Generation. 1976 haben die Eltern der heutigen Inhaber einen der ersten Boxenlaufställe hessenweit gebaut, in dem sie bis heute tatkräftig mitwirken. Zum ersten Mal komme im Sommer dann ein Landwirt-Azubi in den bislang reinen Familienbetrieb. Ursprünglich diente der Hof als Niederlassung der Familie Riedesel, die dort eine Art „Außenposten“ unterhielten. Zum Hof gehören noch knapp 140 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 31 Hektar Ackerland, 95 Hektar Grünland und 17 Hektar Dauerweide. Von derzeit 70 Milchkühen mit einer Produktion von rund 1.500 Litern pro Tag soll der Betrieb auf knapp das Doppelte anwachsen, sobald der neue Boxenlaufstall fertiggestellt sei. „Der Neubau wurde Ende letzten Jahres bewilligt und erhält Fördermittel aus der sogenannten Einzelbetrieblichen Investitionsförderung, kurz EFP, vor allem wegen des besonderen Komforts und Auslaufs für die Kühe“, erklärte Amtsleiterin Anja Püchner.

„Bauernhof als Klassenzimmer“ – das Schild prangt am Hoftor. Jenny Pöhl’s Steckenpferd: Sie zeigt Schulklassen gerne den Bauernhof, um ihnen die Nachhaltigkeit der Lebensmittel wieder näher zu bringen. Foto: Gaby Richter

Die Familie habe aber noch ein ganz besonderes Steckenpferd: Seit zwei Jahren mache der Betrieb Pöhl bei der Initiative „Bauernhof als Klassenzimmer“ mit, wo Jenny Pöhl Schulklassen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Werdegang vom Kalb zur Kuh erkläre und alles Wissenswerte rund um die Milch und Landtechnik vermittle – Bauernhof zum Anfassen und Mitmachen.

„Jedes Kind sollte mindestens einmal auf einem Bauernhof gewesen sein“, finde sie. Eigentlich auch jeder andere, denn: „Wir müssen die Nachhaltigkeit von Nahrungsmitteln wieder mehr bewusst machen, vor allem der folgenden Generation.“ Eine Haltung, der Mischak beipflichtet: „Wir versuchen mit Aktionen wie der Direktvermarkter-Broschüre ein Bewusstsein für die regionalen Erzeugnisse beim Verbraucher zu wecken, das ist wichtig.“

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